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Die Tage vergingen, die Zeit rannte davon und ich wurde um diese Tage älter. Ich wurde weich!
In meinem ganzen Leben hätte ich mir nicht gedacht, das mich ein Weib um den Verstand brachte, aber man wird im Leben immer eines besseren belehrt.

Langsam schloss ich die Eingangstür hinter mir darauf bedacht, Mercedes nicht zu wecken. Seitdem ich diese Vereinbarung gesetzt hatte, haben wir uns prächtig daran gehalten. Der Gedanke daran das ihr irgendein anderer Typ seine Zunge, egal in welche Öffnung auch immer reinsteckte, ließ mich brodeln. Zu meiner Überraschung zogen mich in letzter Zeit auch keine anderen Frauen an. Sie sahen alle gleich billig aus.

Mercedes war einfach anders. Sie teilte denselben Humor, sie aß mit ihren Fingern und sie nörgelte nicht herum wenn es einmal kein warmes Wasser gab.
Meine Hand betätigte den Griff der Autotür. Kurz richtete ich meine Haare im Seitenspiegel, bevor ich mein Auto in den Verkehr manövrierte.

Während ich wieder einen Taxifahrer anschreien musste, was grundsätzlich aus Schimpfwörtern bestand, kreisten meine Gedanken um Mercedes.

Es war einfach falsch.
Aber ich konnte meine Finger nicht von ihr lassen und langsam glaubte ich tatsächlich, das ich sogar etwas mehr als nur eine Sexbeziehung wollte. Wäre dies schlimm?

Ich wusste es nicht. Aus einem mir unerklärlichen Grund brachte es mir zugleich ein angenehmes Gefühl, aber auch Angst. Ich war nie der Beziehungstyp gewesen. Ich kenne mich damit nicht aus. Ich weiß nur, keiner sollte sie anfassen und nur ihr galt zurzeit meine Aufmerksamkeit.
Das witzige: Ich kam damit klar.

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"Das Geschäft läuft gut.", stellte Mercedes an der Theke fest. Grinsend warf ich das bereits durchnässte Geschirrtuch über die Schulter und konnte ihr nur zustimmen.
"Ja, die neue Geschäftsführerin hat ein Händchen dafür.". Sie verschluckte sich und prustete das letzte Tröpfchen Gin aus.
"Alles ok?", meine Hände schnellten hervor und wollten ihr irgendwie zur Hilfe eilen.
"Alles okay.", bekam sie mit hochrotem Kopf noch raus.

Bevor ich ihr einen weiteren spendieren konnte unterbrachen uns ihre zwei Blondinen Freundinnen, deren Namen ich schon wieder vergessen hatte. Besser so, schließlich hatte ich bereits mit beiden eine Nacht verbracht. Deshalb begrüßte ich sie mit einem Charmanten "Hi!", was dafür sorgte, dass sie unisono zurück schleuderten.

Frauen konnten manchmal echt unheimmich sein.

Gerade als ich beide bedienen wollte, tauchte Isaac zu seiner Schicht auf und ließ mich stutzen. Er hatte sich tatsächlich eine Bobfrisur zugelegt, die ihm ganz und gar nicht stand.
"Man, hast du ein Ehestreit hinter dir?" begrüßte ich ihn nonchalant.
"Schlimmer, die Schwiegereltern sind zu Besuch.". Belustigt schwenkte ich meinen Kopf und ließ mich nicht davon beirren, weiter meiner Tätigkeit als Barkeeper zu dienen.

Mercedes hatte vollkommen Recht. Das Geschäft lief prächtig. Jeden Tag entdeckte ich neue Kundschaft. Es war anscheinend eine Gewohnheitssache meiner Augen, den Raum auf neue Frauen abzutasten. Dennoch zog mich keine von denen an. 

Mittlerweile angeheitert schmunzelte ich bei Mercedes Anblick, wie sie den Blondinen zu den Toiletten folgte.
"Der Club ist ja wieder so voll!", nörgelte Isaac gewohnt in mein Ohr, aber es ließ mich kalt, denn ich wollte gottverdammt einmal gut drauf sein und das, ohne eine Sexorgie.

🍸

"Findest du es nicht eigenartig, dass Mercedes mit den Blondinen so lange auf der Toilette braucht?", schrie ich zu Isaac rüber, der infach nur seine Stirn runzelte und seinen Zeigefinger an seinem Ohr hielt, mir andeuten wollte, er hatte nichts verstanden. Genervt winkte ich es mit meiner Hand ab und zeigte zu den Toiletten. Verstehend nickte er mir zurück. Na immerhin klappte das.

Auf dem Weg zu den Toiletten mied ich jeglichen Blickkontakt der Frauen.  Komischerweise fühlte ich mich nicht wohl dabei, wenn ich mit Mercedes so etwas wie eine Beziehung führte.

"Wann willst du es ihm denn sagen?", hörte ich eine der Blondinen an der Toilettentür. Männer lauschten nicht, aber es war einfach gerade zu verlockend.
"Ich weiß es nicht!", schoss Mercedes verzweifelt zurück.
"Was ist denn dabei wenn er es erfährt?", kam die etwas unerträgliche Stimme der anderen Blondine.
"Hallo!", schnippte irgendwer von den dreien, schwer bei einer geschlossenen Tür zu beurteilen, wer hier was macht.

"Er vögelt die Chefin, wie kommt das rüber?", schnappte die andere Blondine zurück und ließ mich baff und unwissend umherblicken. Was? Chefin?
"Ich wollte es ihm letztens sagen…"
"Aber er hat dich gut durchgenommen?", schnalzte wieder irgendwer mit der Zunge.
Mercedes seufzte.

"Wie könnte ich es ihm sagen, dass der Sex toll ist und ich ihn irgendwie mag, aber auch gleichzeitig ich seine Chefin bin?", hallte die Stimme von Mercedes. Was?

Das ist doch jetzt ein Scherz?!
Perplex blinzelte ich den kommenden Kopfschmerzen entgegen.

"Vergiss die Wette nicht.", betonte diese  Blondine.
"Ahja genau, Jenn, du hast mir die 10.000$ noch immer nicht überwiesen.", kam es trotzig von
Mercedes.

Wette?
Chefin?
10.000$?

Langsam verstand ich nichts mehr. Ich versuchte mein Wissen zu sortieren aber so richtig wollte es mein Kopf nicht zur Kentniss nehmen.
"Jace darf niemals erfahren das er eine Wette war!", unterstrich Mercedes ihre Aussage mit einem "Verstanden?"

Was sie darauf taten konnte ich vor der geschlossenen Tür nicht fest stellen. Normal sollte ich jetzt meinen Weg nach Hause finden, aber ich wollte das sie mir vorher ins Gesicht blickt und ich ihr wenigstens ein Gewissen einreden konnte.

Die Tür ging auf und eine dieser Blondinen schreckte zurück, als der Rest folgte. Mit meinem üblichen Pokerface suchten meine Augen die von Mercedes.

"Jace…", hauchte sie entsetz, als ich einfach eine Augenbraue hob und sie verächtlich anstarrte. Es hatte mich verletzt. Ich war irgendeine Wette für sie und dieses Wissen brachte mich auf die Palme.
Auf meinen Beinen wippend schenkte ich ihr einen letzten Kussmund der in diesem Moment echt unangebracht war, trotzdem tat ich es. Ich wandte mich der Menge zu,
bis mir eine Sache einfiel. Also drehte ich mich wieder zu ihr zurück und trat ihr gefährlich nahe.

"Richte meiner Chefin einen Gruß aus: Ich kündige!", zischte ich ihr diese Wörter durch zusammengebissene Zähne zu, bevor ich den Club verlassen konnte.

"Jace!"

"Jace!"

Gin Tonic Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt