Gedankenspiele

19 1 1
                                    

Tate

Der Moment in dem ich meine Zimmertür hinter mir zu schloss, nachdem Jackson und ich wieder in der WG angekommen waren versiegelte den Beginn meiner bewussten ersten Liebe.

Ich hatte es gemerkt. Natürlich hatte ich es gemerkt, denn ich spürte es. Ich spürte mein Herz klopfen und es zerschmettern, indem ich an ihre Worte zurückdachte...

April, so hiess sie. Als ich meine Augen schloss und an ihr Gesicht dachte, öffnete ich meine Augen sogleich wieder. Was dachte ich mir da eigentlich?! Das konnte doch keine Liebe sein? War ich wirklich dazu fähig mich so schnell in eine Person zu verlieben? War es einer Person wie mir überhaupt gestattet sich zu verlieben?

Sie war wie ein Engel vor meinen Augen. Unglaublich, dass ich so etwas sagte. Ich sah bis jetzt nur Menschen in Menschen. Gebrochene Menschen, glückliche Menschen und die Sorte von Menschen bei denen man nicht wusste was sie waren oder was in ihrem Kopf vorging. Dieses Gefühl verspürte ich auch bei April, aber auf eine ganz andere Art wie ich es vorher noch nie verspürt hatte. Sie war der Schlüssel zu meinem Glück und das Ende meines Leidens nach etwas zu suchen, woran ich fest halten kann. Und damit tat ich einen Fehler. Ich hielt mich an einer Liebe fest, von der ich nicht wusste, wie dessen Ende aussieht. Ich kannte sie nicht einmal richtig, aber das änderte nichts daran, dass mein Herz sich schwerer als vorher anfühlte, denn ich hielt jemanden darin. Es gehörte jemandem und ihr Name wurde bereits hineingeschrieben worden.

Ich vergaß jedoch nicht nach wessen Nummer sie gefragt hatte vor ein paar Stunden.

Ich spielte dieses Szenario genau immer und immer wieder in meinem Kopf ab. Ihre Augen, die auf Jackson gerichtet waren, ihr Smartphone in der Hand, welches sie entsperrt hatte und Jackson überreichte. Er tippte seine Nummer ein, gab ihr das Smartphone wieder und sie stand mit einem 'Danke' und Lächeln im Gesicht auf und richtete dieses Lächeln an Jackson. Das Lächeln in welches Ich mich verliebt hatte schenkte sie jemand anderem. Der Gedanke daran zerschmetterte mein Inneres schon wieder. Ich versuchte aufzuhören daran zu denken, aber es gelang mir nicht. Mich störte am meisten Jackson's Grinsen, nachdem sie gegangen war. Es war dieses typische Grinsen, welches er aufsetzte, wenn er wieder einmal ein Mädchen für seinen nächsten One-Night-Stand geklärt hatte. Nur, dass er sich diesmal nicht die Mühe machen musste, um sie anzusprechen, sondern dies von ihr kam. Sie wusste gar nicht was für ein Arschloch Jackson eigentlich war - genauso wie ich. Jackson und ich waren gleich, wir tickten einfach gleich. Dies war wahrscheinlich auch einer der Gründe, weshalb wir uns so gut verstanden und beste Freunde waren. Egal was wir taten, wir taten es gemeinsam. Ich nenne meinen besten Freund ein Arschloch, weil er in Frauen nichts mehr als eine Befriedigung seiner Gelüste sieht und einen Zeitvertreib. Ich nahm ihm das in dem Moment übel, aber ich war kein Stück besser. Ich spielte mit ihnen genauso wie er, aber der Fakt, dass Jackson in ihr auch nur einen Zeitvertreib sah, machte mich rasend. Ich wollte dies nicht geschehen lassen. Ich würde es nicht geschehen lassen. Aber genauso wenig konnte ich meinem besten Freund, mit dem ich Seite an Seite überzeugt Mädchenherzen gebrochen hatte, nicht erklären, dass ich mich verliebt hatte. Wir waren beste Freunde, ja, jedoch gibt es bei allen besten Freunden etwas worüber man nicht reden kann. Und dieses Thema war eines der Dinge worüber ich niemals mit ihm reden konnte: Liebe. Ich hatte mich noch nie verliebt, wie gesagt und das dieses Thema auf einmal aufkreuzen würde und ich auch noch sagen würde, dass ich mich in eine Frau verliebt hatte, welche ich kaum kannte wäre absurd. Ich glaubte, dass Jackson von seiner Ansicht gegenüber Frauen und Liebe zu sehr überzeugt war. Aber worüber redete ich? Noch gestern hätte ich dasselbe über mich sagen können. Ich war jedenfalls nicht in der Lage dazu es Jackson sagen zu können, nicht nur weil er es nicht verstehen könnte, vielleicht weil ich auch Angst davor hatte es ihm zu sagen und dies lag an meinem eigenen Komplex. Ich schämte mich dafür mich so schnell in jemand Unbekanntes verliebt zu haben und auch noch zu sagen, dass es mich nur einen Blick gekostet hatte.

Ich fühlte mich so, als könnte ich nicht atmen. Ich befand mich in einer Zwickmühle. Vielleicht würde sie ja nicht auf seinen Charme reinfallen? Vielleicht war sie die schlaue Sorte von Mädchen, welche sich nicht auf so etwas einlassen? Und meine Gedanken flogen wieder zu ihr.

Ihre langen pechschwarzen Haare, der braune Cardigan, welchen sie trug, die Basic-Kleidung, welche sie an hatte, die aber unglaublich an ihr aussah und nicht zu vergessen ihr Lächeln. Ihr Lächeln, welches der Grund war, weshalb sie mir überhaupt aufgefallen war. Sie zeigte ihre Zähne beim Lächeln und das fand ich total süß. Zurückhaltend war sie ja nicht, dies hatte sie mit ihrer Tat gezeigt. Ich stellte mir vor, was wäre, wenn sie Jackson gar nicht angesprochen hätte. Dann hätte ich nach ihrer Nummer gefragt und würde jetzt durch die Luft fliegen vor Freude, wenn sie mir ihre Nummer gegeben hätte. Sie hätte mich angelächelt statt Jackson. Ich müsste jetzt nicht an der Tür angelehnt auf dem Boden sitzen und über dies nachdenken. Ich hätte sie angeschrieben, wenn ich auf meinem Bett sitzen würde und würde alles darauf setzen sie genau kennen zu lernen. Ich wäre es langsam angegangen und hätte sie auf etliche Dates eingeladen. Ich hätte auf den perfekten Moment für unseren ersten Kuss gewartet. Ich hätte auf sie gewartet.

Das Jetzt holte mich wieder ein und ich realisierte, dass ich mich wieder in dieser Zwickmühle befand. Ich erkannte, dass mir das Atmen schwer viel. Schnell griff ich in meine Jackentasche und holte das Asthmaspray raus. Als ich meinen Inhalator benutzt hatte, atmete ich erleichtert aus. Es änderte aber nichts daran, dass es mir Innerlich schwer fiel zu atmen, aufgrund der Tatsache, dass April kein Interesse an mir hatte, sondern Interesse an meinem besten Freund.

Ich wartete darauf, dass doch noch etwas passieren würde und sie mich interessant finden würde. Ich erwartete, dass sich alles von selbst erledigen würde, ohne das ich einen Schritt machen musste, was womöglich einer meiner größten Fehler war.

Just Like Brothers: An AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt