Ich ging den dunklen Weg ganz hinunter. Jetzt schien der Mond zwischen lockeren Wolken mit hellen Rändern, die Nacht duftete intensiv, und man hörte das einschläfernde Rauschen der Wellen. Am Strand zog ich mir die Schuhe aus, der Sand war kalt, ein grauhellblaues Licht dehnte sich bis zum Meer und ergoss sich über seine zitternde Fläche. Ich dachte: Ja, Lila hat Recht, die Schönheit der Dinge ist ein Schwindel, der Himmel ist der Thron der Angst. Ich bin am Leben, jetzt und hier, zehn Schritte vom Wasser entfernt, und es ist überhaupt nicht schön, es ist erschreckend. Ich bin mit diesem Strand, mit dem Meer, mit dem Gewimmel sämtlicher Tiergestalten ein Teil des Schreckens des Universums. Ich bin in diesem Moment das unendlich kleine Teilchen, durch das der Schrecken jedes Dinges ein Bewusstsein erhält. Ich. Ich, die ich dem Rauschen des Meeres lau- sche, die ich die Feuchtigkeit und den kalten Sand spüre. Ich, die ich mir ganz Ischia vorstelle, die umschlungenen Körper von Nino und Lila, dazu Stefano, der allein in der neuen, immer weniger neuen Wohnung schläft, und das Ungestüm, das das Glück von heute begünstigt und die Gewalt von morgen schürt. Ach, es stimmt schon, ich habe zu viel Angst, und darum wünsche ich mir, alles möge schnell vorbei sein, die Gestalten meiner Alpträume mögen meine Seele auffressen. Ich wünsche mir, dass aus dieser Finsternis Meuten wütender Hunde hervorbrechen, Vipern, Skorpione und riesige Seeschlangen. Ich wünsche mir, während ich hier am Meer sitze, dass Mörder aus der Nacht kommen, die meinen Körper zerfleischen. Jawohl, möge ich für meine Unzulänglichkeit bestraft werden, möge mir das Schlimmste geschehen, etwas so Verheerendes, dass ich daran gehindert werde, diese Nacht, den morgigen Tag, die kommenden Stunden und Tage bewältigen zu müssen, die mir mit immer schlagenderen Beweisen meine Unfähigkeit bestätigen würden. Solche Gedanken hatte ich, die übertriebenen Gedanken eines verzagten Mädchens. Ich gab mich ihnen wer weiß wie lange hin.