"Ich habe dir für alles zu danken!"

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Ich war schon um 04:47Uhr wach, als ich vor Aufregung nicht mehr schlafen konnte. Direkt nachdem ich aufgewacht bin und mich streckte schnappte ich mir mein Handy und schrieb einer Freundin, die ich heute treffen würde. Wir kannten uns schon Monate, haben viel zusammen - wenn auch über's Internet - erlebt. Umso glücklicher bin ich, dass wir uns endlich treffen und sie mir bei meiner "Suche" helfen wollte. Ich schrieb ihr wie aufgeregt und glücklich ich war, endlich diese Möglichkeit zu haben Freunde und YouTuber zu treffen. Als sie mir nach wenigen Minuten schrieb, dass sie sich nun fertig für die Fahrt nach Köln machen müsste, gab sie mir zu verstehen, dass sie mir später weiter schreiben würde. Ich lies die Nachricht, legte mein Handy beiseite und stand auf. Ich zog meinen Koffer unter dem Bett hervor und suchte meine Anziehsachen für die Messe heraus. Samt frischen Anziehsachen begab ich mich in das relativ große Badezimmer des Hotelzimmers und duschte. Als ich mit duschen fertig war war es bereits 05:30Uhr, als ich mich dazu entschied noch zwei Stunden YouTube zu schauen und noch ein wenig zu entspannen, bevor das Chaos losgehen würde. Zwischendurch schrieb ich wieder mit Lea, meiner Freundin, die mich auf die GamesCom begleiten wollte. Sie würde in knapp anderthalb Stunden mit dem Zug in Köln ankommen, also zog ich mir meine Schuhe an, suchte alles raus was ich für die Messe benötigte und stopfte alles in einen kleinen, roten Turnbeutel. Auf dem Weg raus warf ich noch schnell meinen Müll vom letzten Abend in den kleinen Mülleimer meines Hotelzimmers. Ich verließ das Hotelzimmer, schloss die Tür und fand meinen Weg durch das große Hotel heraus auf die Straßen Kölns. Ich entschied mich dazu, noch ein wenig durch die Straßen zu schlendern, bis ich nach einer halben Stunde am Hauptbahnhof ankam. Ich machte noch Fotos vom Kölner Dom am Tag, ehe ich den riesigen Hauptbahnhof betrat. Als ich mich auf dem Weg zum 7. Gleis machen wollte fiel mir auf, dass ich noch eine Stunde warten müsste, also bestellte ich mir in einem kleinen Cafe einen Kakao und zwei Stücke Kuchen. Nettes Frühstück. Nebenbei schaute ich noch was sonst so auf den social medias abging, zum Beispiel auf Twitter oder Instagram. Als ich schonmal dabei war lud ich direkt noch ein bereits vorbereitetes Videoedit für Herr Bergmann aus den letzten Tagen hoch. Während ich die Unterschrift des Videos schrieb aß ich mein letztes Stück Kuchen und trank meinen Kakao aus. Ich lud das Video auf Instagram und Twitter hoch, und las mir noch die ersten Kommentare durch, als es langsam Zeit wurde zum Gleis zu gehen um Lea abzuholen. Ich bezahlte, machte mich auf dem Weg zum 7. Gleis, während es immer und immer voller am Hauptbahnhof wurde, das hieß auch, dass ich mich durchdrängeln musste. Am Gleis angekommen war es bereits 08:55Uhr, also musste ich noch weitere fünf Minuten warten, bis der ICE einfuhr. Ich schrieb Lea noch schnell wo ich stand, ehe der ICE auch schon einfuhr. Durch die Menschenmenge versuchte ich Lea zu finden, was sich als schwierig herausstellte, bis mich jemand von hinten antippte - Lea. Ich umarmte sie und konnte es noch gar nicht realisieren. Wir verblieben noch ein paar Momente in dieser Umarmung, bis wir beide grinsend den Weg zum Gleis suchten, an dem ein Zug zur Köln Messe fuhr. Wir fanden einen Zug an Gleis 10 der um 09:30Uhr losfahren würde, stiegen mit einer Menschenmenge ein und stellten uns an eine der Türen. Ein Glück mussten wir nur eine Station in diesem überfüllten, kleinen Zug verbringen. Rund fünf Minuten später kamen wir an dem Messegelände an, und direkt als alle Menschen ausstiegen und auf dem Bahnsteig standen, schaute ich erstaunt in die Richtung des Geländes, es war einfach riesig. Größer als ich es erwartet hätte! Lea und ich begaben uns mit der Menschenmenge in Richtung Eingang der Messe, und als wir ankamen stellten wir uns in eine der langen Schlangen in Richtung Eingang. Bis wir an der Taschenkontrolle ankamen verging eine knappe halbe Stunde, in der ich nur noch aufgeregter wurde. Lea und ich redeten über alles mögliche, über die Zugfahrt, wie aufgeregt wir waren und vieles mehr. Wir wurden endlich kontrolliert, das hieß, dass es jetzt gleich losgehen würde. Mein Herz schlug immer mehr, je näher wir dem Eingang kamen. Als wir die Halle betraten gab es erst nichts zu sehen, bis wir unsere Tickets eingescannt haben blieb das auch so. Von da aus ging eine Treppe nach oben, die einen direkt in eine der riesigen, überfüllten Hallen führte. Ich war direkt überwältigt - Überall waren Cosplayer und Leute mit Merch, überall gab es viel zu sehen. Ich konnte nicht glauben, dass das alles was ich gerade sah nur in einer Halle stattfand. Lea zog mich am Arm und wir liefen durch eine lange, breite Art Flur. Die Zeit verging und wir schlenderten von Halle zu Halle, von Stand zu Stand. Wir kauften uns zum Beispiel auch Merch - T-Shirts, Armbänder, Schlüsselanhänger und vieles mehr. Die Zeit verging wie im Flug als schon zwei Stunden um waren. Wir machten uns auf dem Weg zu der Autogrammstunde von Kedos, die wir bereits eingeplant hatten. In der Schlange standen wir auch schon wieder eine gute halbe Stunde bis wir endlich drankamen. Wir beide unterhielten uns nett mit Kedos, machten Fotos und Umarmungen gab es dazu. Wir nahmen uns noch jeweils eine Autogrammkarte runter bevor wir die Treppen von der Bühne wieder in die Menschenmenge hinuntergingen. Ich zitterte immernoch vor Aufregung, und grinsend schaute ich Lea an, die es mir gleichtat. "Und? Wohin möchtest du jetzt? Immerhin kann ich dich herumführen!" Schrie sie förmlich, da es einfach viel zu laut war. Ich schaute mich um und gab ihr zu verstehen, dass wir uns irgendwo hinsetzen könnten. Sie fand es wäre eine gute Idee, also suchten wir uns eine freie Wand in einer der Hallen und wir setzten uns auf den Boden. Ich zückte mein Handy und schaute ob es irgendetwas neues gegeben hatte, und tatsächlich war das der Fall. "Herr Bergmann gefällt dein Beitrag" erschien auf meinem Homebildschirm, und schlagartig änderte sich meine Miene von Entspannung auf Freude. Ich zeigte Lea die Nachricht, und sie freute sich mit mir. "Wenn er schon deine Videos schaut hat er doch sicher kein Problem damit hier aufzutauchen und mit dir ein Foto zu machen, oder?" Lachte sie, und trotzdem klang sie dabei so ernst. Ich lachte: "Ziemlich unrealistisch, oder?" Sie stand auf, zog mich mit hoch und stellte sich selbstsicher vor mich: "Na, das werden wir ja mal sehen! Komm mit, wir gehen ihn suchen!". Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, und so gingen wir los. Erst schauten wir in Halle 8, dann Halle 10.1 und so weiter. Keine Spur, nichts. Inzwischen war es 16Uhr, und es ging so weiter: Laufen, suchen, Pause, repeat. Natürlich hatten wir Spaß dabei, aber die Hoffnung sank immer und immer mehr. Wir trafen beim suchen mehrere YouTuber, unterhielten uns mit ihnen und hatten eine schöne Zeit. Wir wollten gerade aus einer Halle heraus, als ich erfuhr, dass Lea in einer Stunde schon fahren musste, und wir haben Bergi noch nicht gefunden. Meine Motivation sank, genau wie meine Laune. An sich war es natürlich ein echt schöner und Erlebnisreicher Tag, aber ich hätte Tim gerne getroffen.
Lea schlug mir auf die Schulter während wir gerade raus liefen und ich auf mein Handy starrte: "Nessi! Nessi!! Ist er das nicht?" Rief sie aufgeregt. "Wer?" - Ich war verwirrt. Sie gab sich selbst einen Facepalm und zeigte auf den Mann am kleinen Kiosk - "Herr Bergmann?!" Ich sah ihn auch, doch ich blieb einfach stehen. Ich konnte nichts machen, ich war wie versteinert. Ich stand dort eine gefühlte halbe Ewigkeit bis ich endlich hinging und ich mich mit den Worten "Herr Bergmann?" Bemerkt machte. Mein Gegenüber drehte sich zu mir: "Ja, der bin ich! Kann ich etwas für dich tun?" Geschockt blieb ich stehen und stotterte ein "Darf ich dich umarmen?" Heraus. Er nickte und nahm mich in den Arm, und das war wohl der krasseste Herzinfarkt Moment meines bisherigen Lebens. Wir lächelten uns an, bis Lea ihm klar machte, dass ich diejenige bin, die die Videoedits und Zeichnungen macht, und ich beobachte die beiden beim Gespräch genau. Er drehte sich zu mir, und bedankte sich bei mir für all die Mühe die ich in die Bilder und Videos steckte. Er lächelte mich an und nahm mich erneut in Arm. Ich brachte ein einfaches "Ich habe dir für alles zu danken!" Über die Lippen, worauf er nur fragte warum. Ich erklärte ihm zitternd, dass ich durch ihn meine beste Freundin, Lea, gefunden hatte und er mich täglich aufmuntert. Er brachte ein einfaches "Naww, ich mache doch gar nichts!" heraus, und das brachte mich zum grinsen. Die Zeit verstrich, und klar denken konnte ich immer noch nicht wirklich, ich war wie benebelt. Nach 20 Minuten lustigen Gesprächen und Umarmungen musste er leider weiter, Lea hatte zwar viele Fotos von uns gemacht, doch ich hatte noch kein Selfie mit Tim gemacht. Er erklärte sich bereit dafür mit mir ein Selfie zu machen und ich grinste auf diesem Foto wie noch nie zuvor. In diesem Moment war ich der wohl glücklichste Mensch der Welt. Zum Abschied umarmten wir uns ein letztes Mal, bis er hinter der nächsten Ecke verschwand. Ich drehte mich zu Lea, immer noch geschockt. Die Tränen steigen mir in die Augen und Lea nimmt mich in den Arm. "Wir haben es geschafft, Nessi. Wir haben es geschafft!" Flüstert sie mir in mein Ohr und es war ein unglaubliches Gefühl, ihn endlich getroffen zu haben. Wir waren spät dran, deshalb lösten wir uns schnell, ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und wir rannten förmlich zum Ausgang. Ich entschied mich dafür mit ihr zu gehen, denn ich hatte ja schließlich alles geschafft was ich heute schaffen wollte. Wir folgten also der Menschenmenge heraus und ich drehte mich nochmal um, um das riesige Gebäude noch ein letztes Mal für Heute zu sehen. Ich lächelte, betrat den Bahnsteig und wartete mit Lea auf den Zug zum Bahnhof - Dieser Tag war so verrückt. So viel krasses ist heute passiert, das möchte nicht in meinen Kopf. Als der Zug kam unterhielten Lea und ich uns nach Minuten des Schweigens über den Tag. Wir beide waren noch komplett geschockt von dem was heute passierte. Der überfüllte Zug machte uns gar nichts aus. Wir unterhielten uns munter weiter, bis ich Lea zurück zu dem Gleis gebracht habe, von dem ihr Zug abfährt. Ihr Zug stand tatsächlich schon da, obwohl er erst in fünf Minuten fahren sollte. Wir umarmten uns ein letztes Mal für eine lange Zeit und verabschiedeten uns voneinander. Sie stieg in ihren Zug und fuhr los. Nun sind wir bald wieder hunderte von Kilometern voneinander entfernt. Eine Träne lief an meiner Wange herunter ehe ich mich wieder auf den Weg vom Bahnsteig herunter begab. Ich wollte noch Sushi holen, und dann zurück zum Hotel. Es war erst 17Uhr, doch es kam mir so vor als wäre es 22Uhr. Ich begab mich in Richtung meines Hotels und grinste die ganze Zeit über. Ich war einfach glücklich. Auf dem Weg betrachtete ich Köln noch ein wenig, immerhin ist das mein letzter Abend hier. Ich kam schneller am Hotel an als gedacht, ich fuhr wieder mit dem Fahrstuhl nach Oben, kam in mein Zimmer und warf meine Sachen an die Seite, das Sushi legte ich auf meinen Nachttisch. Ich fiel rückwärts ins Bett, vollkommen müde. Ich rappelte mich auf, zog mir meine Schlafsachen an, aß mein Sushi und legte mich gegen 20Uhr bereits schlafen. Mein Traum handelte natürlich vom heutigen Tag - Die Dinge die ich erlebt hatte und die Menschen die ich traf kamen drin vor. Ich erlebte meinen Tag nochmal, nur im Traum - Sogar im Schlaf lächelte ich.

- Nächster Morgen, 6:30Uhr -

Ich war schon etwas wach, packte meine Sachen, räumte meinen Müll weg und räumte noch ein wenig auf. Ich zog mir meine Straßenkleidung an und schleppte den Koffer wieder mit. Tag der Abfahrt. Ich checkte aus dem Hotel aus und machte mich direkt auf dem Weg zum Bahnhof. Ich kaufte mir zwei Brötchen beim Bäcker, dann ging ich zu meinem Zug. Ich genoss nochmal die Athmosphäre einer so riesigen, schönen Stadt und steige dann schweren Herzens in meinen Zug. Ich setzte mich an einen Fensterplatz und machte es mir bequem. Musik an, Welt aus. Queen - We are the champions beschrieb das schon wieder ziemlich gut: Wir haben es geschafft, Tim zu treffen. We are the champions eben - Wir haben es tatsächlich geschafft. Ich lehnte meinen Kopf an die Scheibe und lächelte ehe wir losfuhren und den Hauptbahnhof verließen.

Dream? Reality! | Herr Bergmann OneShot Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt