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Es sind nun schon drei Tage vergangen, seit dem Vorfall bei den Grace's und inzwischen hat sich schon alles beruhigt. Rovan hat das Mädchen, wessen Name er noch nicht kenn, nicht mehr gesehen. Er hat auch nicht weiter über sie nachgedacht. Für einen Moment hat er sogar an ihrer Existenz gezweifelt. Die Drogen und der Alkohol lassen alles nur verschwommen durchsickern. Erst als er an einem späten Donnerstag Nachmittag betrunken in die Küche stolpert und zwei Gestalten am Esstisch sieht, wird ihm bewusst, dass er sich das Mädchen nicht ausgedacht hat.

In einem verwaschenen Oversize-Shirt und einer Jeans sitzt das brünette Mädchen neben Rovan's Schwester und blickt in ihren Ordner. Ihre Augen fliegen übers Papier und ein paar Mal markiert sie einzelne Wörter oder Sätze. Keine einzige Sekunde hat sie daran verschwendet ihn anzusehen, erst als er seinen Mund öffnet, blickt sie auf.

,,Warum haben wir keinen Wodka?", nuschelt er genervt und schlägt den Kühlschrank zu. Dass seine kleine Schwester dabei ängstlich zusammen zuckt und verkrampft auf ihre Heft starrt, entgeht ihm.

Eden hingegen, erwidert seinen wütenden Blick und beißt die Zähne zusammen, um nichts zu sagen. Sie möchte vor Marleen keinen Streit anfangen.

,,Fatma!", schreit er daraufhin und nur wenig später, kommt das Dienstmädchen in die Küche. Auf ihren Lippen liegt ein kleines Lächeln, trotz der Tatsache, dass Rovan sich nicht einmal ihren Namen merken kann.

,,Ja?", fragt sie höflich und bereit ihm zu helfen. Selbst wenn er ihrer Meinung nach ein schlechter Mensch ist.

,,Wo ist der Wodka?! Oder Schnaps?! Irgendwas einfach!"

,,Miss Grace hat ihn wegsperren lassen, aber ich kann dir einen Kaffee machen.", antwortet sie, doch der schwarzhaarige Junge ignoriert sie und verlässt die Küche.

Eden und Dilara sehen zu wie er aus der Küche stolpert und auf die Treppe zu geht. Als er schließlich weg ist, verschwindet das Lächeln der Türkin und sie zischt etwas, auf eine Sprache die die Mädchen nicht verstehen.

,,Warum kann er so mit jedem umgehen?!", Eden schnauft wütend auf und steht auf um sich eine Tasse Kaffee ein zu gießen.

,,Vielleicht tut ihm etwas weh.", ertönt plötzlich die Stimme des kleinen Mädchens. Verwirrt drehen sie sich zu ihr und sehen sie verwirrt an.,,Wir haben in der Schule gelernt, dass Hunde beißen wenn ihnen etwas weh tut."

,,Also, ein Hund ist er sicher.", knurrt das Mädchen mit den blauen Augen. Rovan's Benehmen bringt sie jedes Mal auf die Palme und am liebsten würde sie ihn so lange anscheinen, bis ihre Lungen versagen würden.

,,Er kann sich nicht für immer so verhalten.", entschlossen ihm die Meinung zu sagen, legt sie ihre Tasse nieder und verlässt die Küche. Aufgebracht besteigt sie die Treppe und hämmert gegen die Tür.

,,Rovan! Rovan mach die Tür auf!"

Erst nach einer halben Ewigkeit wird die Türe geöffnet und Eden tritt sofort ein.,,Wie kannst du nur so widerlich sein!? Du kannst dich nicht so verhalten! Deine eigene Schwester hat schon Angst vor dir! Und du könntest dir wenigsten Dilaras Namen merken!" wütend bäumt sie sich vor ihm auf und pickst mit ihrem Finger auf seine Brust. Sie blickt ihm in seine braunen Augen merkt erst jetzt, dass sie blutunterlaufen sind.

,,Hör endlich auf dich in alles einzumischen!", seuselt er genervt und dreht sich weg von ihr. Rovan hat keine Lust mehr angeschrieen zu werden. Insbesondere nicht von einem Mädchen, dass ihn gar nicht kennt.

,,Ich mische mich nicht überall ein!", verteidigt sich Eden und folgt ihm zum kleinen Sofa auf welches er sich setzt und nach einer Flasche greift. Diese reißt sie ihm jedoch sofort aus der Hand.

,,Doch das tust du! Mein Leben geht dich nichts an!", immer noch seuselt, jedoch wütender versucht er aufzustehen und sich die Flasche zurück zu nehmen, doch wieder einmal verliert er das Gleichgewicht und fällt zurück auf die Couch.

,,Es geht mich etwas an, wenn es Marleen betrifft! Bring endlich dein Leben auf die Reihe! Du kannst nicht so weiter machen! Am Ende bringst du dich noch um!"

,,Na und! Es würde dich trotzdem nichts angehen!", Eden ignoriert seine Worte und stürmt aus dem Zimmer. Sie kann ihn nicht länger ansehen, ohne zu schreien.

Grummelnd fährt sie sich durch ihre braunen Haare und betritt schließlich die Küche. Dilara sitz mit ihrem Handy an der Kücheninsel und hebt eine Augenbraue, als sie ihre Freundin sieht.,,Du kannst lauter werden, als man denken mag.", kommentiert sie schmunzelnd und legt ihr Telefon zur Seite.

,,Urgh. Er ist einfach unmöglich!", seufzt das Mädchen auf und gesellt sich zur Türkin. Sie nimmt einen großen Schluck aus ihrer Kaffeetasse und versucht sich zu entspannen.

,,Vielleicht kennt er es anders nicht.", meint das Dienstmädchen sanft und zuckt mit der Schulter.,,Sein Vater hat sie verlassen und Miss Grace arbeitet rund um die Uhr. Man kommt schnell an die falschen Menschen."

Eden's Ärger wird durch ihre Aussage gelindert und Schuldgrfühle keimen auf. Familie ist wichtig. Dies ist ihr klar und ohne ihre Schwester, wäre sie wahrscheinlich nicht besser.

,,Trotzdem. Hast du gesehen, wie ängstlich Marleen war...Warte, wo ist sie überhaupt?", panisch sieht das brünette Mädchen sich in der Küche um, kann sie aber nirgends finden.

,,Es ist halb sieben. Ihre Sendung läuft gerade.", erklärt ihr Dilara ruhig und nimmt einen Schluck aus ihrer Tasse. Beruhigt lehnt sich auch Eden in ihrem Sessel zurück.

Die nächste halbe Stunde unterhalten sich die beiden Mädchen miteinander, als Eden wieder auf Rovan zurück kommt.,,Glaubst du er ist okay?", fragt sie nebenbei und erntet einen Blick von ihrer Freundin, welchen sie nicht genau deuten kann.

,,Ich weiß nicht... Aber bring ihm doch einen Kaffee und find es heraus.", schulterzuckend dreht sie sich zum braunhaarigen Mädchens und stellt ihr eine Tasse vor die Nase.

,,Okay.", murmelt sie leise und greift nach der Tasse. Langsam besteigt sie die Treppe und nähert sich seinem Zimmer. Der Großteil ihrer Wut ihr verflogen und ein kleines Lächeln, auch wenn es erzwungen ist, liegt auch auf ihren Lippen.

,,Rovan?" sanft klopft sie an die Tür seines Zimmers, bekommt jedoch keine Antwort. Eden zögert einen Moment, doch schließlich öffnet sie die Tür und betritt schon das zweite Mal an diesem Tag das Zimmer des Jungen.

Anders als sie erwartet hat, liegt er nicht komatös in seiner eigenen Kotze und schläft. Stattdessen entdeckt sie die offene Tür zum Balkon. Zögerlich geht sie auf die Tür zu und je näher sie kommt, desto deutlicher wird eine Stimme die spricht. Doch erst als sie direkt davor steht, erkennst sie, dass es eigentlich Musik ist. Eine leise Stimme singt vor sich hin und wird von einem Orchester begleitet. Der Song ist langsam und vollkommen anders als das was sie erwartet hat.

,,Rovan?", neugierig nähert wie sich dem Jungen, welcher an die Fasade lehnt und eine Zigarette im Mund hat.

E X H A L E Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt