Es waren noch 20 Minuten bis Blaise Ella und mich abholen würde, die besagten Gegenstände hatten wir besorgt. Wir waren beide sichtlich angespannt, schließlich würden wir uns gleich aus dem Schloss schleichen, was wir ja bekanntlich nicht durften, wegen des Nundus. Jetzt waren es noch 10 Minuten. Ich nahm Ella bei der Hand und wir schlichen leise nach draußen. Ich drücke meine beste Freundin jedoch schnell wieder zurück, denn direkt vor uns war einer der Lehrer, die das Schloss bewachten. "Nicht atmen", flüsterte ich Ella zu. Dann ging ich einen Schritt nach vorn. "Ah, guten Abend Ms. Sprout! Sind Sie heute gar nicht bei den Alraunen?", schleime ich mich geschickt bei ihr ein, was nicht sehr schwer war, denn Ms. Sprout konnte mich gut leiden. "Guten Abend Miss Lancaster, Sie scherzen sicherlich, nicht? Meine Alraunen müssen für die nächsten Tage leider ohne mich auskommen, diese armen, armen Pflanzen...wenn ich sie nicht bald füttere, werden sie eines jämmerlichen Todes sterben..dabei sollen sie doch fast Tote ins Leben zurück rufen, welch eine Ironie!" Die Lehrerin war so in ihrem Element, dass sie ganz vergaß, dass ich direkt neben ihr stand. Meine Freundin jedoch war längst nicht mehr neben mir, und ich hatte es nicht mal bemerkt. Ms. Sprout ging wieder ihrer Wege." Komm Ella, Blaise wartet sicher schon auf uns!" Siegessicher drehte ich mich zu ihr um, doch da war niemand. "E...Ella? ELLA?" Ich versuchte ruhig zu bleiben doch es gelang mir nicht. Aufgeregt ging ich auf und ab und überlegte, wo sie hingegangen sein könnte. War es möglich, dass sie schon vorgegangen war? Hat sie etwas im Schlafsaal vergessen? Zum nachsehen, ob sie dort wirklich war, blieb mir keine Zeit mehr. Ich rannte so schnell ich konnte die Treppen des riesigen Schlosses hinab zum bereits lange wartenden Slytherinjungen. "Wie lange hat das denn gedauert? Und wo ist überhaupt Ella?" " Sie ist verschwunden, ich habe sie zwei Sekunden aus den Augen gelassen und sie war einfach weg!", meinte ich aufgelöst. "Dann müssen wir wohl ohne sie gehen, tut mir leid, Rina.." "Auf gar keinen Fall! Sie ist meine allerbeste Freundin, ich würde nichts ohne sie machen! Nicht so etwas großes!" Ich war den Tränen nahe, doch Draco war vermutlich in noch größeren Schwierigkeiten als meine Freundin Ella. Widerwillig stimmte ich zu und nahm Blaise bei der Hand, denn er hatte eine Möglichkeit gefunden, innerhalb Hogwarts zu apparieren. Mit einem bestimmten Zauberspruch, der im Raum der Wünsche angewendet wird, soll es angeblich möglich sein, aus dem Schloss zu kommen, ohne dass jemand es im Nachhinein nachweisen kann. Also genau richtig für unsere Situation. "Aber Blaise, wohin sollen wir überhaupt apparieren? Du meintest doch, du weißt nicht genau, wo er sein könnte?" "Ich habe aber in den vergangenen Stunden darüber nachgedacht und somit mehrere Orte ausschließen können. Es bleiben nur zwei: Malfoy Manor oder Voldemorts Versteck. Da ich aber keinen Plan habe, wo dieses Versteck sein soll-ich bin ja schließlich kein Todesser-reisen wir jetzt zu Dracos Papi nach Hause. "Aber..wie willst du da rein kommen? Wie man sich erzählt, soll es kaum möglich sein unbemerkt hinein zu gelangen!", fragte ich den braunhaarigen neugierig. "Wie du schon sagtest. Kaum möglich. Aber möglich.
Mittlerweile waren wir im Raum der Wünsche angekommen, wir kletterten an den höchsten Punkt, der zu finden war, und Blaise wendete den Zauber an. Nach nicht mal einer Sekunde waren wir zwar an unserem Zielort, der lag aber dummerweise in der Mitte der riesigen Halle der Villa. Blaise erkannte dies schnell, weswegen er um sein Leben rannte, nämlich Richtung Kerker. Er schien eine Vermutung zu haben, wer sich dort befinden könnte. Ich aber stand ahnungslos da und wusste nicht, wie mir geschah, als mich zwei starke Gestalten plötzlich an den Armen packten und mit sich rissen. Ich konnte nicht schreien. Kein Ton, den ich zu erzeugen versuchte, entkam meiner Kehle. Ich war wie versteinert. Die Personen um mich herum vervielfältigten sich, sodass nach wenigen Sekunden ca dreißig Todesser einen Kreis um mich gebildet hatten. Meine zwei persönlichen Leibwächter ließen von mir ab und schlossen somit die Lücken des Kreises. Einige Minuten war es Still. Dann hörte ich eine hohe Stimme näher kommen. Es war Voldemort höchstpersönlich. "Macht Platz, macht Platz ihr Nichtsnutze! Wie könnt ihr sie nur ungefesselt und lebendig einfach stehen lassen?" Seine Stimme löste einen Tinitus in meinem Ohr aus. Er wurde immer stärker, bis ich zu Boden sank und der dunkle Magier immer näher kam und schließlich vor mir stehen blieb. Langsam hob ich meinen Kopf, um ihm in die Augen blicken zu können. Sie waren knallrot und blendeten mich so sehr, dass ich wieder weg sehen musste und schwarze Punkte meine Sicht verdunkelten. "Der Junge soll nun kommen!" Der Kreis öffnete sich erneut und ein blonder Schopf kam mir zu Gesicht. "Draco, beweise dass du der Aufgabe gewachsen bist. Zeige es uns. An ihr. Quäle sie." Draco war kreidebleich. Ich konnte ihn kaum ansehen, so sehr tat er mir leid. Mehr als ich mir selbst leidtat. Er vermied den Augenkontakt mit mir. "Ich...", stammelte er. "DER KANN DAS DOCH SOWIESO NICHT! Er ist wie sein Vater. Feige und nutzlos", kam es aus der Menge. Voldemort schoss herum und richtete seinen Zauberstab auf den Todesser. "Wie kannst du es wagen, so respektlos in meiner Anwesenheit zu sprechen? Avada Kedavra." Meine Augen weiteten sich. Das war das erste mal, dass ich jemanden habe sterben sehen. Draco bemerkte meinen Blick und sah traurig in meine Augen. Trotz dieses kalten Momentes erwärmte er mich für einige Sekunden, dann richtete er seinen Zauberstab auf mich. Mein Mund stand offen und ich versuchte, mir die Tränen zu unterdrücken, doch sie rannen kurz darauf schon mein Gesicht herunter. "Draco...?", flüsterte ich kaum hörbar, doch er hatte es gehört, denn nun verzog sich sich sein Gesicht schmerverzerrt. "Na wirds bald?", drängte nun Bellatrix Lestrange, die unbemerkt hinzugestoßen war. Draco ließ seinen Stab sinken und fing sich damit eine saftige Ohrfeige des dunklen Lords ein. "Du hast gehört, was ich dir befohlen habe, also tu es oder ihr sterbt beide." Draco aber zielte zu entsetzten seiner Tante nicht auf mich sondern auf sie selbst, mit einem Schockzauber stieß er Bellatrix nach hinten, rannte zu mir, packte meinen Arm und wir rannten los.
Voldemort konnte gar nicht reagieren, weil wir so schnell waren, und genau in diesem Moment kam Blaise mit Ella aus dem Kerker zu uns hochgerannt, scheinbar hatte man sie hier gefangen gehalten. "LAUFT", schrie Draco und das taten wir auch, unser Weg führte in die Richtung der Schlafsäle des Hauses. Genauer gesagt der Schlafsaal Dracos. Dort angekommen benutzte Blaise erneut seinen Apparier-Zauber und wir landeten alle wieder im Raum der Wünsche, wo Erschöpfung uns überkam und alle zu Boden sanken.