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Juli

Versonnen strich die Blondine mit den Fingern über die Spitze des BHs, den die Verkäuferin die vor ihr stand ihr hinhielt.


Für eine Frau, die bereits 38 Jahre alt war, hatte sie eine sehr gute Figur. Ihre schlanke Taille und ihre langen Beine betonte sie mit einem sonnenblumengelben Etuikleid, das sie mit zarten Highheels stilvoll in Szene gesetzt hatte.

«Spüren Sie, wie weich das Material ist? Das Stück ist wirklich außerordentlich gut verarbeitet und, wenn ich so frei sein darf, es wird an Ihnen atemberaubend aussehen.»

Dina nickte der Dame gelangweilt zu, deren Lächeln sofort noch breiter wurde. Scheinbar versuchte sie krampfhaft, ihre Unsicherheit vor ihr zu vertuschen.

«Dazu passend können Sie wählen, ob Sie den reich verzierten Hipster oder, für die besonderen Momente, lieber den Tanga tragen möchten.» Ihre Augenbrauen hoben und senkten sich grotesk bei dieser Anspielung.

Es würde eh keine Rolle spielen, was sie trug.

«Packen Sie bitte alle drei Teile ein, ich zahle mit Karte.»

Eilig und erleichtert wieselte die Verkäuferin zur Kasse.

Diesmal war es die Käuferin, die das breitere Grinsen im Gesicht hatte, als sie, mit der Kreditkarte ihres Mannes, die sündhaft teuren Dessous bezahlte. Dina setzte sich ihre große Sonnenbrille auf, nahm das exklusive Einkaufstäschchen entgegen und verließ das Geschäft.

Er musste bezahlen.

Leise vor sich hinlachend schwebte Dina zu ihrem schwarzen BMW-Cabrio. Die Tüte mit der Wäsche legte sie neben sich auf den Beifahrersitz, auf dem sie vorhin bereits die zwei Honiggläser abgelegt hatte, nach denen er verlangte.

Vor der weißen Stadtvilla, im nördlichen Teil ihrer Stadt, hielt sie an, um die Eingangstür im Auge behalten zu können. Eine kleine Brünette ging gerade hinein.

Sie hatte also Recht gehabt: Die Neue war heute wieder bei ihm.

Der Stich in ihrem Herzen war schlimmer als das gefährliche Brodeln in ihrer Magengegend.

Hass loderte in ihren Augen.

Er würde bezahlen.

SchweißWo Geschichten leben. Entdecke jetzt