Hyazinthen

Eustoma

Sie schüttelten sich den Regen aus den Haaren, welcher unerwartet über sie hereingebrochen war, nachdem sie den Blumenladen an der Ecke durch den Hinterausgang verlassen hatten. Die Wohnungstür klickte im Schloss und Jimin schaute vorsichtig durch den Türbogen. Er atmete auf, als er keinen seiner Mitbewohner in der Wohnküche vorfand und nahm Yoongis Jacke entgegen. Die Garderobe war voll.

Schulterzuckend schmiss er die Jacken auf den Boden, streckte sich ausgiebig, ein mildes Schmunzeln auf den Lippen.

„Sauwetter."

„Hier wohnst du?" Der Musiker drehte sich großer Augen einmal um seine eigene Achse, ehe er die durchnässten Sneakers von den Füßen streifte. „Wie viele Mitbewohner hast du?"

„Drei, aber die arbeiten gerade alle." Der Florist winkte den Neuzugang gut gelaunt hinter sich her. „Nimm es mir nicht übel, aber du brauchst dringend ein Bad."

Die Wangen krampften bei dem peinlich berührten schiefen Grinsen, das sich über Yoongis Lippen schob. „Tut mir echt leid."

Die vielen Wasserkocher im Badezimmer verwunderten den Musiker zwar, doch stellte er keine Fragen, als Jimin begann jeden einzelnen zu befüllen. Der Florist wies ihn an die freistehende Badewanne auszuspülen und als Yoongi das heiße Wasser aufdrehte, schienen ihm die Wasserkocher weniger ominös. Autonom zuckten seine Finger vor der Kälte zurück und der Duschkopf fiel mit einem dumpfen Laut auf die hellen Fliesen. Von dem Strahl in seinem Gesicht überrumpelt, schlug Yoongi die Hände vor die Augen.

„Vorsicht", lachte Jimin, richtete den Wasserstrahl zurück in die Wanne und blickte belustigt zu Yoongis tropfenden Zügen auf. „Ich schätze das jetzt noch abzutrocknen erübrigt sich."

Der erste Wasserkocher klickte und Jimin schloss den Wasserhahn, drückte den Stöpsel in den Abfluss.

„Pass auf, dass du dich nicht verbrennst."

Der Florist reichte seinem Gast einen der Wasserkocher und während sie die Wanne füllten, starrte Yoongi angestrengt auf den Wasserhahn. Die Wanne war zu einem Drittel voll, als Jimin das kalte Wasser aufdrehte und Yoongi bat zu warten.

Er hielt zwei seiner Pullover aneinander, verglich Stoff, Wärme und Länge. Er wollte, dass Yoongi sich wohl fühlte. Jimin hörte wie sich die Badezimmertür öffnete und wieder schloss. Schließlich entschied er sich doch für zwei vollkommen andere und kurz nachdem er seine Schranktür wieder geschlossen hatte, erschien Jongin trägen Ausdrucks im Türrahmen und deutete auf den Flur hinaus.

„Da sitzt ein Einbrecher in unserer Badewanne."

„Ein Freund." Jimin griff sich den Stapel Wäsche und belächelte Jongins Art unangenehme Situationen anzusprechen, hob die Pullover vor den Tänzer. „Welchen?"

„Der." Zwei Finger deuteten auf den orangen Hoodie und Jongin folgte seinem Mitbewohner aus dem Zimmer. „Und warum sitzt der in unserer Wanne?"

„Ist aus seiner Wohnung geflogen."

Die Badezimmertür fiel vor Jongins Nase ins Schloss und Jimin drehte den Schlüssel. Yoongis hochrote Wangen glühten dem Floristen entgegen und entschuldigend hob er die Schultern, legte die frische Kleidung auf dem Toilettendeckel ab.

„Tut mir leid, dass er dich erschreckt hat."

Er schüttelte die feuchten Haare und lehnte die Arme auf den Wannenrand. „Das ist nur das Wasser."

„So heiß?" Eine Braue schoss besorgt in die Höhe und ohne zu überlegen, streckte Jimin die Hand in die dampfende Wanne. „Verdammt, Min Yoongi." Seine Hand streifte für eine Sekunde Yoongis Oberschenkel, das Wasser brannte auf seiner Haut. Er riss die Finger zurück. „Willst du dich kochen?"