Risotto und Rosen- oder die Sache mit der Handynummer

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Nathan

Ich steige in die Bahn, sehe schemenhaft seine Gestalt durch die Türen, die sich mit einem lauten Zischen schließen. Die Bahn fährt an, gerne hätte ich die Hand zum Gruß gehoben, aber ich kann nicht; fühle mich wie gelähmt. Ständig hämmern die Stimmen der Vernunft in mir.
,,Du bist berühmt. Eine Person des öffentlichen Lebens. Eine solche Beziehung kannst du dir nicht leisten."
,,Sie wird sowieso nicht lange halten. Es gibt zu viele Neider."
,,Und was wenn ihr doch zusammen kommt? Und es doch über mehrere Jahre schafft? Spätestens durch deine Tour, dein Unterwegs-sein, wird diese Beziehung zerbrechen. "
,,Wie sieht eure Zukunft aus?"
Sie erwarten keine Antwort. Ungnädig spuken sie in meinem Kopf herum. Sie reden alle durcheinander, es ist laut, dazu mischen sich die Geräusche der anderen Fahrgäste sowie das gleichmäßige Rattern des Zuges, welches dem Ganzen einen gewissen Rhythmus verleiht. Ich bekomme Kopfschmerzen. Das eben noch vorhandene Glücksgefühl hat sich mittlerweile aufgelöst. Übrig bleibt der zerrüttende Zweifel. Ich schüttele meinen Kopf um die Stimmen los zu werden, es funktioniert nicht, außerdem verschlimmern sich die Kopfschmerzen. Als ich aus der Bahn aussteige, beginne ich den Stimmen zu widersprechen. Die frische Luft addiert mit der Bewegung tuhen mir gut, mich durchflutet eine Welle der Energie.

Mittlerweile bin ich zu Hause angekommen, liege in meinem Bett. Nach wie vor fahren meine Gedanken Karussell. Trotzig, um den Stimmen zu zeigen, dass Liebe stärker ist und ich es ernst meine, nehme ich mein Handy in die Hand, öffne den Chat mit Giddeon. Ich überlege lange was ich schreiben kann. Endlich habe ich einen Einfall.
  >Gute Nacht. N. <
Zufrieden und mit ausschließlich positiven Gedanken übermannt mich der Schlaf.

Giddeon

Als ich aufwache und die Erinnerungen an gestern Abend wieder präsent werden, überkommt  mich eine tiefe Glückseligkeit. Spätestens seit diesem Moment ist der Gedanke an ihn mein ständiger Begleiter.

***

Ich kann mein Grinsen kaum unterdrücken als ich den Studioraum betrete. Misha sieht es natürlich und aufgeregt fragt er nach dem gestrigen Abend. Kurz mustert er mich nachdem ich mit Erzählen fertig bin. Dann meint er:,, Ich habe noch nie jemanden erlebt, der so verliebt ist wie du. Du brauchst gar nicht den Kopf schütteln, es stimmt. Du bist verliebt."
Ich merke wie ich beginne rot zu werden. Es so direkt gesagt zu bekommen... Misha hat noch eine wichtige Frage an mich, dass sehe ich an der Art wie er mich anschaut, um zu überlegen ob sie angemessen ist und er sie stellen kann. Mimisch ermuntere ich ihn dazu.
,,Woher hat Nathan denn nun deine Nummer?!"
Perplex friere ich in meiner Handlung, nach dem Wasserglas zu greifen, ein. Das habe ich vollkommen vergessen zu fragen! Misha grinst bereits über meine Reaktion, als wüsste er die Antwort schon. Als ich das bestätige fängt er an zu kichern. Es ist so ansteckend sodas wir beide wenig später in schallendes Gelächter ausbrechen. Wir können uns nicht beruhigen. So vergehen bestimmt einige Minuten in denen wir in dem Tonstudio stehen und einfach lachen. ,,Ich weiß es nicht." japse ich als ich endlich wieder etwas Luft bekomme. Ich halte mir den Bauch. Einige Zeit vergeht bis wir beide aufhören können; zwischendrin hat einer von uns beiden wieder kichern müssen und den anderen mit angesteckt. Wir reden noch einen Moment miteinander, dann beginnen wir mit der Arbeit.
Die Zeit vergeht dabei sehr schnell und schon haben wir Feierabend. Misha schließt die große Tür zum Studio hinter uns zu, und gemeinsam treten wir ins Freie. Er ist verabredet, daher trennen sich unsere Wege. Ich muss nicht lange überlegen, schon habe ich Nathans Nummer gewählt. Es klingelt. Er meldet sich mit einer rauhen Stimme, die mir ein unbekanntes Prickeln über den Körper jagt. Mir verschlägt es für einen Moment die Sprache.
,,Giddeon bist du noch dran? Was gibt's denn?" fragt er mich. Ich antworte leise und etwas undeutlich:,, Ich vermisse dich." Anscheinend hat es Nathan nun die Sprache verschlagen, denn es dauert einen Moment bevor er mich zu sich nach  Hause einlädt. Ich sichere ihm zu mich zu beeilen, dann legen wir auf. Ob er auch dieses Prickeln fühlt?

***

Nervös betrachtete ich das modern aussehende Haus.
Mit zittrigen Händen betätige ich die Klingel an seinem gusseisernen Tor. Als der Summer ertönt öffne ich es, und gehe zielstrebig, um meine Unsicherheit zu verbergen, den Sandweg, der gerade verläuft, bis zu der Haustür. Auf der rechten Seite befindet sich eine hohe Hecke, auf der linken Seite ein gepflegter Rasen, der in einiger Entfernung ebenfalls von dieser Hecke begrenzt wird. Dabei verberge ich den Blumenstrauß hinter meinem Rücken. Es sind nur noch zwei Schritte bis zur Tür, da öffnet sie sich. Dahinter steht Nathan, in einer blauen Jeans und einem roten Shirt. Wie kann etwas so simples an ihm so gut aussehen? Er bittet mich herein. Um einer unangenehmen Situation vorzubeugen, ziehe ich schnell den Strauß hervor als er sich umdreht um die Tür zu schließen. ,,Du hast bestimmt Hunger wenn du gerade von der Arbeit kommst, ich dachte wir können etwas kochen..." sagt er, unterbricht sich dann aber selbst als er die weißen Rosen sieht. Gerührt nimmt er sie mir ab und bedankt sich überschwänglich. Er bedeutet mir die Schuhe aus zu ziehen. Auf Socken folge ich ihm in seine große Küche. Alles ist modern, mit Geschmack und praktisch aber nicht unpersönlich eingerichtet. Es hängen einige abstrakte Gemälde und eingerahmte Fotografien an den Wänden. Chaotisch sind Notizzettel mit Magneten aus dem Souvenirshop aus unterschiedlichsten Ländern am Kühlschrank befestigt.
Nathan stellt die Blumen in einer Glasvase auf den Holztisch. Ich stehe währenddessen etwas unbeholfen herum und weiß nicht so Recht wohin mit mir. Nathan fordert mich auf mich zu ihm an die Küchenzeile zu stellen, wo er mir die Zutaten für unser Abendessen vorstellt.
,,Magst du Risotto?" Als ich zustimmend nicke, fährt er begeistert fort. ,,Sehr gut. Das Rezept habe ich schon mal vorbereitet, und die Zubereitung ist auch ganz einfach!" Ich muss lächeln, weil er sich so süß darüber freut. Ich warne ihn vor:,, Ich kann aber gar nicht kochen! Ich hoffe deine Rauchmelder funktionieren. "
,,Na, das sehen wir dann schon." Erwidert er schlagfertig. Wir grinsen uns an.

***

Der Feuermelder hat nicht ausgelöst, und das Essen hat sehr lecker geschmeckt. So ungeschickt wie ich mich angestellt habe, so talentiert war Nathan. Wir essen gerade die letzten Reste und unterhalten uns. Die Stimmung ist super. Ich möchte den Überraschungsmoment nutzen und warte daher ab bis er sich eine Gabel voll mit Essen in den Mund schiebt. Dann frage ich ihn:,, Woher hast du eigentlich meine Nummer?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 09, 2019 ⏰

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