Kapitel 8

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Mittwoch, 13.07.

Leon

"Und du bist dir sicher, dass das klappt?", flüsterte ich Oma Lissi zu. Meine verrückte Großmutter war ein Profi darin, Geburtstage zu wahren Abenteuern zu machen. Und da Raul heute Geburtstag hatte, hat sie sich etwas ganz besonderes einfallen lassen. Wenn Raul von der Arbeit nach Hause kam, trat er gegen einen Stolperdraht, der eine Art Kettenreaktion auslöste, bis dahin, dass sich alle Girlanden von selbst aufgehangen haben, die Torte auf dem Tisch platziert wurde und fröhliche Musik aus dem CD-Player spielte. Und wenn die Musik ertönte, sprangen wir hinter dem einen Sessel hervor, hinter dem wir zu dritt, Nessi und Oma Lissi und ich, lauerten. Ich hatte Nessis Ellenbogen im Auge und Oma Lissi stand auf meinem Fuß, aber wir hatten keine Zeit, das zu ändern. Raul würde jeden Augenblick die Tür öffnen, da wollten wir nichts riskieren.
Und das passierte auch. Raul kam rein und brachte durch den Strick, den Oma Lissi in der Tür gespannt hatte, die Kettenreaktion zum Laufen. Die Girlanden hingen nun an der Wand, der Kuchen stand auf dem Tisch, zusammen mit den vielen bunten Geschenken.  Als dann die Musik ertönte, sprangen wir hervor, hoben die Hände in die Luft und riefen "ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG!!" Das riefen zumindest Oma Lissi und Nessi. Ich schrie nur "AUAAA!", denn beim Hände in die Luft reißen, bekam ich voll Nessis Hand vor die Nase. Während ich mir die Nase rieb, und Raul sich bei den beiden bedankte, krabbelte ich vorm Sessel vor und gab meinem Freund erstmal einen Geburtstagskuss und wünschte ihm auch alles Gute.

Raul

Wer kam auf so eine verrückte Idee, eine Kettenreaktion als Geburtstagsüberraschung zu fabrizieren? Das konnte wohl nur Lissi einfallen.
Fröhlich packte ich die Geschenke aus, die unter anderen auch von meinen Verwandte kamen, die überall in der Welt verteilt waren. Meine Tante wohnte in Australien, mein Opa in Thailand, meine Eltern in Kanada und meine Schwester in Spanien. Aber wenigstens dachten sie an mich. In den Kisten, die mit buntem, lustigem Papier umwickelt waren, steckten die verschiedensten Dinge. Je nach dem, von wem ein Geschenk war, bekam ich auch etwas, was mich an das Land erinnerte, wo der- oder diejenige wohnte.
Als letztes öffnete ich die Geschenke, von den drei Menschen, die bei mir waren. Auf das letzte freute ich mich am meisten. Es war das von Leon, und es war das kleinste von allen. Ich packte es vorsichtig aus. Als erstes sah ich das Plüschtier. Es war ein Affe, mit einem Zettel dran, auf dem Stand "Damit du dein Äffchen auch bei dir hast, wenn es mal nicht bei dir sein kann. P.S.: Ich passe auch in jede Reisetasche. ;)"
Einen Moment lang schaute ich den Plüsch-Affen an. Dann stand ich auf, setzte ihn auf meinen Fernseher und lächelte zufrieden.
Ich setzte mich wieder hin und holte den Umschlag heraus, der noch halb eingepackt war. Als ich ihn öffnete, lief mir eine Träne über die Wange. Ein Brief, dass wir als Paar die Erlaubnis haben, ein Kind zu adoptieren. Darin stand auch, dass das Waisenhaus schon ein Kind hat, welches gut zu uns passen würde, wenn wir zusagen würden, dass wir ein Kind adoptieren. Ich nickte Leon nur an, stand auf und fiel ihm tränenüberströmt und überglücklich in die Arme.

Snowboys || boyxboy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt