Sie spürte wie das dicke, rote Blut an ihren Unterarmen zu den Händen und schließlich an der Klinge des langen Fleischermessers hinunterlief. Das Blut war noch warm und frisch. Platt tropfte es auf die kalten, weißen Fließen der großen Altbauwohnung. Sie stand erregt und wie in Trance in mitten dieser Wohnung. Vor ihr lag ein gutaussehender Mann. Sie hatte mir schon insgesamt zwölf Männer und Frauen geschenkt. Sie waren wie ein wunderschöner, verwelkter Strauß roter Rosen und er, der am Boden lag, war die Dreizehnte. Der weiße Boden, mit den mittelgroßen Fließen, wurde zur Leinwand meiner geliebten Josephine. Sie war eine wahre Künstlerin. Sie kreierte ein wundervolles, wenn nicht sogar meisterhaftes und zugleich schauderhaftes Kunstwerk. Sein Blut klebte überall.
Viele Mörder töteten aus Hass, wegen Geld oder aus Rache. Doch sie, sie war anders. Sie war etwas Besonderes. Etwas ganz Besonderes. Sie mordete aus Lust. Nicht nur aus Lust am morden
Sie war eine sehr einsame Frau, die nicht sonderlich gerne von Menschen umgeben war.
Zumindest nicht gerne von lebenden. Doch so unmenschlich sie nun schien, so menschlich war sie doch. Sie hatte wie jeder Mensch, wie jede Frau, auch diese schmutzigen Wünsche. Sie war trotz ihrer Abartigkeit dennoch genau wie jede andere Frau dieser Welt. Sie wollte eins und das war hemmungslose Liebe. Doch sie war wählerisch. Sie beobachtete die Leute, die sie tötete, mehrere Wochen und studierte ihr komplettes Leben. Was sie aßen. Wo sie arbeiteten. Was ihre Hobbys und Freizeitbeschäftigungen waren. Doch es gab wichtige Kriterien, auf die meine Liebste achtete. Denn die Opfer sollten klug, aber nicht zu klug sein. Sie sollten hübsch, aber nicht krankhaft hübsch sein. Sie sollten natürlich sein. Doch ihr Hauptaugenmerk lag auf dem Charakter ihrer Opfer. Sie mochte keine Menschen, die nur auf das Äußere der anderen achteten und die sich nur für die Vermehrung ihres Geldes interessierten. Sie wollte jemanden, dem sie sich anvertrauen könnte. Wenn sie ihn denn am Leben ließe. Dem es egal war wie schön oder hässlich man sei. Und vor allem, der sich Zeit für seine Freunde und Familie nahm. Das waren für sie die perfekten Opfer.
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Oh, dieser junge, zarte und zu gleich stahlharte Körper ließ mich wahrlich dahin schmelzen.
Es war schon fast schade um ihn. Er wäre ein guter Fang gewesen. Aber er war einfach zu perfekt, um zu leben. Er war Manager bei einer Modezeitschrift und half nebenbei in Suppenküchen und spendete seine alten abgetragenen Klamotten an Obdachlosenheime. Er war ein sehr sozialer Mann. Er liebte es mit seinem Neffen Basketball zu spielen, vor allem im Herbst. Er liebte den Herbst. Es war seine Lieblingsjahreszeit. Denn die Sonnenstrahlen wärmten die vom Wind und Regen abgekühlte Natur. Es ist eine magische Jahreszeit, die schwer zu beschreiben ist. Ich persönlich war jedoch nicht so der Typ, der eine spezielle Lieblingsjahreszeit bevorzugte. Er las sehr gerne und viel. Sein
Lieblingsgenre war Thriller, aber er mochte auch andere Genres. Sein Lieblingsautor war Stephen King. Laut ihm war er einfach brillant. Da musste ich ihm zu stimmen auch wenn ich nur ein Buch von ihm gelesen hatte. Kings Brutalität in Sachen mit der Psyche spielen gefiel mir sehr. Mein Opfer war ein sehr abwechslungsreicher und außergewöhnlicher Mensch. Er war modebewusst und hübsch, achtete aber nicht übermäßig auf das Aussehen anderer. Er hatte viel Geld aber warf damit nicht unnötig um sich und vor allem war es ihm nicht krankhaft wichtig es zu vermehren. Seine Einstellung war, was bringt mir denn Geld außer im irdischen Leben? Wenn er tot sei bringe es ihm eh nichts mehr. Ihm war es wichtig anderen Leuten Freude zu schenken und dadurch selbst schöne und glückliche Erinnerungen zu haben, die er mit ins Grab nehmen könne. Außerdem war er sehr klug denn er schloss sein Management-Studium mit Bravour ab. Er war einfach perfekt. Sein Charakter war perfekt. Sein Aussehen ebenfalls. Er war wie ein Diamant, der auf der Spitze eines Kieselhaufens lag. Ich wollte ihn. Ich wollte ihn so sehr wie keines meiner Opfer zuvor.