Rationales Denken...

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(Pov. Andy)

Ich erstarrte.

Rye hatte Gefühle für mich gehabt? Und er hatte sie immer noch?

„Du... hast Gefühle für mich?", fragte ich mit leicht bebender Stimme nach, um mich zu versichern.

„Natürlich. Andy, ich liebe dich. Mehr als einen besten Freund. Mehr als alles andere. Verdammt, ich kann gar nicht mehr aufhören an dich zu denken. Du machst mich süchtig. Und ich kann, und will auch nicht damit aufhören. Das einzige, was ich immer wollte, bist du". Er hatte Tränen in den Augen, als er sein Liebesgeständnis mir gegenüber ablegte und ich war völlig am Ende. Ich schmiss mich beinahe auf ihn, schlang meine Arme und Beine so fest ich konnte um seinen starken Körper und vergrub meinen Kopf weinend an seiner warmen Halsbeuge. Dann fühlte ich seine wärmenden Hände über meinen Rücken streichen und mich an sich drücken. Mit einer Hand streichelte er mir über den Kopf, was eine unglaublich beruhigende Wirkung auf mich hatte und mich nur noch sehnsüchtiger nach ihm werden ließ, auch wenn er längst unter mir lag.

„Ich habe dich so schrecklich vermisst, Rye", nuschelte ich so dicht an ihm wie ich nur konnte. Ich atmete seinen berauschenden Duft ein und fühlte mich augenblicklich wie damals. Seit ich nach unserem Abschluss weggelaufen war ich an keinem Tag so ruhig und glücklich gewesen wie an diesem. Ich hatte immer genau davon geträumt. Die kleine Prinzessin in mir hatte seinen Traumprinzen wieder und schmiegte sich noch mehr an ihn. Am liebsten wäre ich in ihn hinein gekrochen... Das klang jetzt ziemlich komisch, aber wenn man es sich mal genauer überlegt, habe ich das ja schonmal getan. Naja, egal jetzt. Viel wichtiger ist, dass Rye mich langsam wieder von sich hob. Er setzte mich zurück auf die Matratze und setzte sich elegant und unglaublich sexy wieder auf.

(Pov. Ryan)

Ich setzte mich wieder auf und ließ meine eine Hand über Andys Seite gleiten. Er lächelte mich verliebt an und mir wurde total heiß.

Stunden vergingen und wir redeten die ganze Zeit. Über alles was in der vergangenen Zeit geschehen war. Wir hörten uns die ganze Zeit zu und nie war auch nur ein Thema von Andy uninteressant für mich. Ich sog alles ein und hing förmlich an seinen perfekten Lippen. Sie mussten so weich sein. Wie sie seidenen, weichen Kissen in seinem Bett. Warte mal, stop. Starre ich schon seit Beginn unseres Gespräches auf seine Lippen?! Oh Mist.

Irgendwann war es dann soweit und es war so spät, dass ich zurück nach Hause fahren würde. Andy brachte mich zur Tür und schlang noch einmal seine zarten Arme um meine Mitte. Er legte seinen Kopf auf meine Brust und hörte anscheinend meinem für ihn schlagenden Herzen zu. Dann sah er zu mir auf.

„Bist morgen", flüsterte ich und beugte mich etwas mehr zu ihm. Für einen ganz ganz kurzen Moment schwebten meine Lippen vor seiner Stirn. Er musste meinen warmen Atem spüren und ich sah, wie er die Augen schloss und ganz leicht seine Lippen öffnete. Ich kam noch etwas näher, bis nur noch einen Bruchteil eines Millimeters Platz zwischen uns war und hielt die Anspannung. Alles in mir schrie nach ihm und sehnte sich danach ihn einfach zu berühren, wie ich es wollte.

Ich meine, stellt es euch doch mal vor: Andy in meinen Armen, zu mir hinaufschauend. Unsere Lippen in harmonischen Bewegungen aufeinander. Wie sein Geruch in meinen Mund strömt, mich umgibt, mich fesselt und sich unsere warmen Münder langsam öffnen...

Jap. Schöne Gedanken oder? Doch anstatt es war zu machen, hob ich meinen Kopf wieder an und lächelte ihn an. „Bis morgen", wiederholte ich.

Er schien etwas überrumpelt zu sein und zuckte kurz zusammen. Erst wollte ich noch etwas sagen, dann verließ ich, ein gezwungenes Lächeln aufgesetzt, einfach die Wohnung und ging die Treppen runter.

(Pov. Andy)

Die schwere Tür fiel hinter ihm krachend ins Schloss und hinterließ in mir augenblicklich ein Gefühl der Leere. Ein Brennen in meiner Brust, in meinem Herzen. Ganz langsam fraß es sich Ader für Ader durch meinen pochenden Muskel und ein unsichtbares Band schnürte mir die Kehle zu. Meine blassen Hände wurden kühl und fingen an zu zittern, während meine Augen immer heißer wurden und eine kleine, heiße Träne in meinem linken Augenwinkel auftauchte. Ich fühlte mich so leer. So einsam. So... ja... genauso wie damals... als ich gegangen war.

Andy, das kann so nicht weitergehen. Du machst immer alles kaputt! Immer den gleichen Fehler! Du hast dich zweimal in ihn verliebt und beide Male hast du es kaputt gemacht! Reiß dich zusammen!

Meine innere Stimme schrie mich an. Schrie mich zusammen, sodass ich anfing zu heulen. Einfach so. Sie hatte ja Recht. Immer ließ ich es geschehen. Immer ließ ich es zu, dass nie etwas aus uns wurde...

Aber was bringt es denn?

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Wo ist der Sinn?

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Wo ist der Sinn dahinter, dass du hier sitzt und dir die Augen ausheulst?

Um ihn weinst.

Was wird sich ändern, wenn du es immer nur geschehen lässt?

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Okay jetzt mal im Ernst. Ganz ruhig, Andy. Was macht weinen gerade für einen Sinn? Gar keinen. Richtig?

Meine innere Stimme hatte Recht. Och man, sie hatte immer Recht.

In einer Situation, die man durch einfaches Handeln ändern könnte, sollte man genau das tun. Zumindest rational gesehen. Sollte man nicht immer das tun, was einem möglichst viel Leid erspart? Oder anders gesagt, sollte man nicht immer dafür sorgen, dass man so wenig Leid und Schmerz wie möglich erleidet? Und dabei ist das Ganze doch so unglaublich schwer... aber... vielleicht... sollte man es einfach... tun...

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Das Ganze dauerte in meinem Kopf nur wenige Sekunden. In mir rasten die Gefühle nur so durch meine Glieder, bis ich einfach los stürmte, die Tür wieder aufriss und das Treppenhaus hinab rannte. „Rye warte!", schrie ich, doch im nächsten Moment hatte ich schon seine Lippen auf meinen. Ich schluchzte auf und schlang meine Arme um seinen Nacken. An meiner Taille spürte ich zwei wärmende Arme, dich mich anhoben und dann wurde ich Schritt für Schritt in die Wohnung zurück getragen. Keine Sekunde brach unser Kuss und ebenso wenig wagte ich es meine Augen zu öffnen. Theoretisch hätte ich in den Armen eines jeden Mannes liegen können, schließlich sah ich ja nicht wer mich küsste. Aber praktisch kannte ich seinen Geruch besser als meinen. Ich konnte gar nicht anders als mich voll und ganz auf ihn zu konzentrieren. Ich hatte ganz vergessen mir vorzustellen wie weich und warm seine Lippen waren. Wie verdammt süß er roch und wie unglaublich stark er war, denn er trug mich immer noch. Auch, wenn ich vielleicht nicht besonders schwer war. Nach einer endlosen Ewigkeit stellte er mich auf den Boden und jetzt erst merkte ich, dass meine Knie weich wie Butter waren und beinahe nachgaben. Er sah mit seinen Schokoladenaugen zu mir hinunter. Es glitzerte beinahe in ihnen und sie waren so rein, dass ich mich selbst sehen konnte. „Geh nicht", hauchte ich nach einer erneuten Ewigkeit des Schweigens. Meine Stimme bebte von der Anspannung und den vielen Endorphinen in meinem Blut.

Rye sah mich an. Mein Rye. Den Mann meiner Träume, den ich viel zu oft hatte gehen lassen.

„Ich gehe nicht mehr weg, Engel", flüsterte er zurück und sofort zogen meine Gesichtsmuskeln ein breites Strahlen auf. Es war echt. So echt wie seit Jahren nicht mehr und es war ein Wunder, dass meine Muskeln dies nicht verlernt hatten, denn bisher hatte ich noch nie so gestrahlt wie wenn ich mit Rye zusammen war...

Lang lang ist's her und ich hoffe es interessiert sich noch irgendwer für diese Geschichte. Es würde mich allerdings nicht wundern wenn nicht. Naja, gebt mir doch gerne eine Rückmeldung dazu, ob ihr noch weiteres von der Geschichte lesen wollt. Einen wunderschönen guten Tag und bis zum nächsten Mal, eure Lisa :)

Erstens kommt es anders...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt