tetrapackwein

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Ich saß in der Abstellkammer, trank den Tetrapackwein für eins neunzig und dachte über X nach.
Clyde, dachte ich.
Bonnie, antwortete der Wein.
X lag noch immer tot in der Küche, deshalb war ich hier.

"Du stinkst, Clyde", rief ich.
"Und deine Fotze ist unrasiert.", schrie er zurück.
Oder war es der Wein?
Ich lasse mich gehen, dachte ich.
In die Küche laufen konnte ich nicht.

Ich war seit einem Tag hier drin und wartete darauf, dass der Hund ihn fressen würde.
Wenn der Hund ihn fraß, müsste ich mich nicht um seine Leiche kümmern.
Sein Anblick war schwer zu ertragen.
Er war nie stark gewesen oder schön, aber so einen Abgang hatte auch er nicht verdient.
X lag da in seiner Kotze und er hatte mich seit ungefähr drei Tagen nicht mehr gefickt.
Das war unfair, dachte ich und trank weiter.
Unfair, dass er einfach verreckt war ohne einen Abschiedsfick.
Unfair, dass ich ihn hatte verlassen wollen und er mir diese Entscheidung abnahm.
"Du warst schon immer ein Hurensohn, Clyde. Du hattest mich nie verdient.", sagte ich in die Stille hinein doch er antwortete nicht.
Weil er an seiner Kotze erstickt war und ich gefickt.
Wenn ich die Kraft dazu gehabt hätte, hätte ich die Python aus dem Terrarium geholt.
X hatte sich immer besser um seine Viecher gekümmert als um mich.
Der scheiß Köter winselte. Er kratzte an der Tür zur Abstellkammer.
"Friss! Friss ihn endlich!", schrie ich ihn an.
Ich sollte die Python befreien und hoffen, dass sie beide fraß.
X und die verfickten Töle.
Und am besten mich.
"Warum hast du es so übertrieben, Clyde?", fragte ich.
"Weil die Besten früh sterben. ", antwortete der Wein.
Der Wein hatte eindeutig zu viel beschissene Filme gesehen, bevor ich ihn in die Ecke pfefferte.
"Er ist an seiner Kotze erstickt. Er gehört nicht mal zu den Guten. Er ist höchsten abgefuckter als der Durchschnitt. Außerdem ist er nicht mehr jung."
"War.", verbesserte mich der Wein.
Der Wein war leer. "Präteritum."
Ich griff nach der Flasche Billigvodka.

"Wir waren mal Kommunisten.", erzählte ich dem Wein. "Jetzt bin ich gefickt und er ist tot."
Scheisse, Mann. Wir hatten einmal Ideale gehabt, jetzt hatten wir Kotze, einen kläffenden Köter und Vodka.
Wir hätten damals abhauen sollen, dachte ich mir.
Hätten es machen sollen wie Bonnie und Clyde, einen Wagen klauen, ein paar Läden überfallen und so viele Bullenschweine wie möglich abschießen.
"Verfickte Scheiße.", murmelte ich und stürzte den Vodka herunter.
Vielleicht würde ich heute auch an meiner Kotze ersticken.
Ich fing an zu heulen.
"Halts Maul.", keifte X.

In meiner Version der Geschichte, erstickte Clyde an sein Erbrochenen und ich war gefickt.
Wäre ich doch wenigstens an seinem Schwanz erstickt, oder wäre er von einem Fascho ermordet worden, aber nein, er war zu dumm, um zu Saufen ohne dabei abzunippeln, zu verdrugged, um als Märtyrer zu sterben und ich, ich war noch immer am Leben und kippte mir billiges Gesöff hinter die Binde.

Der tote X war schlimmer als der Lebende. Gemeiner.
Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein und er war schon immer so ein Arschloch gewesen.

Ich wusste, dass ich nicht länger hier rum sitzen konnte.
Wäre ich nicht so feige, würde ich mich auch umbringen.

Bonnie und Clyde.

Dann würde der Hund uns beide fressen, die Kakerlaken würden in unsere Münder kriechen und wir würden uns auflösen, bis unsere drogenverseuchte Essenz durch den Fußboden sickerte, weil wir es nicht geschafft hatten, uns von 167 Bullenkugeln durchsieben zu lassen.
Bonnie und Clyde müssen ausgesehen haben wie ein Nudelsieb.

Bonnie und Clyde oder: Der Tod trinkt Portwein.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt