Kapitel 1: Gefallener Engel

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Für einen Engel gibt es nichts schlimmeres als auf die Erde zu fallen und als Mensch leben zu müssen. Die Erde ist das Alcatraz der Engel, denn von hier aus in den Himmel zurück zu kehren ist nahezu unmöglich, dazu muss ein Engel mehr vollbringen als Hercules für seine Götterkräfte und es ist noch keinem Engel gelungen. Haise wacht vor seinem Wecker auf, hofft das alles nur ein schlechter Traum war, will nicht als Mensch leben, will einfach nur zurück in den Himmel. Ernüchtert muss er aber feststellen, dass er wirklich auf der Erde ist – noch dazu in Tokyo. Während er darüber nachdenkt stellt Haise fest, dass er dem Umstand des Ortes zu viel Gewichtung verleiht, im Vergleich zu dem Umstand dass, er nichts über das Leben als Mensch weiß: weder normale Umgangsformen, noch den geregelten Tagesablauf. Und schon gar nicht von einer geregelten Arbeit. Sein Job war es, Gebete zu erhören und sich, wenn möglich, darum zu kümmern. Das war eine Arbeit für eine Person und er hatte keinen Kontakt mit seinen Kollegen. Weibliche Kontakte hatte nur einen: die Göttin aber den hatte jeder. „Seltsam dass ich nie einen weiblichen Engel getroffen habe obwohl es laut Büchern dieser Menschen Tausende von ihnen geben muss.“ Er hatte schon davon gehört, dass es sogar Beziehungen zwischen Engeln geben kann aber er hielt das nur für ein Gerücht. Eltern haben wir in der Regel nicht, sagt er sich, wir werden einfach erschaffen. „Ich sollte wohl versuchen etwas über die Lebensweise der Menschen zu lernen, sobald ich dass kann lerne ich etwas über meine Art", verspricht sich Haise. Er steht langsam aus seinem Bett auf und geht auf den Balkon. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen und wird wohl auch nicht zu sehen sein, da dichter Regen über Tokyo niedergeht. Haise murmelt zu sich: „der erste richtige Tag auf diesem Planeten und er muss es regnen lassen. Oh man, der Chef ist mächtig sauer auf mich. Aber wieso auf mich? Die wenigsten Engel mögen die Menschen und viele tuen ähnliches wie ich – also warum bestraft er gerade mich?!“ In diesem Moment klingelt sein Handy und er hat eine neue E-Mail:
Haise,
ich weiß du fragst dich wieso ich dich auf die Erde verbannt habe, schließlich weiß ich alles was du denkst, sagst und fühlst. Du fühlst dich ungerecht behandelt. Mit dieser Mail möchte ich dir meine Seite darlegen. Du hast deine Macht gegenüber den Menschen schonungslos ausgenutzt, du hast jedes, ich wiederhole JEDES, Gebet umgekehrt eintreffen lassen. Unter deiner Führung sind mehr Menschen gestorben als damals bei der Flutung der Erde! Du bist kein guter Engel, selbst der Teufel wollte dich nicht in seinem Reich haben und der freut sich normalerweise sehr über gestörte Seelen. Ich war also gezwungen dich auf die Erde zu setzen und Tokyo hab ich dir wissentlich ausgesucht, du Rassist. Hier nun deine Aufgabe um wieder in den Himmel zu kommen: tue gutes für die Menschen, verstehe ihre Lebensweise, entwickle Mitgefühl für sie, verstehe deine eigene Lebensweise als Engel und bringe einen Menschen dazu sich in dich zu verlieben um einen neuen Engel zu erschaffen.
Viel Glück Haise
~Chef
PS: Suche nach deiner Mutter
Er kippt fast um als er die Mail liest, er kann es nicht fassen. Dagegen sind die Heldentaten des Hercules ja wirklich ein Klacks denkt er sich. Vor allem die Punkte Mitgefühl und Liebe machen ihm zu schaffen. Unmöglich sagt er sich, so werden doch keine Engel erschaffen. Als er das PS liest gibt es ihm wirklich den Rest und ihn wird schwarz vor Augen und er kippt um. Zu seinem Glück ist er nicht lange ohnmächtig, sodass er sich noch duschen und anziehen kann, anschließend noch eine Kleinigkeit frühstücken bevor er das Haus verlässt um zu seiner Arbeit zu gehen. „Ausgerechnet ein Kindergarten?! Der Chef weiß wie er mich fertig machen kann…“.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 26, 2019 ⏰

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