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Sirius P.o.v
Die Minuten und Stunden flossen ineinader, sodass das Konzept 'Zeit' schon bald keine Bedeutung mehr für mich hatte.
Ich lag genauso in Trümmern, wie James und Lilys Haus. Es war, als wäre meine Seele in tausend Teile zersprungen und die unzähligen Scherben rissen mich nun von innen auf und ließen mich verbluten.
Manchmal dachte ich, ich müsse in Ohnmacht fallen, weil alles so weh tat.
Obwohl es nicht das erste Mal war, dass ich jemanden verloren hatte, waren die Gefühle, die mich überrannten von solcher Intensität, dass ich von Zeit zu Zeit in Versuchung geriet, mir den nächsten Dementor zu schnappen und mich küssen zu lassen, einfach nur damit ich nicht mehr fühlen musste.
Ich schlief nicht, ich weinte nicht. Das einzige, was meinen Kopf erfüllte, war der Schmerz und Rachedurst, denn ich wusste genau, wer die Schuld trug, und ich wusste, dass ich derjenige sein würde, der ihn tötete.
Vielleicht war das der Grund, warum ich nicht nach Hause ging.
Ich wusste er wartete auf mich. Ich wusste, dass er leidete und ein Teil von mir würde mir selbst nie dafür verzeihen, dass ich ihn in so einem Moment alleine ließ, obwohl wir uns geschworen hatten, uns nie im Stich zu lassen.
Wenn ich an ihn dachte, alleine in unserer Wohnung, immer noch auf mich wartend, tat mir zusätzlich zu allem Anderen auch noch das Herz weh.
Remus, mein treuer herzensguter Remus, es tut mir leid, dass ich nicht so sein kann wie du.
Doch er musste bezahlen.
Ich konnte ihn nicht davon kommen lassen. Wir alle hatten ihn geliebt, ihn als Teil der Rumtreiber gesehen, mit ihm gelacht geweint, bei der Jobsuche geholfen und unzählige Insider Witze geteilt. Und er verriet uns einfach.
Ausgerechnet Wurmschwanz.
Wie oft hatte ich ihm bei den Hausaufgaben geholfen, wie oft hatte er Remus nach einem besonders harten Vollmond zum Lachen gebracht? Wieso fiel es ihm so leicht, all das aufzugeben und dazu noch uns alles zu nehmen?
Ich hatte mir immer geschworen, dass ich nicht der langen Tradition der Blacks folgen würde. Ich würde niemals morden, niemals Menschen etwas böses antun, wenn sie es nicht verdienten. Doch anscheinend war Moony immer falsch gelegen wenn er mit ernster Miene meinte "Du bist kein Stück wie deine abgedrehten Verwandten. Rede dir das nicht ein."
Außerdem verdiente Peter es. Das einzige was mich davon abhielt, war meine Liebe zu ihm. Denn trotz allem, trotz dass er mir alles genommen hatte, was mir einst wichtig war, liebte ich ihn noch. Und das machte mir am meisten zu schaffen. Man hörte nie auf, seine Familie zu lieben. Nicht einmal wenn sie einen verrieten.
Doch ich konnte meine eigenen Gefühle nicht in den Weg kommen lassen.
James und Lilys Tod musste gerächt werden. Harry hätte es verdient, dass seine Eltern ihn zu seinem ersten Schultag begleiten, ihn schimpften wenn er Mist gebaut hat und ihn knuddeln und küssten, wenn er an Weihnachten zurück kam.
Wurmschwanz hatte mir nicht nur meinen besten Freund genommen, er hatte Harry um seine Eltern betrogen.
Für all das und noch mehr würde er seine gerechte Strafe bekommen, die ihm das Ministerium für Magie niemals geben könnte. Es gab nur eine Option und die würde ich wählen, auch wenn es mich Alles kosten würde.
Tatsächlich war es nicht einmal schwer gewesen, ihn zu finden, was mich aus einem unersichtlichen Grund noch wütender machte. Jeder einigermaßen passable Zauberer hätte diesen Fluch durchbrechen können. Und ich war zugegebener Maßen mehr als nur ein passabler Zauberer, weshalb es mich nur die hälfte der Zeit dauerte.
Jedoch verdiente Moony eine Erklärung. Er würde zwar trotzdem fuchsteufelswild werden und sich zurecht betrogen fühlen und vermutlich würde ich derjenige sein, der Remus Lupins sanftmütiges Herz brach, aber wenigstens wüsste er warum ich es getan hatte.
Er wüsste, dass ich nicht der Verräter war. Dann konnte ich in Frieden meine Tage in Azkaban absitzen.
Aus diesem Grund schickte ich ihn meinen Patronus, damit er auch wusste, dass ich es war, der ihm den Platz und die grobe Uhrzeit nennen würde, verbunden mit der Anweisung, nicht einzugreifen, egal was ich tat. Ich hoffte, er würde sich daran halten.
Nachdem das geklärt war, hieß es warten und beobachten.
Nachdem ich ihn aufgespürt hatte, hatte ich seinen Tagesablauf auswendig gelernt und Plätze gesucht, wo ich ihn möglichst günstig abfangen konnte.
Dummerweise hatte er sich an einem Ort versteckt, an dem viele Muggel lebten, das machte es ein wenig schwieriger.
Es war ein schlauer Schachzug, das musste ich ihm anrechnen, wenn er jedoch dachte, dass mich das aufhalten würde, musste er dennoch außergewöhnlich dumm sein.
Endlich war es so weit. Sogar die Uhrzeit, die ich Remus geschickt hatte, stimmte.
Ich hoffte wirklich, dass er meinem Patronus gefolgt war.
Flüchtig suchte ich nach seinem braunen Lockenkopf, doch er war nicht zu sehen.
Ein mulmiges Gefühl übermannte mich. Tatsächlich war das das einzige, was mir Sorgen bereitete.
Er dachte sicherlich noch, dass ich der Geheimniswahrer war, er wusste nichts von dem Tausch.
Was wenn er sich bereits entschieden hatte?
Jedoch verschwanden all diese Sorgen und Gedanken als ich Peters Gestalt sah, wie sie am anderen Ende der Straße auftauchte. Eine Welle von Hass überkam mich und für eine Weile war die Welt in tiefes blutrot getaucht.
Ich wollte ihn umbringen.
Es war nicht nur Rache, nicht nur eine Notwendigkeit, ich wollte es. Ich wollte sehen, wie das Leben aus seinen Augen verschwand und sein Körper schlaff wurde. Und ich wollte der Grund dafür sein.
Ich wusste, nur das würde mir den Frieden geben nach dem ich mich seit der Ermordung so verzehrte.
Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte es mit eigenen Händen gemacht.
Doch ich wollte ihn überraschen, den Schock und die Angst in seinen Augen sehen, wenn ich plötzlich vor ihm stand.
Die Vorstellung war das, was mich die letzten Stunden, vielleicht auch Tage, ich wusste es nicht mehr und es war mir auch egal, wach gehalten hatte und ich wollte sie voll auskosten. Unzählige Male hatte ich mir sein Gesicht ausgemalt, seine Stimme in meinem Kopf gehört, wie er um Gnade bettelte, die ich ihm verwehren würde.
Er kam, in seiner für ihn so typischen, schlurfenden Gangart immer näher, jetzt war er fast an der Stelle angekommen, an der ich dann aus der Nebengasse auftauchen würde und ihn töten würde, ein für alle mal.
Fünf Schritte, vier, drei, zwei...
Als er mich erblickte, erbleichte er, was mir ein Lächeln entlockte, welches, wie ich im Gegenüberliegenden Schaufenster bemerkte, eher einem Zähneblecken glich. Er wich abwehrend, bettelnd zurück und fing an wegzurennen.
Ich verdrehte die Augen und setzte ihm nach. Was er tat war albern.
Ich war größer und schon immer schneller gewesen, und das wusste er.
Warum jetzt noch Zeit schinden.
Ich holte ihn zwei Querstraßen weiter ein, eigentlich hätte ich es schon viel früher geschafft, doch ich wollte ihn leiden sehen. James Tod hatte die unerbittliche, sadistische Black Seite in mir geweck, von der ich immer gedacht hatte, dass sie nicht existiere.
Zu meiner Verwunderung hielt er abrupt an, als er bemerkte, dass ich nah hinter ihm war.
Er drehte sich um und blickte mir zitternd, jedoch entschlossen ins Gesicht.
"Du hast mir alles genommen du dreckiger Hurensohn (A/N sorry).", sagte ich vollkommen ruhig und hob den Zauberstab. Meine Hand zitterte kein Bisschen.
Ich wusste, was ich tun würde.
Wurmschwanz schwieg, was die Wut in mir noch steigerte.
Ich holte Luft, drauf und dran die Worte zu sprechen, die alles beenden würden, als Wurmschwanz erst verschlagen Lächelte, etwas was ich noch nie auf seinem Gesicht gesehen hatte, und dann passierte vieles auf einmal.
Ich bemerkte, dass Muggel um uns herum waren.
Das war ungünstig. Sehr sogar.
In all meinen Plänen war kein weiterer Personenschaden vorgesehen, besonders nicht von Muggeln.
Und zwischen all den Menschen entdeckte ich seines. Er war leichenblass und blickte von mir zu Peter und wieder zurück. Ich war mir sicher dass er, irgendwie, meine Worte gehört hatte, auch wenn sie nur für Wurmschwanz bestimmt waren.
Unsere Blicke trafen sich und wir starrten einander für eine kleine Ewigkeit an, uns war klar dass wir uns wohl für eine Weile nicht mehr sehen würden.
Ich wusste, dass er wusste, was ich vorhatte, deshalb bat ich ihn stumm um Vergebung und prägte mir seine Gesichtszüge ein letztes Mal ein.
Zeitgleich begann er, Peter, zu schreien, was mich dazu veranlasste, meinen Blick zu lösen.
"Lily und James, Sirius! Wie konntest du das nur tun?", schluchzte er übertrieben theatralisch und laut, damit es auch alle mitbekamen und hob den Zauberstab.
Das Einzige, was ich noch tun konnte, war ein Schutzschild aufzubauen und mich klein zu machen, ehe die Straße explodierte und eine riesige Rauchwolke mich umschloss. Hustend schwenkte ich meinen Zauberstab, um sie zu vertreiben und was ich sah, ließ meinen Atem stocken.
Um mich herum lagen Leichen und die Person, die eigentlich als Leiche hätte enden sollen, war definitiv nicht dabei.
Mit einem kurzen Blick versicherte ich mich, dass Remus das ebenfalls nicht war. Er war offensichtlich schlau gewesen, noch wegzuapparieren.
Er hatte mich hinters Licht geführt.
Wurmschwanz hatte mich hinters Licht geführt. Das war durchgeplant gewesen.
Ein überdrehtes Kichern entwich mir und auf einmal konnte ich nicht aufhören.
Es war alles umsonst gewesen.
Ich hatte die Liebe meines Lebens und meine Freiheit aufgegeben nur um von Peter Pettigrew verarscht zu werden. Außgerechnet er.
Das Leben hatte definitiv einen Sinn für Ironie.
Ich lachte immer noch, als die magische Polizeibrigade auftauchte und ich lachte auch noch, als sie mich abführten.
Das hatte kein Black vor mir geschafft. Meine Mutter wäre entsetzt.
Irgendwann schaffte ich es endlich, mich zu beruhigen und ich kicherte nur noch ab und zu müde. Schließlich schlief ich auf der unbequemen Pritsche in meiner Untersuchungszelle ein, das letzte was ich vor meinen Augen sah, war Remus entsetztes Gesicht, kurz bevor alles schief ging.


Danke für eure Geduld Leute. Ich habe das  Gefühl, dass es mit dieser ff qualitativ immer weiter bergab geht, was mich frustriert, aber ich werde durchhalten.

When I realized, that I loved him  (Wolfstar ff) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt