"Einen Kakao mit Salz und Zimt", bestellte Tisch 21. "Guten Tag, ich hätte gern einen Kakao mit Salz und Zimt, bitte", korrigierte ich leise vor mich hin murmelnd und zückte mit einem gekünstelten Lächeln meinen Notizblock. "Bitte", fügte Tisch 21 süffisant auf meine Bemerkung hin hinzu. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, notierte ich die Bestellung und stockte. "Ähm einen Kakao mit Salz und Zimt?", fragte ich, verwirrt über diese ungewöhnliche Kombination, unsicher nach und hob das erste Mal, seit ich die Bestellung von Tisch 21 aufnahm, den Kopf. Vor mir saß kein anderer als Arthur Martinez und räusperte sich überheblich, bevor er ganz langsam und deutlich, als wäre ich sehr schwer von Begriff, "Einen Kakao mit Salz und Zimt" wiederholte und die Augenbraue gehässig anhob.
Arthur Martinez war ein Vollidiot, wie er im Buche stand. Wir gingen seit der fünften Klasse zusammen in einen Jahrgang, hatten aber immer das Glück, keinen einzigen Kurs gemeinsam zu besuchen. Er und seine Freunde hatten es seither geschafft, jeden und alles, was ihnen nicht passte, so lange zu hänseln und zum Gespött zu machen, bis sich keiner mehr wirklich traute, etwas gegen sie zu unternehmen, geschweige denn zu sagen. Ich war davon auch nicht ganz verschont geblieben, legte aber seit langem nicht mehr viel Wert auf die Meinungen unterbelichteter Schwachköpfe, die sich selbst nur dadurch besser fühlten, wenn sie in der Gruppe einzelne Personen runtermachten. Sie taten auch nichts anderes als Drogen zu nehmen, zu rauchen und ...keine Ahnung, was sie noch so in ihrer Freizeit anstellten. Wahrscheinlich Mädchen das Herz brechen und irgendwelche Nacktbilder von ihnen rumschicken.
Seine Begleitung kicherte und Arthur drückte mit einem kurzen Seitenblick ihren dürren Oberschenkel über der löchrigen schwarzen High-waist-jeans. Viola war einfach zu beschreiben: Sie war eines dieser Mädchen, die ihre mangelnde Intelligenz mit arrogantem Gehabe, leichter Bekleidung und mit einem gestörten Essverhalten zu überspielen versuchten und ihr Selbstbewusstsein durch übermäßigen Kontakt zu allen Arten des männlichen Geschlechts getragen wurde. "Und was bekommst du?", fragte ich Viola, die gerade mit ihren langen roten Fingernägeln Arthurs Hand auf ihrem Oberschenkel kraulte. Das musste doch weh tun bei den spitzen Krallen. "Mich. Später. Auf jede erdenkliche Art und Weise", flüsterte Arthur ihr laut hörbar für mich zu und sah mir dabei direkt in die Augen. Seine Mundwinkel zuckten belustigt. "Dann bist du ja gut bedient", wendete ich mich mit zwinkernden Augen an Viola, die dümmlich kichernd an Arthurs Ohrläppchen knabberte. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Bakterien sich durch diversen Kontakt zu unzähligen Typen in ihrem Mund befanden.
Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und ging weg, um die Bestellung weiterzugeben, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Erschrocken drehte ich mich um und blickte in ein paar tiefgrüne Augen. "Auf Professionalität legt dein Chef bei der Auswahl seiner Kellnerinnen ja nicht unbedingt viel wert. Auch wenn du eifersüchtig bist, solltest du doch trotzdem dazu in der Lage sein, die Bestellungen deiner Kunden aufzunehmen, meinst du nicht?", säuselte Arthur mir zu, der noch immer seine Hand auf meiner Schulter platziert hatte. Perplex starrte ich ihn an. Dann, als ich begriff, was er da gerade gesagt hatte, konnte ich ein belustigtes Schnauben nicht unterdrücken. "Was darf ich der Dame denn bringen?", fragte ich immer noch schmunzelnd. Wie selbstverliebt konnte man eigentlich sein. Arthur sah gut aus mit seinen dunkelblonden, verstrubbelten Haaren und der breiten Statur, aber da hörte es auch schon auf. "Sie hätte gern eine Diätcola". "Das war doch gar nicht so schwer, ein wenig freundlich zu sein", lobte ich ihn mit einem ironischen Schulterklopfer und wendete mich genervt wieder meiner Arbeit zu. Die Stelle, an der er meine Haut berührt hatte, kribbelte.
Kapitel 1 ist noch nicht fertig
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Falling stars
RomanceEllen lehrt Arthur die Liebe und Arthur lehrt Ellen das Leben.