Kapitel 6) Der Baum am See

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Ich wachte inmitten der Dämmerung auf. Ich versuchte meine Schulter zu bewegen und es tat zwar nicht mehr weh, aber ein leichtes kribbeln verriet mir, dass sie sich noch nicht ganz erholt hatte. Ich stand auf und bemerkte Guy, der neben mir, an den Baum gelehnt geschlafen hatte. Ich hatte immer noch nichts als das Unterkleid an und so tappte ich zu meinem grünen Kleid und inspizierte es. Es war an einer Stelle aufgerissen, doch es waren nur ein paar Blutflecken zu erkennen. Ich kniete mich hin und wusch es im See aus. Dann hängte ich es zum trocknen an einen Ast. Ich wickelte mir den Mantel um und wurde unsichtbar. Ich ging nach Locksely und stahl mir aus dem Laden einer Näherin eine Nadel und etwas Faden. Außerdem ließ ich einen Laib Brot mitgehen. Etwa eine Stunde später kam ich zu dem Baum zurück. Mein Kleid war inzwischen, dank dem leichten Wind, getrocknet und ich nähte die aufgerissene Stelle von innen aus zu. Ich war nie eine gute Näherin gewesen, und doch musste ich mich selbst loben. Von außen sah man den Fehler gar nicht, es sei denn man suchte danach. Ich Überprüfte den Verband und schlüpfte in das Kleid. Sofort wurde mir wärmer. Ich nahm den Mantel auf den Arm und setzte mich zu Guy, der noch immer schlief. Ich dachte nach. Als ich vor einem Jahr das erste Mal den Film gesehen hatte, hatte es mir das Herz zerrissen, zu sehen, wie er von Marian betrogen wurde und immer aufs Neue versuchte ihr seine Liebe zu zeigen. Ich verstand nun auch, wie es sich anfühlte von der gesamten Welt verlassen zu werden. Er verdiente es von jemandem geliebt zu werden. Von mir also. Ich sah ihn an. Er fror. Ja, er hatte eine Gänsehaut. Ich legte ihm den offenen Mantel über die Schultern. Dann ging ich zu den Waffen, die er mir abgenommen hatte bevor er mich verbunden hatte. Ich holte die Wurfmesser heraus und begann zu werfen. Alle sieben trafen ihr Ziel. Ich nahm mir mein Schwert und stellte mich vor einem Baum auf und begann mit den Übungen. Alex meinte immer, dass man nach einer Verletzung besonders hart trainieren musste. Doch bald wurde es mir langweilig. Besonders da meine Schwerthand die rechte war und die linke, die trainiert werden müsste nicht zu tun hatte. Und so holte ich mir meine Dolche und fing an gegen einen hartnäckigen Gegner zu kämpfen. Gegen einen Baum. Ich liebte es mit den Dolchen in den Händen herumzuwirbeln und sie gleichzeitig in den Händen zu drehen, um möglichst viel Schaden anzurichten. Ich liebte es, wenn mein gesamter Körper dann nur noch aus Bewegung, Drehungen und Energie zu bestehen schien. Es war das schönste in meinem gesamten Leben gewesen. Ich hatte immer gewusst worauf ich hinarbeitete und ich hatte es erreicht. Ich war eine Meisterin im Schwertkampf, eine Tauriel, wenn man mir Dolche gab und ich beherrschte die Wurfmesser. Ich blieb schnaufend stehen und sah den Baum an. Er hatte eine dicke Rinde, doch an manchen Stellen war auch diese zerfetzt. Ich ging zurück zu unserem Baum und bemerkte, dass Guy mich beobachtet hatte. Eingewickelt in meinen Mantel saß er da und sah mich an. Ein Lächeln auf den Lippen. „How is your shoulder doing?", fragte er und befreite sich aus dem Mantel. „I think it's very well. I can still fight." Er lächelte. "Saw that" "I was in Locksley. Brought us something. Ich hielt ihm den Laib Brot entgegen. Er brach den Laib in der Mitte und reichte mir meine Hälfte. Während wir aßen dachte ich wieder nach. Er musste Robin im Wald treffen. Ansonsten würde er nie die Wahrheit von dessen Vater erfahren. Und sie mussten sich auf den Weg nach York machen um Archer zu finden. Auch wenn er die Falle bauen würde. Er musste ihnen bei der Schlacht helfen. Ich sah rüber zu Guy. „What now?", fragte er zwischen zwei Bissen. Gut, dass ich nachgedacht hatte. „We will go into the forest." Er sah mich an. Dann nickte er. Nachdem wir gegessen hatten packte ich meine Waffen zusammen und reichte ihm das zweite Schwert. Er gab mir meinen Mantel und ich hängte ihn mir um. Seite an Seite gingen wir in dem Wald.


The Right EndWhere stories live. Discover now