Kapitel 6

25 1 0
                                    

Carro merkte, wie der LKW stoppte. Der Wagen hatte schon etliche Male angehalten. Carro wusste weder wie lange sie schon gefahren waren, noch wohin die Fahrt ging. Er hatte einfach zu viel Angst, so viel, dass er die ganze Zeit nichts gegessen hatte. Ab und zu krabbelte eine Spinne vorbei, dann fing er sie meistens und konnte seinen Magen einigermaßen damit füllen.
Die beiden Fuchswelpen waren rund um glücklich. Carro hatte sie schon oft nach ihren Namen gefragt, aber dann hatten sie immer gefragt: ,,Wir?" Danach kicherten beide immer. Irgendwann fand Carro diese Füchse unheimlich. Sie schwärmten entweder von einem neuen Leben oder von dem Tod.
Carro verzog sich in eine Ecke und fragte sich, ob Mila ihn suchen würde. Langsam hatte er diese Enge satt und hoffte, dass der Fahrer endlich mal die Ladeluke öffnete. Einmal hatte der Fahrer die Luke geöffnet, aber die drei Fuchswelpen hatten sich nur ängstlich zwischen den Kisten versteckt.
Jetzt fuhr der LKW auf eine metallige Fläche. Als er wieder anhielt, wackelte alles, sodass Carro dachte, sie wären auf einem Boot. ,,Fähre heißt Möglichkeit", sagte eines der Fuchskinder. Sein Bruder stimmte ihm grinsend zu. Carro wich zurück und wünschte sich Mila herbei.
Mit diesen Fuchswelpen stimmte etwas nicht.

Die Fähre fuhr schon lange, da roch Carro etwas zu Fressen. Sein Magen knurrte. Er folgte dem Geruch, stöberte mit seiner Schnauze in einer Kiste herum und fand einen kleinen Vogel, der tot auf dem Boden lag. Carro verspürte ein wenig Mitleid mit ihm, weil der Vogel sich wahrscheinlich ebenfalls in den LKW verirrt hatte. Aber Carro hatte Hunger.
Gerade hatte er sich den Vogel geschnappt, als eines der Fuchskinder ihn mit Wucht ansprang und ihm das Fleisch entriss. ,,Hey!", rief Carro, doch das andere Fuchskind knurrte drohend. Erneut wich Carro zurück.
Die beiden Fuchswelpen fraßen den Vogel. Dann fingen sie plötzlich an zu singen: ,,Es war einmal ein Fuchskind; das wäre fast ertrunken. Doch wenn es weiterschwimmte; dann findet es am Ende doch nur eine Insel. Es leidet und leidet und leidet immer weiter; genau wie wir; genau wie wir. Die Geschichte von dem Füchslein macht uns immer heiter; denn es ist gestorben und leidet immer weiter. Und wenn wir seinesgleichen wären; dann würden wir uns fressen und leiden. Bis wir sterben; und wieder sterben. Und am Ende ist es doch nur eine Insel; da wären wir lieber ertrunken."
Die Füchse kicherten grausam. Dann sagte einer von ihnen zu Carro: ,,Pass auf, dass du nicht auch ertrinkst!" Sie lachten und Carro weinte.

Mein Freund, der FuchskönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt