Kapitel 3

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Mittwoch, 22.12.

Leon

Zusammen mit Nessi saß ich in der Küche vorm Ofen, eingewickelt in Decken, und hoffte, dass der Elektriker, den wir vor knapp zwei Stunden um Hilfe gebeten hatten, bald aufkreuzt und die Heizung repariert. Es ist schweinekalt und ich war fast am überlegen, selbst einmal nach der Heizung zu schauen. Und das tat ich auch.
Ich stieg hinab in den Keller und schaltete das Licht an. Nessi rief mir von oben zu:
"Ich gehe einkaufen! Ich bringe ein paar Wärmflaschen und Kirschkernkissen mit. Bis später." Dann fiel die Tür ins Schloss und Nessi war weg. Jetzt war ich allein. Ich zog eine Kiste vom Schrank, um die Leitungen sehen zu können. Nur wusste ich nicht, dass diese Kiste wahnsinnig schweren Inhalt hatte. Mir fiel der schwere Karton entgegen und voll auf meinen Fuß. Ich schrie auf, in der Hoffnung, dass mich keiner gehört hat. Was ich zu bezweifeln mochte, denn die Kellertür, die offen stand, war direkt neben der Haustür. Wenn mein Nachbar also nicht gerade in seinem Keller eingebunkert war, konnte er mich vielleicht hören.
Ich zog meinen Fuß unter der Kiste vor und humpelte nach drausen. Da wir keine Kühlakkus oder ähnliches da hatten, musste der Schnee erstmal herhalten.

Raul

Ich war unsicher, ob der Schrei, den ich hörte, von Leon kam. Neugierig schaute ich aus dem Fenster. Und doch, da saß er auf der Treppe, mit einer ziemlich dünnen Jacke und den Fuß im Schnee steckend. Ich beschloss, zu meinem Nachbarn zu gehen.
Ich schlüpfte in meine Stiefel und zog meine Winterjacke über. Dann griff ich nach der Mütze und setzte diese auf, um mich direkt danach ins Freie zu begeben. Das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit, roch ich die frische, eisige Winterluft, die mir Gänsehaut in alle Ecken meines Körpers produzierte. Ich stapfte durch den Schnee hinüber zum Nachbarhaus.
"Hast du Hitze?", fragte ich meinen Nachbarn mit einer fröhlichen Stimme.
Daraufhin knurrte er mich an und meinte "Ja voll, es ist auch gar nicht kalt zu seiner Jahreszeit. Nee, wie kommst du auf so was? Natürlich nicht..." Er zitterte leicht und ich fragte ihn, weshalb er hier im Schnee saß. Er erklärte mir das mit der schweren Kiste und das sie keine Kühlakkus da haben. Ich bot ihm an, mit zu mir zu kommen. Ich würde Tee kochen und mich um den Fuß kümmern. Als er das Angebot annahm, schloss ich die Haustür und stützte den Verletzten in mein Haus.
Wieder redeten wir eine ganze Weile und ich bemerkte so ein komisches Gefühl im Bauch, wenn ich in Leon seine sanft braunen Augen sah. Irgendwas, was sich anfühlte wie Wärme. Aber nicht so warm, dass es irgendwas zu bedeuten hatte. Wäre ja auch völliger Unsinn. Oder doch nicht?

Snowboys || boyxboy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt