Kapitel 1

15 6 0
                                    

„Lacey, Lacye, Laaaaccceeeyyy, wach endlich auf". Das sind die Worte, mit denen ich am Samstagmorgen um acht Uhr geweckt wurde. Für einen Moment stellte ich mich tot und fragte mich, ob das ihr ernst war. Mit ihr, meine ich übrigens meine beste Freundin Maya, die ich in diesem Moment, am liebten umbringen würde. „Geh runter von mir", grummelte ich, während ich versuchte mich noch tiefer in mein Kissen zu vergraben. „Du erstickst mich noch". „ Na gut" sagte sie, „aber nur wenn du mir versprichst nicht wieder einzuschlafen, ich haben nämlich großartige Neuigkeiten". „Diese Neuigkeiten sind besser gut, oder ich schwöre bei Gott, dass ich dir meinen Wohnungsschlüssel wieder abnehme. Der ist übrigens für Notfälle und nicht für meine kostenlosen Samstagmorgen Nachrichten aus deinem Mund". Maya tat das was sie am besten konnte und ignorierte meine schlechte Laune einfach. „Halt dich fest, du wirst gleich umkippen, wenn ich dir sage wen wir beide nächsten Monat treffen werden". Das Einzige was ich in diesem Moment dachte war: ich liege in meinem Bett, du sitzt auf mir drauf, ich habe es nicht nötig mich festzuhalten. Und die Sache mit dem umkippen gestaltet sich mindestens genau so schwierig. Außer jemand erlaubte sich einen Scherz und stellte für einen kurzen Moment die Erdanziehungskraft aus. „Lacey hörst du mir überhaupt zu?", schuldbewusst musste ich mir eingestehen, dass ich Mayas Gerede mittlerweile zu einem angenehmen Hintergrundrauschen ausgeblendet hatte. „Ja ja natürlich" sagte ich schnell unter ihrem tadelnden Blick, wohl wissend, dass sie ganz genau wusste, dass ich log. Zu meiner Verteidigung, es ist Samstagmorgens acht Uhr, für mich ist das noch tiefste Nacht. Doch um sie nicht weiter zu foltern grinste ich und sagte „dann schieß mal los, was gibt es denn so weltbewegendes, dass mein Schönheitsschlaf bis morgen warten muss?". Sie packte meine Hände und schaute mich mit funkelnden Augen an. Ich muss zugeben, langsam machte sie mich neugierig. Es gibt nur wenige Dinge, bei denen sie so euphorisch ist.

„Wen liebst du am meisten auf dieser Welt? Natürlich abgesehen von deiner besseren Hälfte, mir". „Ähm keine Ahnung? Mich?". „Argh Lace ist das jetzt dein ernst? Willst du mich komplett verarschen?". Ich dachte nach, es gab da tatsächlich eine einzige Person auf dieser Welt, die ich mehr liebe als Maya oder meine Wenigkeit... Aber das ist einfach unmöglich, diese Person lebt nicht mal in Deutschland, geschweige denn auf dem gleichen Kontinent. Ich schaute sie einfach nur mit meinen verwirrten Augen an. Sie wusste ganz genau, was sich für ein Film vor meinem inneren Auge abspielte. In rasender Geschwindigkeit spielte ich alle anderen Möglichkeiten durch, nur um festzustellen, dass es keine gab. Es gab nur eine einzige Antwort auf die Frage wem heimlich mein Herz gehörte. Jason, ein Mann, der nicht mal wusste, dass ich existiere. Maya fing an zu grinsen als sie merkte, dass mein Gehirn nach einer gefühlten Ewigkeit, auch mal auf die Lösung gekommen ist. Ich flüsterte „das kann nicht sein, das ist nicht möglich". „Doch ist es" erwiderte sie, „aber wie? Ich meine Er... Wie?". Als Antwort zog sie etwas aus ihrer hinteren Hosentasche und wedelte damit aufgeregt vor meiner Nase herum. „Das meine Liebe, ist unser Schlüssel zum Erfolg. Das ist unser Eintritt in eine Welt, von der wir bis jetzt nur geträumt haben". Fassungslos nahm ich ihr aus der Hand, was sie mir entgegen streckte. Es waren zwei Eintrittskarten für die deutsche Filmpremiere unseres Lieblings Schauspielers Jason Smith. Wer mich kennt weiß eins über mich, ich bin nie sprachlos, habe auf alles eine Antwort und für gewöhnlich weiß ich auch alles besser. Doch in diesem Moment war mein Gehirn wie leer gefegt und ich könnte schwören, dass jemand für einen kurzen Moment, die Schwerkraft ausschaltete. Denn es fühlte sich an, als würde ich schwerelos Hals über Kopf ins All katapultiert werden. „Maya Williams, das hast du nicht geschafft" Lachend sagte sie „und wie ich das habe, wer ist einfach die Beste?". Spätestens jetzt war ich hell wach, ich saß aufrecht in meinem Bett, ohne überhaupt zu wissen wann ich mich aufgesetzt hatte. Das muss wohl in meinem kurzen Moment der Schwerelosigkeit passiert sein. „Erzähl mir alles, bis ins letzte Detail". Natürlich tat Maya nichts lieber als das, denn wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, kann sie reden wie ein Wasserfall. Die Niagarafälle sind gegen ihre Redeanfälle nichts. Nicht, dass ich die Niagarafälle schon live und in Farbe gesehen hätte, doch im Fernsehen sahen sie immer sehr groß aus. Also erzählte sie mir, wie sie bei einem Radiogewinnspiel mitgemacht hatte. Bei dem konnte man die Karten gewinnen. Das Einzige was sie machen musste, war ein Quiz über Jason zu beantworten. Machen wir uns nichts vor, keiner kann uns bei diesem Thema das Wasser reichen. Es gibt nichts was wir nicht wissen, wir kennen jedes einzelne Bild von ihm. Jeden einzelnen Film und und seit neustem auch jeden einzelnen Song. Denn wie sich in der Vorschau zu seinem neusten Film herausgestellt hatte, kann mein Mister Perfect nicht nur Schauspielern, sondern auch singen.

„Long Story short, wir beide werden unsere Heimat Köln, für das beste Wochenende aller Zeiten verlassen". Ein Blick auf die Karten genügte um zu sehen wohin es ging. Berlin, die deutsche Stadt aller Filmpremieren. Wie oft hatte ich mir Übertragungen davon im Fernsehen angesehen und mir gewünscht dort zu sein? Ich weiß es nicht genau. Aber was ich weiß ist, dass es mindestens genau so oft war, wie ich die Übertragung der Oscarverleihung in Los Angeles gesehen hatte. Tränen schossen in meine Augen, als ich anfing zu realisieren, dass mein größter Traum in Erfüllung gehen wird. Ich werde Jason sehen, auf der Premiere seines neuen Filmes „The Person i used to be". Plötzlich war vergessen, dass es acht Uhr morgens war. Ich spürte nicht einmal mehr Mayas Gewicht auf meinem Bauch, ja sie saß immer noch auf mir. Alles was ich in diesem Moment sah, waren die Karten in meiner Hand. Die mein Leben für immer schlagartig verändern sollten, das wusste ich nur noch nicht. 

Ein Star zum verliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt