Kapitel 4

0 0 0
                                    

Auf einmal begann die Musik zu spielen. Der Hochzeitsmarsch.. Die großen schweren Eisentüren standen schon offen und alle Menschen drehten sich um, um der erste zu sein, die Braut zu sehen. Sie geierten wie Hunde, die darauf warteten, dass ihr Stöckchen geworfen wird. Ich drehte mich auch langsam um, während ein lächeln meine Mundwinkel umspielte und sah aus dem Augenwinkel schon die ersten erschrockenen Blicke, als sie die Braut sahen. Nun sah ich es, mein Werk. Das Blut, das sich langsam schon über das gesamte weiße Kleid verteilt hatte. An den Einstichstellen war es dunkler und in jedem Schnitt den ich sah, hörte ich noch mein Lachen. In jedem Blutstrophen spürte ich die Tränen, die ich wegen ihr vergossen hatte. Und in ihrem Gesicht, dass in meine Richtung guckte, sah ich ihr entsetzen über meine Tat. Die zeit schien stehen zu bleiben, auch wenn das unmöglich war, denn die Zeit rennt und reißt alles gnadenlos mit sich, ohne sich umzusehen, aber in diesem Moment, war es so still, so hoffnungsvoll leise, dass man das Blut förmlich hören konnte, wie es aus ihren Schnitten lief.
Die ersten Gäste standen auf, wollten etwas tun, doch waren zu perplex, um etwas zu machen. Die Hände vor den mund geschlagen, ständig laut einatmend, versuchten sie den anwesenden Kindern die Augen zu verschließen, damit sie es nicht sahen, das offensichtliche. Das mögen Eltern, den Kindern die Möglichkeit zu nehmen, mit ihrer eigenen Sicht zu sehen. Der Bräutigam eben noch so wunschlos glücklich, lief die kleinen Steinstuffen hinunter, seine Schuhe knallten förmlich auf die Steine, was in diesem Moment das lauteste war. Er Lief zu ihr und kurz bevor er ankam, vielleicht nur wenige Sekunden, fiel sie um. Mit dem Gesicht zuerst, fiel sie auf den roten Teppich. Zuerst knickten ihre Knie ein, dann folgte ihr Oberkörper. Bevor sie komplett zu Boden ging, sah sie in meine Richtung. Aus ihren sonst so fröhlichen, aber doch auch ehrlichen Augen, floss eine kleine Träne, die genau wie ihr Körper unaufhaltsam zu Boden ging. Der rote Teppich verschluckte die roten Blutsflecken, sodass man nur noch ein Mädchen ah. Was ein weißes Hochzeitskleid anhatte und nicht mehr unter uns weilte.

Der TodesgangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt