Kapitel 2

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Die Füchse verbrachten den nächsten Tag mit Jagdtraining und Futtersuche. Carro spielte mit dem Kater Nick, einem von Milas wenigen Freunden. Viele Katzen waren heute ebenfalls auf Futtersuche, deshalb hatte Ula ein wenig Respekt vor Mila und Carro. Sie saß in der Ecke und schien zu warten, bis Mila ihren Bruder alleine ließ, denn für sie wäre so ein kleiner Fuchs eine leichte Beute. Aber Mila war sich sicher, dass Nick aufpasste, denn Carro war für ihn wie ein Sohn. Also ging sie weg, um ein wenig Fressen auf der Straße zu suchen.
Schon bald eilte Nick ihr nach. Der rotgetigerte Kater hielt ein Fleischstück im Maul und reichte es ihr. ,,Danke", sagte sie, ,,was ist mit Carro?"
,,Er schläft", antwortete Nick in seiner heiseren Stimme.
Sie gingen an der Straße vorbei. Hier jagte ein Auto das nächste. Milas Vater wurde hier vor ihrer Geburt überfahren. Wie auch Nicks Vater. Das war einer der wenigen Sachen, die sie gemeinsam hatten. Sie setzten sich neben die Straße. Nick sah mit dem roten Fell fast so aus wie ein Fuchs. Nur dass er blaue Augen und Mila grüne Augen hatte. Aber es gab verschiedene Fuchsaugen. Carro hatte braune Augen und es gab sogar Füchse, die blaue Augen hatten, was man nicht sehr häufig sah. Mila seufzte. Ihr Vater sollte auch blaue Augen gehabt haben.
Da hörte Mila ein lautes Jaulen in der Ferne. Sie zuckte zusammen und erkannte, dass es Carros Stimme war. Sie rannte los, so schnell sie konnte. Nick konnte ihr kaum folgen. Ihr Herz schlug so schnell wie noch nie, denn der bloße Gedanke daran, dass Carro verletzt sein könnte, nahm ihr den Atem.
Als sie an der Katzenecke ankamen, sah Mila gerade, wie Ula sich auf den kleinen Fuchs stürzen wollte. Mila sprang ihr in den Weg und sie wälzten sich auf dem Boden hin und her. Nick versuchte Carro zu beschützen, die anderen Katzen jubelten und Ulas Krallen zerschnitten Mila die Haut. Schließlich biss Mila der Katze in den Hals und schleuderte sie gegen eine Steinmauer. Drei andere Katzen wollten sich auf Mila werfen, aber die Füchsin war so außer sich, dass sie alles und jeden abschüttelte. Dann ließ sie ein Fauchen ertönen, das alle Katzen zum Schweigen brachte. Mila wandte sich Ula zu. Grüne Fuchsaugen trafen auf gelbe Katzenaugen.
Ula hatte Angst und kauerte sich nieder. Mila sah von oben auf sie herab und sagte: ,,Wenn du es nochmal wagst, meinem Bruder etwas anzutun, werde ich dir den Hals durchbeißen!" Ula schloss verängstigt die Augen und nickte zaghaft.
Mila hatte einige Schnittwunden, aber Carro war zum Glück nicht weiter verletzt. Er zitterte nur, als Mila sich zum Gehen abwandte. ,,Tut mir leid, Mila", flüsterte Nick ihr zu, doch sie packte Carro bloß und ging ohne ein weiteres Wort.

Mein Freund, der FuchskönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt