Kapitel 6

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Danke an caminoxia die dieses Wunder schöne Kapitel geschrieben hat .❤
-Kensis Sicht-

Ich warf den leeren Kaffeebecher in hohen Bogen in den Mülleimer. Das war der siebte für heute, aber meine Energie wollte sich einfach nicht auffüllen. Schon seit Wochen fühlte ich mich so, seit dem Tag an dem auf Deeks geschossen wurde. Ich verbrachte Tag und Nacht bei ihm im Krankenhaus und kann nun endlich nachempfinden, wie er sich wohl gefühlt haben muss, als ich im Koma lag. Nur ungern erinnerte ich mich daran zurück, aber ich konnte nicht anders. Ich habe schon lange nicht mehr so viel Zeit im Krankenhaus verbracht und die Erinnerungen kommen hoch, ohne dass ich sie aufhalten kann. Damals hatte ich noch Glück gehabt. Für Deeks kann ich nur hoffen, dass er es auch schafft. Er ist stark genug! Mir stiegen die Tränen in die Augen und versuchte sie wegzublinzeln. Ich greife nach Deeks Hand, welche leblos auf der weißen Matratze liegt. Dieses verdammte, trostlose Weiß, dass im ganzen Krankenhaus verteilt ist! Seine Hand ist kalt und an seinem Handgelenk führt schon die erste Infusion unter seine Haut. Nur einer von unzähligen Schläuchen, der mit seinem Körper verbunden ist. Die äußerlichen Wunden wie die aufgeplatzte Lippe waren schon verheilt, doch die lang gewachsenen Haare und der Bart ließen Deeks trotzdem unglaublich verwahrlost erscheinen. Er hatte außerdem abgenommen und seine Haut war blass, seine wunderschönen Augen, in die ich mich immer wieder verlieren könnte, seit Ewigkeiten geschlossen. Die Ärzte sagten, es bräuchte ein Wunder, damit er sie wieder öffnete. 

Neben mir vibrierte mein Handy und ich wischte die Tränen aus meinen Augen, um die Nachricht, welche von Sams Handy verschickt wurde, erkennen zu können. 

Wir sind in zwei Minuten da! Treffen uns am üblichen Ort. -Callen

Ich rutschte von meinem Bett herunter, steckte mein Handy in die Tasche und gab Deeks einen Kuss auf die Stirn. 

"Ich bin gleich wieder bei dir.", versprach ich ihm und zog anschließend noch die Vorhänge vor dem Fenster auf die Seite, sodass helles Tageslicht in den Raum strömen konnte und ihn direkt heller erscheinen ließ. Ich schob mein Bett noch von Deeks' weg, sodass die Ärzte im Notfall an ihn heran konnten. Ich zog die Tür leise hinter mir ins Schloss. Auf dem Gang herrschte Totenstille, meine Schritte hallten an den Wänden wieder. Ich folgte den mir altbekannten Weg zum Ausgang, fröhlicher Sonnenschein strahlte mir entgegen. Zu fröhlich für meine Stimmung. Ich stieß die schwere Glastür auf und wartete am Eingang auf Sam und Callen. Gestern waren Nell und Eric mit Hetty gekommen, um Deeks zu besuchen und sich über seinen Zustand zu erkundigen. Sie meinten, dass sie mich im Hauptquartier vermissen würden, und auch wenn ich sie ebenso vermisste und auch meinen Job mit all den Risiken, konnte ich nicht von Deeks Seite weichen. Nicht bis er das Gebäude nicht verlassen hatte, entweder erhobenen Hauptes oder im Leichensack. In letzter Zeit hatte mich die Realität oft eingeholt, doch auch wenn es auswegslos schien, fand ich stets noch einen Funken Hoffnung, doch auch dieser Funke erlischt mit der Zeit. Aber ich durfte nicht aufgeben, ich durfte Deeks nicht aufgeben. Noch nicht jetzt!

Callen und Sam liefen durch den Park auf den Krankenhausflügel zu, beiden trugen ihre Marken und Waffen. Zur Begrüßung zogen mich beide in eine Umarmung und ich wollte sie gar nicht mehr loslassen. 

"Hallo Kensi."

"Hey!"

"Wollen wir erstmal einen Kaffee trinken? Du vergammelst sonst noch im Krankenhaus. Du brauchst mal ein bisschen frische Luft.", schlug Callen vor und ich konnte ihm nur Recht geben. Ich verbrachte ausnahmslos jede Minute bei Deeks. Wir liefen durch den Park herüber zu einem kleinen Cafe. Die Bewegung tat mir gut und ich ermahnte mich ein paar mal einfach tief durchzuatmen und mir keine Sorgen um Deeks zu machen. Inzwischen waren die Frühjahrsblüher aufgegangen und strahlten in den knalligsten Rot- und Gelbtönen. Die Vögel zwitscherten in den grünen Bäumen und der Brunnen im Park plätscherte beruhigend vor sich hin. Ich lauschte unseren regelmäßigen Schritten, die auf den Kieswegen knirschten. Wenn ich die Augen schloss und mich voll und ganz auf meine Umgebung konzentrierte, konnte man den Eindruck haben, alles wäre okay. Aber das war es nicht. 

Densi ❤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt