So ein Zufall

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Giddeon

Als es Zeit wird, mich für die Arbeit an zu ziehen, klappe ich den Laptop zusammen. Ich sollte ihn vergessen. Wer bin ich schon, dass er interessiert an mir sein könnte. Aber ich weiß auch, dass mich diese Augen so sehr in ihren Bann gezogen haben... Dass ich sie einfach nicht vergessen kann.
Wenige Minuten später steige ich in die Bahn, mit der ich immer eine Station fahre. Mein Handy in der Hosentasche vibriert. Ein Blick darauf verrät mir das die Nachricht von Joanne kommt. Genervt öffne ich sie.
>Bitte Giddeon lass uns doch noch mal treffen. So sollte es nicht auseinander gehen, ich liebe dich immer noch. Hast du heute Abend Zeit?<
Ein bisschen bereue ich die Funktion ,,Gelesen" ausgestellt zu haben, dann hätte sie hoffentlich gewusst woran sie ist. Ich schiebe mein Handy zurück in die Hosentasche.
Ich steige aus der Bahn aus, stelle mich an die große Straße und warte bis ich diese überqueren kann.
Plötzlich sehe ich in einem Auto, mit abgedunkelten Scheiben, IHN. Kein Zweifel. Nathan Korbind. Ich schaue dem Auto hinterher, wie ich es mit ihm im Pub gemacht habe. Das Auto hält am Straßenrand an. Und tatsächlich, er ist es. Und er läuft selbstsicher auf mich zu. Ein Grinsen kann ich mir nicht verkneifen.

Nathan

,,Na, hat die Zeit doch gereicht dass du mich wieder erkennst?" fragt er keck. Er grinst zwar, aber seine Augen flackern unruhig. Ich gebe ihm die Zeit die er braucht um mich zu mustern. Ich weiß das ich gut gestylt bin, schließlich bin ich auf dem Weg zu einem Pressetermin, und plötzlich habe ich ihn am Straßenrand stehen gesehen. Mein Finger schwebte über der ,,Absenden"- Taste.
Dass ich auf seine Frage nicht antworte, gibt ihm Oberwasser. Gerade holt er Luft, als sein Handy vibriert. Gereizt zieht er es aus der Tasche und will es eigentlich schon wieder wegstecken, als er liest was ich ihm geschrieben habe.
>Was machst du heute Abend? N<
Fassungslos steht er vor mir, und versucht die Situation einzuordnen. ,,Wie viel Uhr?" flüstert er. Jetzt bin ich derjenige der ihn angrinnst. ,,Um acht müsste ich mit meiner Performance eigentlich schaffen. Vielleicht bin ich ein paar Minuten zu spät. "
,,Hey Nathan wir müssen weiter!" ruft Bruce mir unfreundlich aus dem Auto zu und tippt dabei auf seine Arbanduhr.
Giddeon und ich schauen uns an, unmerklich nicken wir. Sichtbar nur für den anderen. Ich drehe mich um und gehe das Stück zum Auto, steige ein.
Reserviert verschränke ich die Arme vor dem Körper, und trotzig wie ein kleines Kind starre ich aus dem Fenster. Auf Bruce's Nachfrage wer das war und woher ich ihn kennen würde reagiere ich nicht.
Den Pressetermin erlebe ich wie in Trance. Die Blitzlichter der Kamera und die unhöflichen Fragen der Reporter stören mich heute so wenig wie nie. Ständig erinnere ich mich an sein Lächeln und wie er mit diesen blauen Augen ein Stück zu mir aufschauen muss... Plötzlich bin ich dankbar dass ich diesen Text nur vorlesen muss.

Giddeon

Was war das denn gerade?! Ich bleibe noch einige Zeit wie unter Schock stehen. Ungläubig starre ich abwechselnd auf die Nachricht auf meinem Handy und auf die Stelle an der bis eben noch Nathan vor mir stand. Nach gefühlten Stunden kann ich mich doch aufraffen und eile über die Straße in das Studio in dem ich arbeite.

,,Hey Misha. Na wie war dein Urlaub? Paris oder? Die Stadt der Liebe..." Ich begrüße meinen Kollegen und besten Kumpel mit einem lässigen Handschlag den er erwidert.
,,Jo Giddeon. Das du dir das gemerkt hast, krass. Es war total schön. Nichts weiter spannendes. Wobei doch. Die französischen Mädels sind gut. " Er lacht.
,,Jedem das seine. " kommentiere ich. Jetzt lacht er noch mehr. Als er sich beruhigt hat, erkundigt er sich was in der Zwischenzeit los gewesen sei. Ich winke ab, und er versteht sofort.
,,Joanne..." fängt er an, doch ich unterbreche ihn. ,,Ich will nichts mehr von ihr hören. Sie hat lange genug über mein Leben bestimmt. "
Mit ruhiger Stimme gibt er zu Bedenken: ,, Aber sieh mal Giddeon. Ihr geht es nicht gut. Und mal ehrlich, spiel dich nicht so auf. So lange war es jetzt auch nicht. "
,,Ich habe heute Abend ein Date. " sage ich statt einer Antwort. Taktisch ganz clever vom Thema abzulenken. Aber wie immer auf meine elegante Art.
Misha lacht. ,,Ich habe schon darauf gewartet bis du es mir erzählst. Wer ist der Glückliche?"
Wie in Zeitlupe sehe ich seine Kinnlade fallen, als ich den Namen verrate. Misha schaut mich an.
,,Du machst Witze." Ernst schüttele ich den Kopf. Um es ihm zu beweisen, da er mir nicht zu glauben scheint, zücke ich mein Handy und zeige ihm die Nachricht die Nathan mir geschrieben hat. Als er mir endlich glaubt, sehe ich ein großes Fragezeichen auf seiner Stirn. ,,Giddeon, ich hätte da mal eine Frage. Wie zur Hölle ist er an deine Nummer gekommen?!"
Ich muss gestehen dass mir diese Tatsache einfach selbstverständlich erschienen ist, aber jetzt wo er es sagt.. Gute Frage.
Ich beginne mir mit Misha die abenteuerlichsten Geschichten auszumalen um uns zu erklären wie Nathan es an meine Nummer geschafft hat. Wir albern herum, und die Arbeit erledigt sich wie von alleine.

***

Endlich habe ich Feierabend. Mit dem Versprechen ihm zu berichten wie das Date war, verabschiede ich mich von Misha. Geradezu andächtig überquere ich die Straße und bleibe an der Stelle stehen, an der mich einige Stunden vorher Nathan angesprochen hat. Während ich dann auf meine Bahn warte, überlege ich wann ich das letzte mal so aufgeregt war. Vielleicht vor meinem Bewerbungsgespräch. Nein, da war ich eher angespannt. Ich betrete meine Wohnung und komme zu dem Schluss, dass ich noch nie so aufgeregt und voller Vorfreude auf ein anstehendes Ereignis war.

Und Ich Habe Jetzt Schon Bauchkribbeln Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt