"... nicht so mega auf Falafel stehen, ich hätte behauptet, dass Amir der einzige Grund ..." ◇ "Eisige Kälte wanderte meinen Nacken hinunter. Ich versuchte mich zu besinnen, dass es nur ein Astralkörper, nur ein Abbild einer realen Person, war." ◇ "...
An meiner Leine - ja Leine! - baumelte ich so durch die Gegend. Ich zerrte erfolglos an diesen Fesseln - wodurch sich das Schaukeln wieder verstärkte - und ich beschimpfte meine vermaledeite Mutter. Das hörte sich wie folgt an: »Du hässlicher Vogel, lass mich sofort runter! Witzig, dass du es nicht mal geschafft hast dir Federn wachsen zu lassen. Was bist du nur für ein komischer Vogel? Oder wirst du etwa alt?« Mittlerweile fühlte ich meine Hände kaum mehr, so sehr drückten diese lästigen Kettenbiester. Vor allem, dass sie meine Wandlerfähigkeiten zu unterdrücken scheinen, nervte. »Hey, du missglücktes Huhn, musst du nicht langsam mal landen und ein paar Körner picken?« »Oh Alex, von deinem Geplapper bekommt man ja Ohrenbluten. Hab ich dir sowas beigebracht?« hörte ich Lokis Stimme in meinem Kopf. »Sowas vermutlich nicht, aber ähnliches.« maulte ich pissig und absolut nicht motiviert damit aufzuhören. Wir waren schon geraume Zeit unterwegs. Selbst hier oben zwischen den Wolken erreichte uns die Sonne jetzt nicht mehr. Die Erde war schon seit einer Weile in Dunkelheit gehüllt und dennoch zeigte der Saurier keine sichtbaren Ermüdungserscheinungen. Ganz im Gegensatz zu mir. Das Gebaumel vertrug sich nur bedingt mit meiner aktuellen Konstitution, bei der mir die Kettenglieder ungünstig in den Magen drückten und auch an anderen Stellen schmerzhaft ins Fleisch schnitten. Wütend knurrte ich das Tier an. »Mach mich endlich los oder du wirst es bereuen!« Ein heiseres, glucksendes Kreischen ertönte. Der Lokisaurier lachte mich aus! »Ich hatte ganz vergessen, wie amüsant du sein kannst, wenn du aus der Haut fährst, mein Lieber. So provokant wie immer. Sieh dich doch an. Du bist noch nicht einmal in der Lage diese Ketten zu lösen. Oder erwartest du Hilfe von Sam und diesem Magnus?« »Die sind sehr viel zuverlässiger als du und versuchen nicht mich zu manipulieren!« »Achja, ... manchmal bedauere ich es, dass du dich von mir zurückgezogen hast - bei deinem Potential - und dabei hatte ich mich immer so um dich bemüht.« Krause Falten bildeten sich auf meiner Stirn. Ich hätte schreien können vor Wut. Aber ich blieb stumm, da ich die Hoffnung hegte, dass Loki mir erklärte, was eigentlich los war. Die stapelweise Fragezeichen in meinem Kopf, hatten sich noch nicht verflüchtigt. »Ach ich muss doch diese alte Rechnung begleichen, meine Liebe, ...« Bevor jetzt jemand fragt, ja mein Geschlecht hatte gerade von männlich zu weiblich gewechselt. Loki vertat sich bei sowas nie. »... das habe ich doch vorhin alles erklärt.« Hatte sie? Bevor mein Hirn beginnen konnte Lokis Erzählung müßig zu rekonstruieren und Sinn aus den erhaltenen Bruchstücken zu schaffen, trat mir da DIESER EINE Satz in die Quere. Meine nächsten Worte stießen aus mir hervor wie das wütende fauchen einer Raubkatze. »Was, bei allen Göttern - außer dir! - haben DEINE alten Rechnungen bitteschön mit mir zu tun?« Ein paar Flügelschläge lang wartete ich auf Antwort. »Mit dir persönlich? Sagen wir so. Du wurdest zur falschen Zeit, im falschen Körper geboren.« »Was soll das jetzt BITTE WIEDER HEIßEN?« Mir fiel gar nicht auf, dass ich zu Schreien begann. »Tztztzzz. Nicht so laut.« Im Geiste sah ich, wie Loki andeutete sich die Ohren zu zuhalten. Ihr Astralkörper flog unterdessen unbeeindruckt weiter. Keinen Grund sehend, auf Lokis Beschwerde Rücksicht zu nehmen, fuhr ich fort. »TZZ MICH NICHT AN! ANTWORTE!« Sie seufzte, streckte sich und dann ließ der Saurier mich fallen. Ich riss die Augen ungläubig auf, als die Erde auf mich zu raste. Oder ich auf die Erde? Meine Entsetzensschreie blieben mir im Halse stecken. Ein Teil meines Hirns rechnete aus, wie lange es bis zum Aufschlag dauern würde, wobei sich ein anderer fragte, was mir dieses Wissen nützen sollte. Verzweifelt versuchte ich meine Wandler Fähigkeiten zu aktiven. Luft brannte in meinen Augen, Tränen verklärten meine Sicht. Der auf mich zu stürzende nachtdunkle Boden verschwamm. Dann ein Ruck. Alle meine Organe wurden zusammengestaucht und mir wurde schlagartig übel. Daraufhin beschloss mein Mageninhalt sich von mir zu verabschieden. Noch während ich mich übergab, drang Lokis säuselnde Stimme wieder in meinen Kopf. »Du hast doch nicht wirklich geglaubt, ich würde dich aufschlagen lassen?« Wer weiß? Zuzutrauen war Loki alles. Die fiese Mistschlampe kicherte in ihre Saurierhaut. Ich blinzelte die Tränen weg und versuchte den bitteren Geschmack der Galle von der Zunge zu bekommen, indem ich immer wieder Speichel ausspuckte. Und weiter ging Mutters fröhliches Geplapper in meinem Kopf. »Weißt du, um deine Frage zu beantworten, das hängt damit zusammen, dass du bist wie du bist. Es ist schwierig zu erklären, aber es hat mit deiner Fluidität zu tun. Verstehst du?« Stumm und erschöpft schüttelte ich den Kopf, was der Lokisaurier natürlich nicht sehen konnte, aber vermutlich interessierte es meine Mutter auch nicht. »Jedenfalls wird Sloane sehr begeistert sein dich kennen zu lernen. Er ist wie du, etwas ganz besonderes.« Es klang als wäre Loki sehr stolz auf diese Person namens Sloane. In meinem jetzt leicht dämmrigen Zustand war es schwieriger ihr weiter zuzuhören. Noch einmal spuckte ich Galle aus. »Du kennst ja das Problem mit der Akzeptanz. Nicht jeder kommt damit klar, wie du bist. Sloane geht es da genauso. Er sehnt sich nach Gleichgesinnten.« Ich verdrehte die Augen und unterbrach Loki mit matter Stimme. »Bla~a bla~a bla~a, komm endlich zum Punkt.« Der Flugsaurier krächzte, oder was auch immer Flugsaurier tun und Lokis Stimme fuhr fort. »Mit Stolz geschwellter Brust, darf ich sagen: Mein Mädchen wird heiraten.« Mein Gehirn verarbeitete Informationen gerade langsamer als eine Schnecke kriechen konnte und ich fragte ungläubig: »Bitte was? Wer?« »Ach Mäuschen, hör mir doch zu. Ich habe eine Ehe für dich arrangiert.« Hää! Endlich rafften meine durchgeschüttelten Synapsen den Zusammenhang. »DU HAST WAS? ICH HAB MICH WOHL VERHÖRT!« Flötend erzählte Loki weiter. »Nein, nein. Ganz sicher nicht. Du wirst Sloane heiraten. Damit wäre meine Schuld beglichen und alle sind glücklich.« »Entwickelst du ein seltsames Hobby, deine Kinder, gegen ihren Willen, mit irgendwelchen Torfköpfen zu verkuppeln?« »Hahaha. Wie reizend du wieder bist.« »Sag mal, SPINNST DU? DU WAHNSINNIGE! Wie sehr ist dir der Schabernack schon zu Kopf gestiegen? Kannst du überhaupt noch klar denken und gesunde Entscheidungen treffen? Ich hab da so meine Zweifel!« »Alex Schatz, jetzt komm mal wieder runter. Du wirst Sloane mögen. Er ist sehr ansehnlich, liebevoll und gescheit. Er wird dir ein guter Partner sein.« Wieder krächzte er fröhlich los und pfiff in meinem Kopf sogar ein Lied. Mir drehte sich der Magen fast schon wieder um. Es nervte gewaltig, dass Loki sich so über mich lustig machte. Am liebsten wollte ich ihr an den Hals springen und diesen umdrehen. Die Erschöpfung und die Ketten hinderten mich als einziges daran. So schluckte ich meine Wut und stellte noch eine Frage. »Wieso hast du mich persönlich geholt? Das ist überhaupt nicht deine Art. Ich hätte eine dumme Botschaft von dir erwartet und dass du mit einem Druckmittel kommst ...« Loki machten einen großen, Wind bedingten Schwenk bevor er Antwort gab. »Wenn es nach mir ginge, hätte ich mir diese ganze Arbeit erspart. Aber diese Ketten lassen sich gar nicht so leicht anlegen, dafür braucht man schon etwas Geschick.« Loki hatte soviel Aufwand betrieben, um mich in einen kontrollierbaren Zustand zu bekommen, dass es mir Angst machte. Ebenso wie es mir Angst machte, meine Wandlerfähigkeiten nicht nutzen zu können. Sie waren über die Jahre zu einer starken Waffe für mich geworden. »Du bist eine grauenhafte Mutter.« Seufzte ich frustriert und beendete damit unser Gespräch. Egal wie stark ich mich gegen die Ketten zu wehren versucht hatte, Loki hatte sich damit einmal mehr selbst übertroffen. Ich würde irgendwann vermutlich die blauen Flecken von meinem Gezappel zu sehen bekommen. Im Unklaren darüber, wie lange unser Flug noch dauern würde, schloss ich die Augen und versuchte mich auszuruhen. Alles andere war ja doch nur vertane Kraft, wie mir mittlerweile klar war.
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