Chapter 2

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Der nächste Morgen kam schnell. Zu schnell für Dracos Geschmack.

„Komm schon, Dray, du musst langsam aufstehen." Ihm wurde leicht gegen die Wange geklopft und an seiner Schulter gerüttelt. „Lass das, Blaise, ich stehe ja schon auf.", murrte der blonde Slytherin und schob die Hände seines besten Freundes weg. „Ich gehe schon mal in den Gemeinschaftsraum.", informierte Blaise ihn. Wahrscheinlich wollte er Pansy noch mal niederknutschen, bevor sie frühstücken gehen und der Unterricht beginnen würde. Obwohl die beiden auch im Unterricht nicht die Finger voneinander lassen konnten.

Er freute sich wirklich für sie. Sie waren seine besten Freunde und er war froh, dass sie so glücklich zusammen waren, doch oft übertrieben sie einfach. Er hatte nicht das Bedürfnis, den ganzen Tag zusehen zu müssen, wie seine Freunde sich gegenseitig ihre Zungen in den Hals steckten und dabei vergaßen, dass er auch noch existierte.

„Du musst dir einfach auch jemanden suchen, Dray.", hatte Pansy ihm damals gesagt, als er einmal angesprochen hatte, sich wie das fünfte Rad am Wagen zu fühlen. Draco lachte verbittert. So einfach war das nicht. Es gab zwei wesentliche Probleme. Das erste war, dass so gut wie niemand etwas mit ihm zu tun haben wollte, was Draco auch sehr gut verstehen konnte. Er verabscheute sich ja selbst auch manchmal. Vor allem nach dem, was kurz vor und während des Krieges alles passiert war. Und auf der anderen Seite wollte Draco nicht einfach irgendwen haben. So kitschig es auch klingen möge, Draco wollte sich das alles für jemand Besonderes aufheben. Er wollte seine Unschuld nicht für ein kurzes Vergnügen wegwerfen. Er war zwar mit ein paar wenigen Personen, sowohl Mädchen als auch Jungen, intimer geworden, aber das ist schon lange her und war nie etwas Ernsteres geworden.

Seufzend, er war ein waschechter Morgenmuffel, begann er mit seiner Morgenroutine. Als er eine halbe Stunde später den Gemeinschaftsraum der Slytherins betrat, sprang Pansy enthusiastisch von Blaise' Schoß. „Wenn unsere Prinzessin dann endlich fertig ist, können wir ja gehen.", zog sie Draco auf. „Ach, halt die Klappe, Parkinson.", erwiderte er, doch meinte es genau wie die schwarzhaarige Slytherin nicht böse. So waren sie nun mal.

In derselben Konstellation wie gestern – Draco rechts, Blaise in der Mitte und Pansy links – gingen sie zum Frühstück. Da sie heute wirklich spät dran waren, war die Hälfte der Großen Halle schon wieder leer, doch das störte Draco wenig. Beim Essen hatte er sowieso lieber seine Ruhe, vor allem morgens.

Diese wurde ihm jedoch nicht ganz gegönnt. Irgendwann, der stechende Blick, den der Slytherin schon seit er sich gesetzt hatte auf sich spürte, wurde langsam penetrant, hob er den Blick. Nur ein paar Sekunden dauerte es, bis er den Übeltäter, der ihn die ganze Zeit anstarrte, gefunden hatte. Potter. Es hätte Draco klar sein müssen. Nur der Gryffindor würde sich trauen, Draco so offensichtlich und so lange anzustarren. Selbst als er dem Schwarzhaarigen einen bösen Blick zuwarf, schaute dieser nicht weg. Stattdessen grinste der Schwarzhaarige ihn an und zu Dracos Verwunderung lag nichts Provozierendes, Spöttisches oder gar Abfälliges in dieser Geste.

Schnaubend wandte Draco sich wieder seinem Frühstück zu. Irgendetwas führte Potter im Schilde und, egal was es war, es gefiel Draco überhaupt nicht.

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Dracos erste Stunde an diesem Tag war ‚Pflege magischer Geschöpfe'. Darüber fluchend, wer die verdammte Idee hatte, dieses Fach so früh am Morgen auf ihren Stundenplan zu packen, lief er mit dem verliebten Pärchen im Schlepptau zu der Hütte des Wildhüters.

Der Winter kam und es war so kalt, dass der Slytherin seinen eigenen Atem sehen konnte. Er mochte das Fach eigentlich gerne, auch wenn der Wildhüter als Lehrer manchmal wenig taugte, hatte er doch ein immenses Wissen über magische Wesen. Die verschiedenen Tierarten der Zauberwelt kennenzulernen faszinierte Draco, doch jetzt war ihm eindeutig zu kalt, als dass er sich auf den Unterricht freuen könnte.

Hermines Aufgabe #DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt