1. Dezember

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1. Dezember! Ausnahmsweise wache ich gut gelaunt auf. Normalerweise bin ich ja total der Morgenmuffel, aber heute habe ich einfach gute Laune! Das liegt daran, das heute die Vorweihnachtszeit beginnt! Ich liebe die Vorweihnachtszeit und Weihnachten selber einfach! In Cancún haben wir früher schon am 30. November das ganze Haus weihnachtlich dekoriert, aber hier in der Villa Benson merkt man gar nichts davon, dass bald Weihnachten ist. Ist ja klar, bei der Besitzerin... Mein Zimmer habe ich aber trotzdem weihnachtlich dekoriert, und einen Adventskalender habe ich auch, mit Schokolade. Ich liebe Schokolade! Ich gehe aus meinem Bett zu dem Adventskalender auf meinem Schreibtisch und öffne das erste Türchen. Ein Schokomond kommt zum Vorschein. Passt ja perfekt zu mir! Schnell verschlinge ich das Stück Schoki und mache mich dann für die Schule fertig.


"Wollen wir heute nach deinem Training im Roller auf den Weihnachtsmarkt gehen?", fragt mich Nina, als ich im Blake ankomme. "Wie, der hat hier schon geöffnet?" "Ja, heute Nachmittag öffnet er." "Irgendwie schon komisch, dass hier Weihnachten im Sommer ist. Für mich gehört Weihnachten einfach in den Winter! Obwohl es bei uns in Cancún zu Weihnachten auch immer warm war.", sage ich. "Dann wird es jetzt eine neue Erfahrung für dich.", meint meine beste Freundin. "Okay, also dann gehen wir heute nach dem Training dahin?" "Machen wir so!", antwortet Nina. "Oh, wir müssen langsam rein, der Unterricht beginnt gleich!", sagt sie dann. "Okay, dann los!"


"Hey Lieferfee, wohin des Weges?", hält mich Matteo, alias der größte Snob auf Erden, nach der Schule auf. "Nach Hause und dann ins Roller. Wir haben Training, schon vergessen?", antworte ich. "Ich bitte dich, Lieferfee, ich vergesse sowas nie. Du bist doch hier die Schusselige von uns beiden." Er gibt mir einen Stups auf die Nase. "Weißt du, Matteo, du nervst. Wir sehen uns später." Ich drängele mich an ihm vorbei und laufe in Richtung Villa Benson.

Als ich zum Training ins Roller, zugegebener Maßen gerade noch rechtzeitig, komme, laufe ich direkt Matteo in die Arme. "Na Lieferfee?" Wow, er tut mal wieder einen auf cool. "Was willst du, Snob?" "Darf ich dich denn nicht einmal mehr begrüßen?" Ich verdrehe die Augen. "Snob, du nervst. Komm jetzt, das Training beginnt gleich." Ich gehe zu meinem Spind, um meine Skates herauszuholen und sie mir anzuziehen, bevor ich dann auf die Bahn fahre, wo sich die anderen gerade aufwärmen und ein paar Schritte ausprobieren. "Lieferfee, wollen wir einen neuen Schritt ausprobieren?" "Hä, welchen denn?"  "Hab ich mir ausgedacht, komm." Matteo zieht mich an der Hand auf die Bahn und führt mich. "Lass dich einfach von mir führen!", ruft er mir zu. "Warum sollte ich? "Weil du weißt, dass  ich, der König der Bahn, dir noch so einiges beibringen kann und dieser Schritt somit super ist!", antwortet er und ich verdrehe wieder meine Augen.

Okay, ich gebe es nur ungerne zu, aber Matteo hatte Recht: Dieser Schritt ist zwar eigentlich super kompliziert, aber wir haben ihn perfekt ausgeführt, und Tamara will ihn nun in unserer Choreografie haben. "Du solltest mir mal ein bisschen mehr vertrauen, Lieferfee.", flüstert er mir zu, als Tamara gerade etwas für den Wettbewerb, für den wir gerade trainieren, erklärt. Ich verdrehe, mal wieder, meine Augen und konzentriere mich auf Tamaras Worte.

Nach dem Training bin ich dann noch ein bisschen zum Skaten auf der Bahn geblieben, bis Nina dann kam, da wir ja zu dem Weihnachtsmarkt wollten. Also gehen wir zu den Spinden, wo ich meine Skates ausziehe und sie in meinen Spind stellen will, als wir etwas auffällt. An meinem Spind hängt ein Zettel, vorne ist an ihm ein Stück Schokolade befestigt. Verwirrt starre ich den Zettel an. "Mach doch mal auf!", drängt Nina und ich nehme den Zettel von meinem Spind. Frohe Vorweihnachtszeit steht auf dem Zettel, und die Schokolade hat die Form eines Sterns. "Aber wer...?" "Mal überlegen... Vielleicht Simón?" "Nein, ganz bestimmt nicht!", sage ich schnell. "Sonst fällt mir aber keiner ein, wer das sein könnte... Oder vielleicht Matteo? Ihr seid in letzter Zeit sowieso so oft zusammen, es würde mich nicht wundern, wenn er es sein würde..." "Der Snob?! Nie im Leben! Ihm würde nie in den Sinn kommen, sowas zu machen!", widerspreche ich schnell. "Außerdem weißt du, dass ich ihn nicht  ausstehen kann. Wir sind nur ständig zusammen, weil wir im selben Team skaten, nicht mehr!"  "Komm schon, Luna, er gefällt dir!" "Der Snob ist unausstehlich! Niemals mag ich ihn!" "Weihnachten nennt man auch das Fest der Liebe. Also hast du noch 24 Tage, um dir einzugestehen, dass du ihn magst!", sagt Nina. "Wir wollten zum Weihnachtsmarkt, also los jetzt!" Ich stelle meine Skates in den Spind, hole meinen Rucksack und wir gehen los, unterwegs esse ich aber noch den Schokostern.

"Guck mal, eine Wahrsagerin!", sage ich zu Nina, als wir angekommen sind. Der Weihnachtsmarkt hier in Buenos Aires ist etwas größer als der in Cancún, aber ich komme nicht darauf klar, dass hier alle zur Weihnachtszeit in Sommerkleidung herumlaufen. "Eine W-Wahrsagerin? Zu der gehe ich definitiv nicht!", sagt Nina. "Echt jetzt, Nina? Du hast Angst vor einer Wahrsagerin?" Ich muss mich beherrschen, hier nicht gleich loszulachen.  "Ehm... Du kannst ja gehen, wenn du willst und ich warte hier auf dich." "Na gut." Ich steuere auf das Zelt mit dem Schild "Adivino" (Span.  für Wahrsagerin) zu. 

"Mädchen, komm herein." Eine ältere Frau, bekleidet mit irgendeinen buntem Kleid, vielen bunter Tüchern um ihre Schultern gelegt, großen Creolen, unzähligen Armbändern und Ringen, ihre grauen Haare sind zu einem langen, seitlichem Zopf geflochten, sitzt vor einem kleinen, runden Tisch, auf dem bunte Tücher liegen und eine Glaskugel steht. "Du bist deine Zukunft vorhersagen lassen?" Ich nicke. "Setz dich, mein Kind." Sie deutet auf die Kissen vor dem Tisch. Ich setze mich dort hin. "Wie heißt du, Mädchen?" "Luna.", antworte ich. "Luna, der Mond...", murmelt sie und reibt auf ihrer Glaskugel mit ihren Händen herum. "Ich sehe... Ich sehe... Ja, ich sehe ganz viel Liebe in der Weihnachtszeit... Ein braunhaariger Junge... Mit einer wunderschönen Stimme und einem magischen Lied... Ja, ich sehe... Ich sehe einen Kuss im Mondlicht an Heiligabend... Oh Mädchen, dieser Junge wird die Liebe deines Lebens sein!" Was? Was hat das zu bedeuten?

"Mädchen, das macht dann 60 Pesos." (60 Pesos sind ungefähr ein Euro) Komplett neben der Spur lege ich der Frau das Geld auf den Tisch und mache, dass ich schnell aus diesem Zelt verschwinde.


Hey und willkommen zu dieser Weihnachtsstory! Und was die Wahrsagerin da vorhersagt, klingt schonmal sehr vielversprechend... Mal gucken, was in diesen 24 Tagen alles so passieren wird!


All I want for christmas is you - Christmas Story || LutteoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt