Mehr als nur ein Gefühl

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Tate

Seit Tagen schloss ich mich in meinem Zimmer ein, was ziemlich untypisch für mich war. Für gewöhnlich kam ich gar nicht dazu die WG mit Jackson zu betreten, denn wir waren immer auf irgendwelchen Hauspartys oder im Club feiern. Was erwartet man aber auch schon besseres von zwei Studenten, dessen einzige Verpflichtung es ist ein bisschen Geld aufzutreiben und knapp durch das Semester zu rutschen? Mir war die Welt bis zu diesem Punkt meines Lebens egal, denn das was mich auf trapp hielt waren Zigaretten und Alkohol. Trotzdem hatte ich für meine Fälle mein Leben noch im Griff. Ich meine, ich hatte ein Dach über dem Kopf, einen Aushilfsjob um mir mein Leben zu finanzieren und meinen besten Freund an meiner Seite mit dem ich dieselbe Universität besuchte. Ich war dankbar für das was ich hatte, aber machte mir nie große Gedanken über andere in meinem Leben. Man könnte mich als selbstsüchtig bezeichnen, denn das einzige was ich sah war mich selbst in meinem Leben, wenn es da nicht noch Jackson geben würde - der einzige Mensch der mich kümmerte bis zu diesem einen Tag an. Unsere Beziehung zueinander war wie die bei eineiigen Zwillingen. Wir waren immer einer Meinung, gingen beim Aufwachsen durch dieselben Phasen und dann kam es zu einer Phase in meinem Leben, durch die er diesmal nicht mit mir ging: Die Phase der einseitigen Liebe.

Liebe bestand aus so viel mehr als nur lieben. In der Liebe waren Leid und Trauer vorhanden. Die Liebe beschrieb mehr als nur eine Art von Gefühl. Ich dachte immer zu lieben bedeutet in Glückseligkeit zu schwimmen mit einem Partner. Mit einer Erfahrung wurde mir mehr beigebracht und ich realisierte so ziemlich jeden Schmerz, den ich allen anderen jemals zugefügt hatte. Ich spürte ihn nämlich auch. Es war schon immer schwer für mich gewesen meine Gefühle zu deuten. Das ich traurig war erkannte ich immer nur an meinen Tränen und dem brennen in meiner Kehle. Liebe war ein Gefühl, dass einen Sturm an Gefühlen mit sich brachte.

Ich hielt mich im Moment für einen pubertierenden Jungen. Ich musste über mich selbst lachen. Von was sprach ich eigentlich? Wollte ich mich selbst verarschen?! Ich sprach von Liebe in meinem Alter. Ich dachte daran, dass dies vielleicht einfach nur eine kurze Verliebtheit sein könnte, doch so fühlte es sich irgendwie nicht an. Ich war davor zwar noch nie verliebt, aber ich hielt dieses Mädchen für viel zu wichtig, um es nur als eine kurze Verliebtheit durchgehen zu lassen. Was ich eigentlich dafür geben würde um sie näher kennen zu lernen. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich musste unbewusst Lächeln, wenn ich an sie dachte. War dies wirklich Liebe?

Als ich so vor mich hindachte, was ich die letzten drei Tage andauernd tat, öffnete sich meine Tür und wurde gegen die Wand geknallt.

"Tay, du gehst jetzt duschen und kommst mit zu Matthew's Party. Alter, du stinkst. Ist dir das aufgefallen?"

Jackson setzte sich zu mir auf's Bett und zog sich lachend sein Shirt über die Nase, um meinem Körpergeruch ertragen zu können.

"Was is'n überhaupt los mit dir?!"

Jackson sah mich fragend an und ich schüttelte nur den Kopf.

"Ich sagte ja ich bin krank. Fühl mich einfach mies momentan."

Er zog eine Augenbraue hoch und schaute mich von oben bis unten an.

"Ich glaub dir kein Stück, deshalb kommst du jetzt auch feiern."

Jackson war besorgt, aber überspielte es auf seine Art. Manchmal konnte er echt wie meine Mutter sein.

Ich hatte keine Lust auf feiern, aber dann kam mir ein Gedankenblitz. Ich könnte auf die Party gehen und mir danach wirklich sicher sein, ob ich sie liebte. Meine Lösung waren andere Mädchen. Ich sprang aus dem Bett und ging duschen.

Als ich mich angezogen hatte und mich wieder als ansehnlich bezeichnen konnte fehlte nur noch der letzte Schliff - ein Parfüm, welches zu meinem Look passte, welches ich auch fand. Eigentlich war ich recht Basic angezogen - weißes eng anliegendes Shirt mit V-Ausschnitt, schwarze Hose, Lederjacke und Sneaker. Ich war ein Experte, wenn es darum ging Düfte für mein Outfit auszusuchen. Manche brauchen lange um das Outfit selbst auszusuchen, ich brauchte lang um das passende Parfüm für meinen Look auszusuchen. Für die gefüllten Glasflachen ging aber dafür meistens auch die Hälfte meines Gehaltes pro Monat drauf. Für mich lohnte es sich jedoch. Wer roch denn bitte nicht gerne auffällig gut?

Just Like Brothers: An AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt