Die langsamste Verfolgungsjagd der Geschichte

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Die Beamten wussten, dass Simpson die Nacht nach der Beerdigung bei seinem Freund und zweiten Anwalt Robert Kardashian verbracht hatte. Sie riefen Robert Kardashian an. Simpson sei bereits ohne Angabe eines Ziels verschwunden, behauptete Kardashian. Dann verlas er eine Notiz, die von Simpson stammte. Darin betonte er seine Unschuld, fürchtete aber, durch die gegen ihn erhobenen Vorwürfe lebenslang gebrandmarkt zu sein. Er drohte mit Selbstmord.

Eine Streife aus dem Orange County entdeckte schließlich am späten Nachmittag auf einem Highway einen weißen Ford Bronco, baugleich mit Simpsons Wagen. Das Fahrzeug war allerdings auf dessen besten Kumpel Al Cowling zugelassen, der sich zusammen mit Simpson in dem Auto befand. Als er den Streifenwagen erblickte, wählte Cowling über Handy den Notruf. Er verlangte von der Polizei, dass sie Abstand wahre. O. J. Simpson führe eine Schusswaffe mit sich und halte sie sich gerade an den Kopf.

Cowling kroch nun mit 60 Stundenkilometer über den Highway, im Schlepptau eine Armada von Streifenwagen. Oben am Himmel kreisten neben dem Polizeihubschrauber jetzt auch die Helikopter der Fernsehanstalten. Die Medien hatten von der Verfolgungsjagd Wind bekommen. Durch die Liveberichterstattung im Fernsehen angelockt drängten sich alsbald Tausende Neugieriger am Streckenrand und auf den Brücken. Sie grölten und johlten. Die Mordermittlung hatte sich in einen unkontrollierbaren Medienzirkus verwandelt.
Die »Verfolgungsjagd« führte einmal quer durch die Metropole Los Angeles. Gegen 20.00 Uhr traf der Ford Bronco auf Simpsons Grundstück ein. Nach einer weiteren Stunde zäher Gespräche mit dem Verhandlungsexperten des LAPD, der normalerweise für Geiselnahmen zuständig war, gab O. J. Simpson schließlich auf und ließ sich verhaften.

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