💎 𝒕 𝒘 𝒆 𝒏 𝒕 𝒚 - 𝒐 𝒏 𝒆

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𝐇𝐲𝐮𝐧𝐣𝐢𝐧

Nicht auf mich hören? Du willst es wohl unbedingt wieder auf die harte Tour, was?

Fest biss ich mir auf die Lippen, als ich bereits den pochenden Schmerz in meiner Schläfe ausmachen konnte und zittrig die Luft einatmete. Der Tag hatte doch so gut angefangen und das Fotografieren hat mir auch mehr als nur Spaß gemacht, da ich für die Kamera wohl einfach geboren war. Aber gerade jetzt, wo alles so gut gelaufen war und ich endlich von allem mal abschalten konnte, kam gerade diese Stimme zurück und versuchte mich davon abzuhalten, etwas mit Seungmin zu tun. Und das nervte mich gewaltig, da ich den Rothaarigen trotz seines schwierigen Charakters wirklich mochte.

,,Mach doch, was du willst", knurrte ich nun leise und rieb mir kurz meine Schläfe, damit der Schmerz wenigstens etwas besser wurde. Aber aufgeben würde ich nicht und niemals wieder würde die Schizophrenie mich so einnehmen können, wie am Tag des Spieles in der Umkleide. ,,Aber ich werde sicherlich nicht gehen, also sei endlich verdammt noch mal still und verzieh dich dahin, wo du hergekommen bist!"

Doch leider hatte ich durch das sprechen mit meiner Stimme vollständig vergessen, dass ich nicht hier alleine war und jemand mich belauschte. Erst, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte, zuckte ich vor Schreck zusammen und quietschte einmal laut auf. Mein Herz fing an, vor Panik schnell zu schlagen, da man mich einfach nicht erschrecken durfte, und sofort befürchtete ich, dass es wieder nur eine grausame Halluzination war, die mich auf die Füße zwingen sollte. Aus diesem Grund weigerte ich mich auch erst, mich umzudrehen und erst, als der Griff an meiner Schulter fester wurde, schluckte ich schwer und rief mir ins Gedächtnis, dass Seungmin doch auch noch hier war. Und alles gehört hatte. Verdammt... Das sollte doch nie passieren..

,,Hyunjin?", ertönte nun seine Stimme und unsicher drehte ich mich zu ihm um, wagte es aber nicht, in seine Augen zu schauen. Was dachte er sich wohl? Dass ich verrückt bin? Ein Psychopath? Würde er mich jetzt doch fallen und liegen lassen, so, wie alle anderen davor auch, bevor ich auf eine neue Schule kam? Oder würde er mich auslachen und es dann jedem weiter erzählen? Aber so war Seungmin doch überhaupt nicht...

,,Schau mich an!" Seine Stimme war fest, entschlossen und noch immer wagte ich es nicht, es zu tun oder meinen Kopf auch nur zu heben. Scheinbar nervte ihn das, da ich gleich darauf zwei Finger an meinem Kinn spürte, die meinen Kopf nach oben drückten und sofort trafen meine Augen die von Seungmin. Ich erkannte nichts von Verachtung oder Bosheit darin, nur Verwirrung und ja, auch ein kleines Stück Sorge. Oder ich bildete mir das gerade nur ein und es sollte eine Rache meiner Stimme sein. So langsam bekam ich doch Angst davor, da ich wirklich den Bezug mit jedem Mal immer mehr verlor..

Unsicher musterte ich das hübsche Gesicht von Seungmin und biss mir leicht auf die Lippen, da ich nicht verstehen konnte, wieso er gerade nichts sagte und mich stattdessen ebenso beobachtete. Das war... unangenehm und gab mir immer mehr das Gefühl, dass er sich von mir distanzieren würde, sobald er es erfahren würde. Aber welche Ausrede sollte ich sonst nehmen? Dass ich telefoniert hatte?

,,Sag mir jetzt endlich, was mit dir nicht stimmt", seufzte Seungmin und schwer musste ich einmal schlucken. ,,Eigentlich habe ich die Wahrheit verdient, oder? Ich meine.. Ich habe dich bereits zweimal im schlechten Zustand gesehen und dich nie bei irgendwem verraten, nicht einmal bei meinen Freunden. Und das willst du doch auch, oder? Du willst mein Freund sein, aber das kannst du erst sein, wenn ich weiß, dass ich dir vertrauen kann. Und dafür brauche ich dein vollstes Vertrauen."

Ich war den Tränen nahe. Das spürte ich. Und ich wusste, dass ich es nicht aufhalten könnte.

Ja, ich wollte seine Freundschaft und sein Freund sein, da Seungmin anders war, als die in der Schule. Er achtete nicht auf die Position, die ein anderer hatte und setzte sich für die schwächeren ein, obwohl er selbst kein allzu sozialer Mensch war. Noch dazu verteidigte er sich vor jedem und schien sich um die Konsequenzen auch nicht sonderlich zu scheren. Seungmin war bewundernswert und keiner erwartete von ihm, dass er perfekt sein musste. Und vielleicht war auch das der Grund, wieso in diesem Moment meine gesamte Fassade fiel, die ich mir über Monate aufgebaut hatte und ich endlich zuließ, dass mich jemand schwach und gebrochen sah.

Das war ein Fehler, Hyunjin. Ein gewaltiger Fehler.

,,Ich... habe Schizophrenie. Ich höre Stimmen, die nicht da sein sollten und ich sehe Sachen, die nicht existieren, die ich aber meistens für die Realität halte.."

𝐕𝐨𝐢𝐜𝐞𝐬 ✦ 𝖲𝖤𝖴𝖭𝖦𝖩𝖨𝖭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt