Eine Frage der Zeit

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Ron grübelte nach, was er als Nächstes hätte tun können. Er hörte wie die Männer von Stühlen aufstanden und diese an eine Position zurecht rückten. Er spürte sein Herz rasen, als er bemerkte, dass die Stimmen der Männer sich ihm näherten. Er blickte sich rasch um und versteckte sich in einer kleinen Schlippe, die etwas versteckt lag. Er hofft inständig, dass die ehemaligen Anhänger Voldemorts nicht in seine Richtung kamen und lauschte, wohin es sie verschlug. Er hörte die Schritte immer näher voranschreiten und versuchte so leise es ging zu atmen. Als er jedoch bemerkte, dass die Todesser eine völlig andere Richtung einschlugen, spähte er ihnen hinterher und sah, wie sie einen anderen Raum betraten. Die Tür klickte zu, wodurch Ron sich sicher fühlte und aus seinem Versteck hervor kam. Er sah sich um und war noch immer leicht verwirrt, wo er eigentlich gelandet war. Er versuchte herauszufinden, wo er vielleicht Hermine finden könnte, doch genau in dem Moment, als er seinen Deluminator aus seiner Hosentasche hervorzog, hörte er es... Ihre Schreie, ihr Wimmern. So nah und so echt, dass er wusste, dass es dieses Mal nicht aus seinem Deluminator kommen konnte. Sein Magen verkrampfte sich ruckartig und schmerzhaft, als er ihre verzweifelten Schreie wieder und wieder hörte. Rons Herz raste wie wild und er spürte Panik in sich aufkommen. Was sollte er jetzt tun? Wo war sie und was taten sie ihr an?
Er blickte verzweifelt umher und lief dem Schrei entgegen, der schon wieder allmählich abebbte. Ron wusste, dass dies kein gutes Zeichen sein konnte. Seine Schritte wurden schneller und trugen ihn fast in Trance über den harten, kühlen Steinboden, während seine Gedanken wild umherkreisten. Ihm perlte der Schweiß von der Stirn und sein Arm mit seinem Zauberstab in der Hand war nach vorn ausgestreckt, immer bereit sofort anzugreifen. Er drehte sich immer wieder hastig um, um die Lage auch hinter sich abzuchecken. Doch alles schien sich auf Hermines Qualen zu konzentrieren. Er blieb kurzzeitig stehen und da fiel es ihm ein... Sein Patronus, der ihm eventuelle Hilfe schicken konnte. Er schloss seine Augen und dachte an den schönsten Moment, der ihm sofort in den Sinn kam, um einen starken Patronus zu projizieren zu können. Der erste Kuss mit der Frau, die er schon all die Jahre über alles liebte... seine Hermine. Sein Bauch kribbelte stark bei dem Gedanken und als er leise "expecto patronum" sprach, hüpfte sofort ein kleiner, silberner Jack Russel Terrier aus seinem Zauberstab, dem Ron mit einem "Hermine in Gefahr... Kellergewölbe... Malfoy!" losschickte. Er sah nur kurz seinem Patronus nach und als er erneuert von einem herzzerreißenden Schrei von Hermine aus seinen kurzen Gedankenabschweifungen in die Realität zurückgeholt wurde, rannte er plötzlich los und rannte dort hin, wo die ehemaligen Anhänger Voldemorts vorhin den Raum betraten. Er stand mit pochendem Herzen vor der verschlossenen Tür und hörte die Männer laut und grässlich, schäbig auflachen. Der Klang des fießen Gelächters drang bis in sein Innerstes und ließ seine innere, starke Wut aufflammen. Ron umklammerte seinen Zauberstab mit seiner geballten Faust, wodurch seine Knöchel weiß hervortraten. Er spürte starke Wut, die er zuvor noch nie gespürt hatte. Ron zeigte mit seinem Zauberstab auf das Türschloß und brachte ein leises "Alohomora" hervor, wodurch die Tür leise klickte und Ron wusste, dass er den Raum nun endlich betreten konnte, um seine Hermine in den Arm nehmen zu können, sie küssen zu können und besonders sie endlich retten zu können.

Hermine spürte wie ihre Gliedmaßen sich vor lauter Schmerzen zusammenzogen und die Kälte, die vom Boden zu ihr abgestrahlt wurde, langsam ihren Körper umklammerte und fest im Griff hatte. Vor einigen Stunden fror sie noch, doch nun war es ihr gleichgültig. Sie wusste, dass es kaum noch Chancen gab und die Todesser machten sich einen Spaß aus ihrer unumgänglichen und schwachen Lage. Sie lag nur in BH und Slip gekleidet auf dem kalten Steinboden und konnte sich kaum vor Schmerzen bewegen. Sie spürte selbst, wie ihr Herz nur noch aus letzter Kraft schlug und sie hatte kaum noch eine Erinnerung in sich, die sie überhaupt für Magie aufwenden konnte. Hermine merkte deutlich, wie einer der Männer über ihren zarten und kranken Körper mit seiner schmutzigen Hand strich, doch sie konnte sich nicht mehr wehren. Sie wollte, aber sie hatte keine einzige Reserve von Kraft mehr in sich. Sie schloss angewidert ihre Augen und presste sie zusammen, sodass weitere Tränen ihre mittlerweile schmutzigen Wangen befeuchteten und ein trauriges Bild darauf zeichneten, die ihren völligen Schmerz und ihre Verzweiflung ausdrückten. Sie wollte es nicht mehr ertragen. Sie konnte nicht. Als sie ihre Augen geschlossen hielt, sah sie einen attraktiven Mann vor ihren Augen, mit orange-roten Haaren, der sie liebevoll anlächelte und ihren Namen ihr entgegen flüsterte. Hermine wusste nicht mehr, wer er war, aber sie wusste, dass sie ihn kannte und dies hinterließ ein feines und angenehmes kribbeln in ihrem Bauch. Doch aus dem Nichts und ohne weitere Vorwarnung, wurde sie sofort wieder in das Hier und Jetzt zurückgeholt. Sie spürte abermals diesen schrecklichen Schmerz in sich aufflammen, der ihr ganzes Inneres betäubte und ihre Adern erfrieren ließ. Weitere Tränen sickerten auf den Boden hinab und weitere heißere Schreie drangen aus ihrem Mund, doch sie nahm es nur noch wie durch einen Schleier wahr. Hermine war zu erschöpft und zu verwirrt, um noch irgendetwas weiter mitzubekommen. Sie spürte wie ihr Herz kämpfte und sie immer wieder diesen rothaarigen Mann vor ihrem Inneren auftauchen sah. Alles in ihr schmerzte zutiefst und betäubte ihren Verstand und als sie abermals von einem "Cruciatus" getroffen wurde, der sie wieder einmal die schlimmsten Schmerzen in ihrem bisherigen jungen Leben spüren ließ, schrie sie ein letztes Mal auf und spürte, wie ihr Geist sie allmählich verließ und sie ins Jenseits abdriftete. Sie hörte einen kurzen lauten Schrei und einen lauten Knall, der ohrenbetäubend war und sich in sie hineinbrannte, als würde ihr Leben daran hängen. Sie wusste, dass sie durchhalten müsste. Etwas ist geschehen, aber sie konnte weder sehen noch hören, was es war. Hermines Körper war so sehr geschwächt, dass sie sich weder bewegen noch ihre Augen öffnen konnte. Dann verschwammen alle Geräusche um sie herum und wieder ein rothaariger Mann, der sie liebevoll anlächelte, tauchte in ihrem Traum auf, der scheinbar nie wieder ein Ende hatte.

"I'll never let you go, Hermione..." #novelaward2020 #galleonaward2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt