Kapitel 3

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Verwirrt von dieser Konversation und vorallem von meiner Reaktion auf sie, ging ich zu Chris, der mit zwei weiteren des Teams zusammenstand.
"Hey, wieso stands du so lange bei ihr?", fragte mich Chris, als er mich sah.
"Ach ich hab ihr Wein angeboten und nunja," ich spielte verlegen mit meinen Haaren, die mir links über meine Schulter hingen, "ich hab vergessen wie der Wein heißt."

Nach diesen Worten starrte ich in drei entsetzte Augenpaare. Schnell versuchte ich die Situation wieder in den Griff zu bekommen: "Sie hat es locker genommen, alles gut."
"Bist du sicher?", fragte Chris mich.
Ich nickte: "Keine Sorge, sie hat es mit Humor genommen. Außerdem ist sie ja nur ein Gast."
Unglaubwürdig schaute Chris mich an und zog die Augenbrauen hoch. "Du weißt nicht, wer das ist, hab ich Recht?"
Ich nickte, leicht verlegen, weil ich mir dumm vorkam.
"Das..", er machte eine kurze Pause, "ist Kate Evans. Ihr gehört Evans Industries"
Geschockt sah ich ihn an. Dann drehte ich mich kurz zu ihr um. Ihre Augen fanden meine und ich schaute schnell wieder zu Chris.
"Omg, warum hab ich immer das Glück in solche Fettnäpfchen zu treten?"
Chris lachte. "Ach wenn sie es nicht mit Humor genommen hätte, wärst du bestimmt schon auf dem Weg nach draußen, begleitet von Security."
"Da hast du sehr wahrscheinlich Recht.", erwiderte ich und hoffte, dass er wirklich Recht damit behielt.

Wir mischten uns wieder unters Volk und verteilten weiter Getränke. Ein Gutes hatte die peinliche Situationen mit Miss Evans: jetzt würde ich den Namen des Rotweins nie mehr vergessen.

Der Rest des Abends verlief gut. Jedoch erwischte ich mich immer wieder dabei, wie ich Miss Evans anschaute. Und ab und zu erwiderte sie meinen Blick und ich merkte jedes Mal, wie meine Wangen erröteten.

Als der Abend sich so langsam zum Ende neigte, beschlossen wir schonmal etwas aufzuräumen. Wir sammelten alle leeren Gläser ein und brachten sie in die Küche, wo ein paar von uns angefingen sie sauber zu machen.
Ein paar volle Gläser und Flaschen stellten wir zu einer kleinen Theke im Festraum, damit wir schnell auf Wunsch weiter Getränke ausgeben konnten.
Eine Weile sammelten wir immer wieder Gläser ein und brachten sie in die Küche.

Als ich gerade von der Küche wiederkam, fiel mir auf, dass der Raum schon ziemlich leergefegt war. Nur noch vereinzelt standen ein paar kleine Gruppen zusammen und unterhielten sich.
Doch auch diese lösten sich nach und nach auf, bis man die Gäste an einer Hand abzählen konnte.

Ich ließ mein Blick schweifen und dachte nach. Ob Will wohl schon schlafen würde, wenn ich nach Hause kam. Wir hatten schon Ewigkeiten keinen Abend mehr alleine verbracht. Doch es würde noch eine Weile dauern, bis ich nach Hause kommen wurde. Und dann würde er bestimmt schon schlafen.

Eine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Eine bekannte Stimme, ich wusste nur nicht, wem ich sie zuordnen sollte. Ich drehte mich um und blickte in leuchtend grüne Augen. Dieselben Augen, die mich den ganzen Abend über ab und zu anschauten.

"Hallo.", sagte Miss Evans zu mir und lächelte mich leicht an. Ihre strahlend weißen Zähne kamen unter ihrem roten Lippenstift zum Vorschein und ihre ungewöhnlich spitzen Eckzähne blitzten mich an.
"Ähm, hallo", stotterte ich leicht.
"Ich hätte gerne noch ein Glas von dem Château. Wäre das möglich?"
"Ähm ja, natürlich.", gab ich stotternd von mir drehte mich zum Tresen und goss ein Glas Rotwein ein. Dann drehte ich mich wieder um und reichte es ihr.
"Vielen Dank.", sagte sie und griff nach dem Glas. In diesem Moment berührten ihre Fingerspitzen meine und ich erschrak schlagartig. Mir viel das Glas zu Boden und es zerbrach in tausend Scherben.
Das laute Klirren des Glases auf dem Boden, ließ mich aus meiner Trance schrecken.
"Omg, es tut mir so leid.", sagte ich und kniete mich auf den Boden und fing an die Scherben aufzusammeln.
"Das macht nichts.", fing sie an, "Hey, hör auf, du tust dir noch weh."
"Nein, es geht schon." Ich sammelte weitere Glasscherben ein, bis mir ein leises "autsch" entwich. Ich hatte mich geschnitten.

"Hey, steh auf.", befahl sie mir mit ruhiger aber bestimmter Stimme. Ich tat was sie verlange und schaute peinlich berührt zu Boden. Oh man, ich war bestimmt rot wie eine Tomate.
Plötzlich griff sie nach meiner Hand und erneut spürte ich das Kribbeln, weshalb das Glas überhaupt auf dem Boden gelandet war.

Sie schaute sich meine Verletzung an. Ich hatte an der Innenseite meiner Hand einen tiefen Schnitt, aus dem bereits Blut quillte.
"Das...das ist halb so schlimm. Ich räume das auf, damit sich niemand sonst verletzt.", ich wollte mich gerade wieder den Scherben widmen, als mich ihre Hand aufhielt, weil sie immernoch ein meinem Handgelenk weilte.
"Nein, das wirst du nicht.", sagte sie bestimmt. Ich schaute sie fragend an.
"Du wirst mit mir mitkommen und wir werden deine Hand verarzten.", sagte sie ruhig zu mir und wandte sich dann höflich an Chris, "könnten Sie bitte die Scherben aufkehren. Das wäre wirklich sehr freundlich."
Chris nickte kurz, nahm eine Kehrschaufel und machte sich an die Arbeit.

"Ich kann das doch auch machen.", versuchte ich sie zu überzeugen, da Chris mir leid tat.
"Nein, kannst du nicht.", sagte sie.
Dann bedankte sie sich kurz bei Chris und zog mich, immernoch am Handgelenk haltend, hinter sich her. Und mir blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.

Miss EvansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt