First Date

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Giddeon

Ich drehe mich vor Lucky einmal im Kreis, sie beobachtet mich aufmerksam. Allerdings zweifle ich ihren modischen Geschmack an daher entscheide ich mich für das weiße TShirt mit der dunkelblauen Lederjacke. Der Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich mich beeilen muss wenn ich pünktlich sein will. Schnell drücke ich Lucky einen Kuss auf die Schnauze, dann greife ich nach den Schlüsseln und ziehe schon die Haustür hinter mir zu. In der Bahn kann ich das Zittern meiner Hände noch gut kontrollieren. Als ich aussteige und auf die Bar zu laufe, jedoch nicht mehr. Ich stecke meine Hände in die Jackentaschen.
Ich hole tief Luft, dann betrete ich den Pub. Betont lässig schaue ich mich um und versuche Nathan aus zu machen. Da die Suche erfolglos bleibt, drehe ich mich um, um die Bar zu verlassen, um draußen auf ihn zu warten. Da tippt mir jemand auf die Schulter. Es ist Nathan. Er hat sich umgezogen, auch eher leger gekleidet. Das braun seines dünnen Pullovers betont seine grünen Augen.
Ich sehe wie er mich mustert, an dem kleinen Regenbogen Button am Kragen meiner Jacke bleibt er mit seinem Blick hängen.
,,Brauchst du ein Taschentuch?" frage ich ihn. Verwirrt und mit voller Aufmerksamkeit schaut er mich an. ,,Du sabberst." ziehe ich ihn auf. Betroffen greift er sich an den Mund, nur um festzustellen, dass ich einen Spaß gemacht habe. Unsicher lächelt er. Dann beginne ich zu lachen und befreit stimmt er ein. Sofort ist das Eis zwischen uns gebrochen. Wir setzen uns an einen kleinen Tisch in einer Nische. ,,Du warst ja doch pünktlich. War die Performance gut?" frage ich. Er überlegt nicht lange bevor er antwortet:,, Ja, auf jeden Fall. Es war ein kurzer Gastauftritt in einer Radiosendung. Um meine neue Single zu promoten." Er bemerkt dass ich lächelnd eine Augenbraue hoch ziehe, und fährt fort:,, Ja die Single um die sich derzeit", er macht eine dramatische Geste, ,, die ganzen Schlagzeilen drehen. Da ist aber nichts dran, die Vorwürfe sind von meinem Management in die Welt gesetzt. Sie wollen einfach nur dass man über mich redet. Apropos reden. Reden wir nicht weiter über dieses leidige Thema. Was machst du so?"
Ich berichte ihm dass ich in einem Tonstudio arbeite.
,,Da bin ich eher durch Zufall rein gestolpert. Ich habe zu der Zeit einfach Arbeit gebraucht und da war eine Stelle frei. Ich habe mich beworben, dass ist übrigens schon drei Jahre her. Und ich bin immer noch da. " Ich lache bevor ich ihm so bildlich wie möglich erkläre, wie ich meinen besten Freund Misha kennen gelernt habe.
Mit: ,,Naja, und die grüne Unterhose und die Bierflasche hat er immer noch." beende ich die Erzählung.

Mittlerweile haben wir beide auch schon ein paar Cocktails getrunken. Ich bin total entspannt. Nathan ist ein bodenständiger, humorvoller Mann. Wir haben kein Problem ein Thema für unser Gespräch zu finden. Sogar so gute, dass wir nicht auf die Uhr schauen. Daher kommt es für uns ziemlich überraschend, als Michael, der natürlich immer wieder unauffällig zu uns rüber geschaut hat, uns bittet den Pub zu verlassen. Verdutzt stellen wir also fest dass es bereits kurz vor drei ist. Etwas ratlos stehen wir schließlich vor der Bar, unschlüssig wohin wir gehen sollen. Denn, das ist klar, keiner von zu uns möchte das der Abend schon endet. Wir beschließen erst einmal durch die Nacht zu laufen.
,,Wo ist eigentlich dein Bodyguard?" frage ich Nathan. Er antwortet:,, Der liegt hoffentlich bei sich im Bett und schläft. Noch bin ich nicht so bekannt, als dass ich rund um die Uhr gesichert werden muss. " Verständnisvoll nicke ich. ,,Außerdem bin ich in einer Gegend unterwegs in der mich wenige Leute kennen, zu einer Uhrzeit wo die meisten Leute auch nicht mehr draußen herumlaufen. " ergänzt er.
,,Und wie wäre das wenn du eine Beziehung hättest? Ich meine, mit der Öffentlichkeit und so... Ist das nicht schwierig?" Nervös blicke ich überall hin bloß nur nicht in seine Augen. Ich bin zwar froh diese Frage gestellt zu haben, aber ein wenig habe ich Angst vor der Antwort. Die nicht kommt. Schnell schaue doch ich zu Nathan, der mich stumm anschaut. ,,Oh Gott, es tut mir leid." sage ich, ,,Ich wollte dir keine so private Frage stellen. Vergiss es einfach wieder." Ich rede schnell und hole keine Luft. Nathan antwortet immer noch nicht. Wir bleiben stehen, ich gehe einen Schritt zurück um die Distanz zwischen uns zu vergrößern.
,,Hey Nathan, es tut mir leid falls ich etwas falsches gesagt haben sollte. Ich wollte dich nicht..." Nathan unterbricht mich: ,,Nein, du hast Recht. Wir sollten von Anfang an ehrlich miteinander sein. Es wird bestimmt schwierige Zeiten in unserer Beziehung geben, und doch glaube ich dass dieses Band, welches uns verbindet, immer stärker sein wird." Er redet noch weiter, doch ich verstehe kein Wort mehr davon. Die Lichter der Straßenlaternen verschwimmen mit dem Dunkeln der Gassen, alles dreht sich. Er hat ,unsere Beziehung' gesagt. Das macht mich so glücklich. Ich fühle wie die Schmetterlinge in meinem Bauch Tango tanzen, es kribbelt aufregend. Als Nathan bemerkt, dass er nicht mehr meine volle Aufmerksamkeit hat, ist er diesmal derjenige der sich einen Spaß erlaubt.  ,,Ich weiß ich habe eine schöne Stimme, schließlich bin ich ja Sänger. Aber Gute Nacht Geschichten wollte ich auch nicht erzählen. " Ich bin natürlich nicht eingeschlafen, und so protestiere ich auch. Lediglich in Gedanken versunken.  Nathan lacht. Es bilden sich kleine Grübchen wenn er das tut.
Wir laufen weiter, schweigen. Es ist angenehm, keiner verspürt den Druck zwingend Konversation zu betreiben.

***

Meine Hand kribbelt immer noch, auch als ich schon längst in meinem Bett liege. Nathan und ich waren ohne es zu bemerken zu einer Haltestelle gelaufen. Dort hatten wir noch einige Minuten geredet, dann fuhr seine Bahn ein. Zum Abschied hatten wir uns umarmt. Es war eine intime Geste, die sehr wahrscheinlich nicht passiert wäre, hätten andere Personen um uns herum gestanden. Als er sich von mir gelöst hatte, glitt seine Hand über meine. Tausend kleiner Stromstöße durchzuckten diese, und hinterließen ein immer noch andauerndes Gefühl von Wärme.
Mein Handy auf dem Nachttisch vibriert. >Gute Nacht. N < steht da. Mit einem Lächeln im Gesicht und mit den Gedanken bei Nathan und dem tollen Date schlafe ich ein.

Und Ich Habe Jetzt Schon Bauchkribbeln Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt