Nachdem Miss Evergreen nicht nachgelassen hatte, hatte sich Orion Coleman zu uns gesetzt und hatte eine Tasse Tee gereicht bekommen. Es sah schon sehr merkwürdig aus, wie dieser große, recht muskulöser Mann auf den Rattangartenmöbeln mit einer blumigen Teetasse saß und alles andere als glücklich wirkte. Auf mich machte er den eindruck, nicht nur das ich das Gefühl hatte er wollte wegen mir schnell die Biege machen, das er angespannt war. Dazu gab es immerhin kein Grund. Es herrschte gutes Wetter, die Blumen blühten und Miss Evergreen war redselig und gesellig. Sie schien, von ihrem derzeitigen Besuchern mal abgesehen, nicht viele Pensionsgäste momentan zu haben. Im Grunde war ich die einzige, wie sich nach einer nachfrage meinerseits herausstellte. Für mich war es vollkommen in Ordnung, doch Miss Evergreen wünschte ich mehr Gäste, da sie den anscheinend machte hin und wieder doch einen weiteren Gesprächspartner zu brauchen.>>Wie geht es denn den anderen?", fragte Miss Evergreen schließlich und schien von Mr. Coleman keine sofortige Antwort zu erwarten, da sie sich zu mir wendete und mir erklärte, wer alles zu den Colemans gehörte. Sie warf mit Namen um sich und ich, freundlich wie ich war, nickte mit jedem Namen lächelnd, als wenn ich ihr folgen konnte. Was ich natürlich nicht konnte, aber ich tat immerhin so.Ich vermiet es Mr. Coleman anzusehen. Immer wieder, während ich einen Schluck Tee trank oder sich die Gelegenheit bot, musterte ich ihn aus dem Augenwinkel. Mir blieb so nicht verborgen, das auch er hin und wieder zu mir hinüber sah. Sein knappen, aber dennoch freundlichen Antworten, auf Miss Evergreens Fragen bezüglich seiner Familie ließen mich wissen, das er nicht der Mann großer Worte war. Genauso wie bei unserer ersten Begegnung im Buchladen.Schließlich schaffte es Orion Coleman doch sich den Frage und Geschichten zu entreißen und verabschiedete sich bis zum nächsten Mal. Ich ergriff die Chance, als er sich erhob und gab vor müde von der Fahrt zu sein und das ich nun meine Koffer auf mein Zimmer bringen würde. Das war ja auch nicht gelogen. Ich war wirklich geschafft und mehr Tee konnte ich als Kaffeemensch einfach ohne eine wirkliche Erkältung nicht ertragen.Ich folgte Mr. Coleman vor das Haus wo mein Auto parkte. Ich sah wie er zu seinem Ranger Rover, der an der Straße geparkt hatte hinüber ging und überlegte kurz. >>Mr. Coleman!<<, rief ich ihm hinterher. Der drehte sich fast wie auf frischer Tat ertappt um, während ich die paar Meter zu ihm hinüber joggte. Als ich vor ihm stand, lächelte ich seinen noch immer Angespannten Gesicht entgegen. Jetzt wo ich so vor ihm stand, viel mir auf wie groß er wirklich war. War er auch im Buchladen so groß gewesen?>>Es tut mir leid,<< fing ich an und strich mir eine Strähne hinter mein Ohr. >>Es ist mir etwas unangenehm und ich wollte vor Miss Evergreen unsere erste Begegnung nicht erwähnen, aber...<<Verdammt. Ich suchte nach Worten. Ich hatte überlegt ihn anzusprechen. Das hatte ich ja nun auch getan, aber nun wo ich so vor ihm stand und das Fragen wollte, ob er eben noch wusste wer ich war, hatte ich keine Ahnung mehr wie.>>Es muss Ihnen nicht leid tun Miss?>>Havering. Eydis Havering.<<, fügte ich an.>>Miss Havering. Es war nett sie wiederzusehen.<<Er drehte sich wieder zum gehen und ein Impuls meinerseits griff nach seinem Unterarm. Mein Herz schlug sofort schneller und Mr. Colemans Blick sorgte dafür das ich blitzartig seinen Unterarm wieder los ließ. Seine honig-goldenen Augen blitzten förmlich auf und ich ging sofort einen Schritt zurück.>>E-e-e es tut mir leid. Ich wollte...<<Orion Coleman starrte mich regelrecht an. Seine Anspannung und auch die meine war wie ein Schleier zwischen uns, den man hätte berühren können. Ich war verwirrt von seinem Ausdruck und seiner Aura. Ich hätte mich am liebsten im vor die Füße geworfen und ihn um Verzeihung gebeten, doch irgendwas in mir lies das nicht zu. Ich richtete mich wieder und hob leicht den Kopf, bevor ich mich selbstbewusst noch einmal bei ihm entschuldigte.>>Es tut mir leid Mr. Coleman. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.<<Er sagte nichts. Schwieg und sah mich einfach nur an, bevor auch er den, als intensiven zu bezeichnenden Blick löste. Er nickte nur und stieg in sein Auto. Ich blieb an Ort und stelle stehen und sah ihm nach, während er schnell davon fuhr.Wieder dachte ich an unsere erste, flüchtige Begegnung in Yvis Buchhandlung. Was für ein merkwürdiger Mann er doch war.
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The Midnight Moon
FantasyEydis wird von einem ganz bestimmten Traum gejagt der ihr Leben schon früh verändert hat und den sie schließlich nicht länger einfach so hinnehmen kann und will.