Schmerzen... überall... er krümmte sich zusammen, nur um dann wieder seinen Rücken durchzubiegen, sodass man das Knacken seiner Wirbelsäule in dem dunklen Raum wiederhallen hören konnte. Sein Körper wälzte sich vor Qualen über den Boden. Sein röchelnder Atem wurde von den kahlen Wänden zurück geworfen und hallte ohrenbetäubend in seinem Kopf wieder. Er wollte sich die Ohren zu halten, um sie vor dem Lärm zu schützen, doch als er seine Hände auf diese legen wollte, spürte er nichts. Seine Ohren waren verschwunde. Geistesgegenwärtig tastete er seinen Schädel ab, der seltsam verformt zu seien schien. Nach einigen Sekunden zuckten seine Hände zurück. Auf seinem Kopf bewegte sich etwas. Zwei weiche, mit Fell überzogene und sehr feingliedrige Konstrukte, die sich, nach vorsichtigem Befühlen, als Ohren entpuppten. Allerdings keine Ohren menschlicher Natur. Sie waren eindeutig einem Tier zuzuordnen, einer Katze vielleicht, oder doch ehr einem Hund. Aber bevor er sich weitere Gedanken über seine Ohren und sein, viel zu sensibles Gehör machen konnte, durchzuckte ihn wieder ein furchtbarer Schmerz. Es schien, man würde ihm die Haut an seinem Rücken bei lebendigem Leib abziehen. Er wand sich, rollte über den Boden und wollte schreien. Er versuchte es auch, doch anstatt eines spitzen Schmerzensschreies verließ ein herzzerreißendes Jaulen seine Kehle. Er wollte sich den Mund zuhalten, doch anstatt dies zu tun, blickte er mit weit aufgerissenen Augen auf seine Hände. Diese waren seltsam klobig, nahezu riesig und bewachsen mit einem dichten, schneeweißen Fell. Anstelle der Fingernägel vollendeten messerscharfe, fast silberne Krallen diese Pranken. Er wollte erneut aufschreien, bekam aber wieder nur ein Jaulen heraus und auf einmal wusste er, woher er diesen Laut kannte, als hätte man ihm einen Schalter im Kopf umgelegt. Natürlich! Das kehlige Jaulen, die riesigen Pranken und die Ohren gehörten gehörten keinesfalls einem Hund. Das, was er nun zu werden schien, ja dass, in das er sich da verwandelte, das war ein Wolf. Und ehe er den Gedanken zuende geführt hatte, begannen seine Knochen in den Beinen zu knacken. Er heulte auf und diesmal war es tatsächlich ein Heulen, das man vernahm, dass aber keinesfalls einem Menschen gehören konnte. Man konnte nur das Heulen eines ausgewachsenen Wolfs von den Mauern des Hauses wiederhallen hören. Seine Beine veränderten sich. Erst starrte er sie entsetzt an, dann wand er verzweifelt den Blick ab, in der Hoffnung, dass vergessen zu können, was er in diesem Moment gesehen hatte. Seine Unterschenkelknochen ragten aus seinen Beinen heraus, seine Oberschenkelknochen bogen sich, zu einem Halbkreis und verankerten sich wieder mit den hervorstehenden unteren Knochen. Er brüllte und der Hall kam wieder zu ihm zurück und schoß ihm in die empfindlichen Ohren, er meinte es würde Blut aus ihnen laufen. Nach einer Weile entspannte er sich etwas, da die Schmerzen in seinen Beinen nachgelassen hatten. Er betrachtete sich seine Beine nun vorsichitg noch einmal, doch gerade als er seinen Blick auf sie gesenkt hatte, riss er seinen Kopf wieder zurück in den Nacken. Er schrie wie am Spieß. Er hätte schwören können, jemand hatte seine Haut an den Beinen aufgeschlitzt und zog sie ihm nun langsam ab. Er röchelte und wältzte sich, dann starrte er auf seine Beine, die nun den weißen, langsam in ein helles grau übergehenden, von Fell überzogenen Hinterläufen eines Wolfes glichen. Seine Füße hatten sich genau wie seine Hände in Pranken verwandelt, wobei an seinem linken Hinterlauf, von seiner Tatze bis zu seiner Kniescheibe eine breite Narbe verlief, wie sie es auch an seinem menschlichen Bein getan hatte. Er keuchte, wurde aber gleich wieder unterbrochen, da er erneut aufschreien musste. Sein Steißbein drückte von innen gegen seine Haut. Er riss den Kopf herum und starrte auf sein Hinterteil, aus dem ein Knochen herausdrückte, der von Haut ummantelt war. Dieser wurde immer länger und war schließlich, unter Keuchen und Jaulen des jungen Mannes, auf die Länge eines Unterarmes herangewachsen. Langsam wurden die Schmerzen erträglicher und er atmete laut aus. Doch da setzte bereits die nächste Qual ein, denn aus dem kahlen Schwanz sproßen lange weiß-graue Haare und umschlossen das Kostrukt an seiner Hinterseite wie ein Mantel. Er wälzte sich erneut, da diese Prozedur nun auch seinen Armen bevorstand, denn auch aus diesen sproßen weiße Haare. Nun konnte er sich für einen Augenblick erholen, meinte er doch, das Schlimmste sei endlich überstanden. Doch da hatte er sich getäuscht, denn nun begann sein Gesicht ein unsäglicher Schmerz zu durchzucken. Es fühlte sich an, als würde jemand seine Nase mit eisernem Griff in die Länge ziehen. Ein gequältes Heulen hallte durch den ganzen Raum, drang durch die Wände und erschütterte das ganze Haus mit seinen wehklagenden Lauten. Er wollte sich an die Nase fassen, sie festhalten, um so die Schmerzen zu linder. Doch da hatte er die Rechnung ohne seine prankenartigen Tatzen gemacht. Er schnitt sich mit einer seiner Krallen in das, mit Fell bewachsene Fleisch seiner Nase, die er seltsamerweise allerdings sehen konnte. Er konnte beobachte, wie das Blut aus einem Schnitt, ziemlich weit vorne an seiner Nase quoll. Er jaulte erneut, da ihm ein kalter Luftzug in die Nase fuhr. Er konnte ihn bis in seine Lunge hinein spüren. Er konzentrierte sich erneut auf seine Nase. Sie war viel zu lang, breit und behaart. Dieses Gebilde in der Mitte seines Gesichts glich mehr einer Schnauze, als einer menschlichen Nase. Vorsichtig sog er die kalte Luft durch seine Nase ein. Es war unglaublich. Er konnte alles riechen. Nicht nur den Moder und Gestankt des alten Hauses. Er roch die Kälte draußen, den Duft der letzten Blumen in dem kleinen Beet, das am Rande des Gartens durch das verdreckte Fenster zu sehen war. Er konnte den Geruch des Waldes, der in einiger Entfernung lag, wahrnehmen, den Duft der Nadelbäume und des Laubs und er roch noch etwas anderes. Hunde. Er konnte die streundenden Hunde in den Gossen der Stadt, den Häusereingängen und Kanälen unter der Stadt, die einige Kilometer entfernt lag, riechen. Fasziniert von diesen Eindrücken nahm er zunächst gar nicht wahr, wie sich sein Oberkörper langsam nach vorne neigte. Erst als ein Knacken ertönte und er sich mit den Vorderpfoten auf dem Boden abstützen musste um nicht umzufallen, bemerkte er, dass ein letzter, erlösender Stich ihn durchzuckte. Das einzige, was noch einmal schmerzte waren lange weiß-graue Haare, die aus seinem Hals, Nacken und Kinn hervortraten, um eine Löwen-ähnliche Mähne zu bilden. Dann war es vorbei. Er spürte keine Schmerzen mehr, als wären sie nie da gewesen. Ein befreiendes Gefühl, dachte er. Langsam setzte er seine Hinterläufe in Bewegung, bemerkte aber bald, dass er auch seine Vorderläufe bewegen musste, um nicht umzufallen. Er übte etwas, und als er an der Tür des düsteren Raumes angelangt war, bewegte er sich gescheidig und leicht katzenartig. Die Tür drückte er unter Einsatz seines gesamten Gewichts auf und stand nun in einem kahlen, verwüsteten Flur. Er schreckte zurück, als er in einer großen Tür, genau gegenüber eine Gestalt bemerkte. Diese sah aus wie ein Hund, nur viel größer. Vorsichtig bewegte er sich auf den großen Hund zu. Er betrachtete das Wesen genauer. Das schneeweiße, an einigen Stellen hellgraue Fell, der elegant geschwungene Kopf und der muskolöse Körper konnten nicht zu einem Hund gehören. Das, was ihm da mit eisblauen Augen entgegenblickte, war ein Wolf. Er trat noch näher heran und bemerkte, das die Tür, keine Tür war. Sie reichte nicht bis zum Boden, sondern endete etwa 10 cm vor der Fußleiste. Die Tür, war ein Spiegel und dass, was darin leicht den Kopf schief legte, war er selbst.
Er rannte. Er rannte so schnell ihn seine vier Beine tragen konnten und stand, nach einer gefühlten Ewigkeit, endlich im Freien. Es hatte begonnen zu schneien und es war windig geworden. Er duckte sich leicht, um besser gegen den Wind und den Schnee anzukommen und bewegte sich langsam vorwärts. Da nahm er verschwommen durch das Schneetreiben eine Gestalt war. Sein Körper ging automatisch in eine Angriffshaltung und er flätchte die Zähne.
(1310 Wörter)
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Wolfs-Rudel
WerewolfWölfe... sie sind überall... und sie riechen dich sie riechen deine Angst. Renn. Solange du noch kannst. Versteck dich. Solange sie dich noch nicht gesehen haben. Denn wenn sie dich finden. Dann bist du tot. ...