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Die bin ich?
Adam?

Ich schreite verwirrt zurück. Warum er? Wieso passiert das erst jetzt? Spielt mir mein Unterbewusstsein einen Streich? Alles ist so verdammt kompliziert. Und irgendwie einfach.
Ein Rütteln holt mich zurück in die Realität.

"Adam, Adam wach endlich auf!"
Ich schlage die Augen auf und sitze augenblicklich kerzengerade. Meine Tante steht am Bett und schaut mich ungläubig an. "Ich habe dich mindestens fünf Mal gerufen! Du musst aufstehen, sonst verpasst du die Schule"

Ach ja, die Ferien waren schon vorbei. Das erste Mal in einer öffentlichen Schule für Adam. Oder auch für mich? Ich gähne und mache mich auf dem Weg ins Bad. Aufgeregt bin ich nicht wirklich, ich will nur wieder ins Bett. Der Traum hat mich irgendwie fertig gemacht.

"Ruf mich an wenn etwas ist, ok? Und mach dir keinen Stress, es wird alles gut. Und komm nicht zu spät zum Unterricht, und pass auf-"
"Ist gut ist gut", unterbreche ich meine Tante und steige aus dem Auto. Vor mir erstreckt sich das riesige Gebäude, indem die Schüler massenhaft einströmen.

Ich schultere meinen Ranzen und atme nochmal durch, bevor ich der Masse folge und mich in den langen Tag stürze.

-

"Jetzt im Ernst? Das wollte ich auch mal machen!" Chris lacht laut auf, während das Mädchen neben mir nur amüsiert schaut. Der Tag ist ziemlich gut gelaufen, wenn ich davon ausgehe, dass ich schon Freunde gefunden habe. Chris ist ein großer Afroamerikaner, der wirklich offen mir gegenüber ist und mich durch den Tag begleitet hat.

Tessa ist Chris' beste Freundin, obwohl die beiden wie die kompletten Gegenteile aussehen. Er ist groß und offen, während Tessa ziemlich klein für ihr Alter ist und ich etwas Zeit brauchte, um ein vernünftiges Gespräch mit ihr zu führen. Die einzige Gemeinsamkeit die ich ausmachen konnte ist ihr  Humor.

Tessa hat gerade von ihren Ferien erzählt und ziemlich trockene Witze gebracht, welche einen trotzdem zum Lachen bringen, einfach durch die Art wie sie es erzählt.

"Alles klar man, wir sehen uns morgen" Er schlug mir auf die Schulter, was meine Knie kurz einknicken lässt . Tessa nickte mir nur zu und unsere Wege trennten sich auf dem Parkplatz.

Adams Tante, ich kann mich immernoch nicht entscheiden ob sie meine ist, sitzt mit gesenkten Kopf im Auto und liest irgendwas auf ihrem Handy. Ich öffne die Beifahrertür und begrüße sie.

"Du musst mir jetzt alles erzählen. Wie war es? Sind die Lehrer und Schüler freundlich? Wie ist das Essen? Oh Gott, wenn das Essen schlecht ist werde ich dir was mitgeben..." Ich rolle amüsiert die Augen. "Es ist alles gut, mach dir keine Sorgen. Ich habe sogar schon Freunde finden können."

Über der ganzen Fahrt hat sie mich abgefragt, bis ich ihr alles ins kleinste Detail erzählt habe. "Was hast du eigentlich gelesen?", frage ich sie im Haus. "Du sahst besorgt aus."

Sie holt ihr Handy raus und zeigt mir den Artikel. Es war über den Brand über den er selbst gelesen hat.
Meine Gedanken werden sofort zu Rihannon gerichtet. Ich habe so lange nicht an sie gedacht und jetzt ist sie wieder da und nimmt all meine Aufmerksamkeit. Wie es ihr wohl geht... Ich helfe beim Abendessen und sitze am Abend am Schreibtisch, Adams Tagebuch offen.
Ich verstecke es immernoch beim Bücherregal, es ist irgendwie das beste Versteck.

-

Mein rechtes Bein wackelt nervös auf und ab. Chris hat mir bereits zwei mal gesagt, dass ich aufhören solle, da es ihn nervös macht, aber konnte nicht anders.

Ich habe gestern kein Auge zugemacht, was man mir auch ansieht. Ich konnte den Gedanken nicht verbannen, Rihannon besuchen zu gehen. Dieser Fakt stellte meine ganze Welt auf den Kopf.

Meine Gedanken werfen mir immer und immer wieder vor, dass ich ein Dieb sei. Ich bin ein Dieb. Ich habe Adams Körper eingenommen und trotzdem fühle ich mich vollkommen. Ich kann mich noch klar an den Traum mit den Spiegeln erinnern, was mich denken lässt ich sein noch verrückter.

Aber mein ganzes Leben ist schon verrückt, weshalb ich es versuche zu akzeptieren. Ich bin Adam. Ich bin Adam.

Mein Bein wackelt nur noch stärker. Ich halte das nicht mehr aus. Ich will sie besuchen. Ich muss wissen wie es ihr geht. Die Nachricht über den Brand verstärkt meinen Drang und meine Angst nur noch mehr.

"Ich halte das nicht mehr aus.", flüsterte ich und ernte einen schrägen Blick von Chris, als ich aufspringe und meine Sachen packe.

"Was zur Hölle machst du?", zischt er, doch ich laufe geradewegs zum Eingang. "Wo gehen sie hin Mister?!", schreit meine Lehrerin hinterher.

Die Aufforderungen werden dumpf, als ich die Tür zuschlage und durch due leeren Gänge sprinte. Vielleicht werde ich das später bereuen. Mein Körper ist wie auf Autopilot.

Ich renne zur Haltestelle und erwische gerade noch einen Bus zur nächsten Stadt. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich Rihannon locker mit einem Bus erreichen kann, und die Fahrt nicht so lange ist.

Unschlüssig stehe ich vor ihrem Haus. Sie hat sicher noch Schule. Es ist bestimmt niemand da- "Hey, falls du irgendwie vorhast mir eine Waschmaschine zu verkaufen, dann kannst du gleich verschwinden." Rihannons Schwester ist also Zuhause. Und sie sieht genervt aus.

Vielleicht habe ich zu lange an die Tür gestarrt. "Na gut, du siehst zu jung aus um mir eine Waschmaschine zu verkaufen... Verkaufst du Kekse?"

"Nein...ich wollte fragen ob Rihannon hier ist?" Sie schüttelt den Kopf. Natürlich ist sie das nicht. "Bist du ein Freund von ihr oder so?

Ich nicke einfach." Ja, ich... Bin ein Freund von ihr. " Sie sieht mich  misstrauisch an und mir wird unangenehm unter ihrem prüfenden Gesicht." Sie ist in der Bibliothek. Lernen. " Ich bedanke mich mehrmals bei ihr und sprinte los.

Sie ist genauso wunderschön wie ich sie in Erinnerung habe. Und ihr lachen... Ich beobachte sie hinter Bücherregalen und fühle mich dämlich dabei. Aber ich konnte sie nicht einfach ansprechen.

Sie hat mich bestimmt schon vergessen. So wie sie mit diesem gutaussehenden Typen spricht und lacht. Aber ich freue mich für sie. Das tue ich wirklich, auch wenn mein Herz zerbricht. Sie soll glücklich sein.

Letzendlich sind wir dem Universum egal FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt