Kapitel 11

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Wie ausgemacht, war Sherlock da. Er stand wieder beim Fenster und spielte auf seiner Geige, während der Mond ihn in ein kühles Licht hüllte. Sein Kopf war auf der Kinnstütze abgelegt, seine Finger tanzten über die Saiten und füllten den Raum mit einer beruhigenden Melodie.

Seine Haare und Haut glänzten und, wie immer, war er in Hosen und Jackett gekleidet, jedoch trug er heute ein weißes Hemd darunter. Johns Atem kam nur noch stockend, Holmes war einfach zu schön. So sehr er sich eigentlich nur setzten und Sherlocks Spiel lauschen und ihn beobachten wollte, nützte es nichts; er müsste es hinter sich bringen.

„Ähm, Professor, Sherlock?", sprach er auf. Sherlocks Augen öffneten sich langsam und nahmen sofort ihre ganze Umgebung mit ihrem leuchtendem blau auf.

„Hallo John", sagte er, seine Stimme weich und friedlich. John musste sich zwingen sich wieder an das zu erinnern, warum er hier war.

„Um, ich wollte nur wissen, wie es dir geht, nachdem, na ja, du weißt schon, allem...", begann er schüchtern.

„Mir geht's gut, Snape allerdings spricht nicht mehr mit mir und zieht Grimassen, sobald wir im gleichen Raum sind."

„Ja gut, er ist sauer."

„Wie hast du eigentlich diesen Trank gebraut, ich weiß, dass die Anweisungen in dem Buch falsch sind?"

„Irgendjemand hatte vorher jede Menge Korrekturen durchgeführt, Sachen durchgestrichen, manches hinzugefügt", erklärte er, wobei seine Stimme wieder gefühlt ein paar Oktaven höher ging.

Sherlock schaute ihn etwas argwöhnisch an. „Du hörst dich nervös an, ist bei dir alles in Ordnung?" John hätte gerne geantwortet, leider hatte sich seine Stimme gegen ihn entschieden und er brachte kein Wort heraus.

„Ich, ähm, mir geht's gut", log er. Sherlock legte seine Geige weg und stieg die Stufen von der kleinen Plattform herab. Er kam in Johns Richtung und sagte mit einem unsicheren Lächeln: „Ich glaube, dass du mein altes Buch gefunden hast." John bemerkte, dass seine Haare perfekt lagen, nicht eine einzige Locke befand sich am falschen Platz.

„Wirklich?"

„Ja, nach ein paar Experimenten hab' ich die echten Regeln eingetragen."

„In sehr sauberer, kursiver Schrift?"

„Das wäre ich, ja:"

„Also hat Snape doch Recht, du hast das Buch reingeschmuggelt und uns geholfen."

Sherlock zuckte mit den Schultern. „Na ja, nicht mit Absicht. Außerdem hätte das Buch auch jeder andere bekommen können."

„Stimmt auch wieder. Hat er dich eigentlich verletzt; mit seinem Zauberstab?"

„Alles okay, ich hatte nichts zu verstecken, also hatte ich auch nichts zu befürchten."

„Jeder, der Snape korrigiert, während er voll ausrastet, muss schon ein ziemlicher Idiot sein", lachte John. Sherlock lächelte und nahm einen kleinen Schritt nach vorne.

„Snape ist aber auch nicht der Hellste, ich wusste, dass du niemals betrügen würdest, selbst wenn ich es anbieten würde, was ich niemals machen würde."

„Greg würde."

„Aber du nicht, oder?"

„Ich betrüge nicht", versicherte John.

„Das ist gut, Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig", sagte Holmes; seine Stimme immer noch weich und sanft.

„Also, ähm, eigentlich hab ich mich gefragt, ob du vielleicht.. mit mir zusammen nach Hogsmeade gehen willst." Seine Stimme brach ab und er hielt schnell den Mund, bevor er noch mehr zu stottern anfing. Holmes wurde rot, John konnte es sogar von seinem Standpunkt sehen, aber er konnte gar nichts dagegen sagen, denn auch er merkte, wie sein Gesicht warm wurde, sodass es sich anfühlte, als würde er gleich in Flammen aufgehen.

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