Die Zeit verging, doch ich hatte es nicht fertig gebracht, den Trank perfekt zu brauen. Jedoch näherte sich der Winterball, und die ewige Tradition der Slytherins, das Auslosen der miteinander gehenden Paare, auch. Ich hatte ein wenig Angst davor, mit irgendeinem uncoolen, unbedeutenden Slytherinjungen gehen zu müssen und nicht mit Draco. Oh, wie sehr mich das freuen würde... Warte was denke ich denn da? Draco war ein ekliges naives Frettchen, das es liebend gern hatte, meinen verwirrten Gesichtsausdruck zu begutachten, wenn es mich wieder nervte. "Hey Rina. Wollen wir?", holte mich Ella aus meinen Gedanken. Ich nickte und dann machten wir uns auf dem Weg zum Raum der Wünsche. Wir wollten heimlich tanzen üben, um ja keinen Fehler beim Ball zu machen. Außerdem schneiderten wir uns momentan an ebendiesem Ort unsere Kleider. Meines war eine kleine, rote Prinzessin mit etwas Tüll, und Ellas war eine blaue Meerjungfrau mit tiefem Rückenausschnitt.
Um solche schönen Kleider hinzubekommen, funktionierten wir Hochzeitskleider um. Aber zuerst übten wir tanzen. Ich war grottig, die arme Ella müsste sich neue Schuhe kaufen, würde ich so weiter machen. Wer auch immer mein Tanzpartner werden wird, sollte sich zuerst eine Lebensversicherung zulegen, bevor er mir zu nahe kommt. Und genauso schnell wie mir die Zweifel kamen, das ich mit Draco Malfoy tanzen würde, kam auch der Abend, an dem im Slytherin Gemeinschaftsraum ausgelost wurde, wer den Tanz mit wem durchführen musste. Wir alle müssen als Bedingung den unbrechbaren Schwur leisten. Wir verpflichten uns, mit einem Jungen tanzen zu gehen, und wenn wir es nicht tun, sterben wir. Wer hat sich das bloß ausgedacht? Aufgeregt fanden sich alle Mädchen und Jungen zusammen, mit Decken und Feuerwhiskey. Wir hatten genug davon da, sollte etwas benötigt werden, wenn der Tanzpartner zu schlimm war. Blaise grinste bereits dreckig. Er hatte den Jungs zuvor bereits gesagt, dass er seine Tanzpartnerin ins Bett bekommen will, egal wer es war. Der Beutel mit den Jungsnamen fand seinen Lauf in den Kreis aus Slytherins und eine Lisa, die ich nicht weiter kannte, zog den ersten Zettel des Abends. Es war Thomas, ein mir ebenfalls unbekannter Slytherinjunge. Die 2 gingen sich vermutlich bei einem Butterbier unterhalten. Als nächstes Pansy. Als sie ihren Zettel las, schaute sie verschwörerisch grinsend zu Blaise. Da hatten sich aber zwei gefunden. Die beiden entfernten sich sofort aus dem Raum, weis Merlin wohin sie gingen, doch wir alle vermuteten dasselbe. Ella war dran, sie ging mit Marcus Flint. Die ärmste, fast weinerlich sah sie mich an. Mit einem "Du-schaffst-das-schon" -Blick verabschiedete ich mich von ihr und sie gingen ebenfalls. Ich war dran. Zitternd griff ich in den Beutel. Ich sah schnell noch mal zu Draco, doch er war ganz abwesend. Ängstlich zog ich den Zettel heraus und entfaltete ihn: Draco. Ich konnte es kaum fassen und lächelte kurz schief in mich hinein. Alle sahen mich erwartungsvoll an, dann riss mir jemand den Zettel aus der Hand und ich wurde rot, als Dracos Name vorgelesen wurde. Angesprochener schreckte plötzlich erschrocken auf und sah uns fragend an. Die Jungs brachen in schallendes Gelächter aus und ich sah verlegen zur Seite. Dann bemerkte auch der Blonde um was es ging. Er erhob sich und wollte schon seine Hand ausstrecken um mir Hilfe beim aufstehen zu geben, zog sie aber zögernd wieder zu sich. Ich rappelte mich auf und folgte ihm auf wackligen Beinen und mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen nach oben. Wir teilten uns auf und er rief mir noch hinterher "18:30 unten". Ich beeilte mich mein Kleid anzuziehen, damit ich mehr Zeit mit meinen Haaren hatte. Ich trug sie hochgesteckt und mit einzelnen Strähnen raushängend, dann steckte ich mir hübsche Ohrringe ein und schminkte mich leicht. Zufrieden betrachtete ich mein Spiegelbild und machte mich dann nervös auf den Weg zur Großen Halle. Alle Tanzpartner hatten sich bereits zusammengefunden und eingehakt, aber von Draco war keine Spur. Wo steckte er denn? Ich kam mir ziemlich bescheuert vor, als ich mich nach einigen Minuten auf die Treppen sinken ließ und den Anderen beim Tanzen zusah, jedoch war es nicht schlecht für meine Füße, weil ich mich einfach nicht mit meinen Highheals anfreunden konnte. Nach 40 Minuten rappelte ich mich aus meinem Halbschlaf auf und beschloss, den Eisprinzen suchen zu gehen. Zuerst machte ich mich auf den Weg zum Schlafsaal, doch da war er nirgends zu sehen. "Ist er vielleicht auf der Toilette? Eventuell hat er ja Magenprobleme oder so", grübelte ich und mir erschien diese Überlegung nicht mal so weit hergeholt. Sofort rannte ich zu besagtem Ort und einige Meter bevor ich ihn erreichte, hörte ich ein Schluchzen. Es war herzzerreißend....und es war Draco. Mit schnellen Schritten stürmte ich in die Toilette, da stand er auch schon vor dem Waschbecken, sein Jacket ausgezogen, und wimmerte. Nun knöpfte er sich langsam sein Hemd auf, jedoch nur 2 Oder 3 Knöpfe, dann sank er kraftlos zu Boden. Dies war mein Auslöser, augenblicklich eilte ich zu ihm und rief immer wieder seinen Namen. Ich kniete mich zu ihm und riss einen Teil meines Tülls auseinander, um ihn Draco unter den Kopf zu legen. Dieser starrte bloß leer in die Luft, dann würgte er kurz und setzte sich auf. Erschrocken blickte er mich an, seine sturmgrauen Augen glänzten vor Tränen. Mit schnellen Handgriffen knöpfte ich sein Hemd weiter auf und striff es ihm vom Leib. Meine Augen weiteten sich vor Schreck und meine Hände begannen zu zittern, als ich einen spitzen Schrei losließ. Sein Oberkörper hatte die tiefsten Striemen, die ich je gesehen hatte, aus ihnen Tropfte das Blut und mir wurde schlecht. Ich drückte ihn sanft wieder zu Boden und zerriss mein Kleid weiter. Die monatelange Arbeit war umsonst gewesen, aber das Leben Dracos ging definitiv vor. Geschickt band ich seine Wunden ab und zauberte eine schmerzlindernde Substanz herbei, die ich aus einem kleinen Fläschchen auf ihn tröpfeln ließ. Der Boden färbte sich langsam rot und es breitete sich mehr und mehr aus. "Was soll ich nur tun? WAS SOLL ICH TUN", schrie ich verzweifelt und fing ebenfalls zu weinen an. Da fiel es mir ein: Ella und Ich trugen seit einigen Jahren Freundschaftsbänder, magische, versteht sich. Bei einer Berührung mit dem kleinen Finger fängt das Gegenstück an zu vibrieren und es schickt die Koordinaten in verschlüsselter Schrift weiter. Ella würde sofort da sein!
So geschah es auch, Ella erkannte die Situation sofort und rief Snape, der sich mit Heilungstränken besser auskannte als alle anderen. In seinem Gleichgültigen Gesichtsausdruck erkannte ich den Schock, der sich in ihm ausbreitete. Er schien zu wissen, woher der junge Malfoy die Verletzungen hatte. Mit einer kurzen Geste den Raum zu verlassen kniete er sich zu ihm und murmelte mehrere Zaubersprüche und die Wunden verschwanden. Immer noch stand mir der Schock ins Gesicht geschrieben und ich schwitze vor Anstrengung. Beim hinausgehen entdecke ich aus dem Augenwinkel den linken Arm des Blonden, aber das Interessanteste und Schockierendste war ein dunkles, großes Tattoo, das sich langsam auf dem Arm umherwand...
Ella erwartete mich am Eingang der Toiletten, wo sie sich bei mir einhakte, um mich auf unser Zimmer zu bringen. Dort angekommen weigerte ich mich allerdings, auch nur die geringste Andeutung zu machen, was dort unten Vorgefallen war. Ich wollte Draco nicht verraten. Nicht verraten, was ich eben erfahren hatte. Dass Draco ein Todesser ist, dass er geheult hat deswegen, und vermutlich hat er auch einen Auftrag vom dunklen Lord, denn warum sonst sollte Voldemort Draco als Todesser wollen? Er war bloß ein Junge, der gerade einmal die Magie die an der Schule gelehrt wurde beherrscht.