Kapitel 16

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Am nächsten Morgen wachte ich bereits mit einem unguten Gefühl auf. Es fühlte sich an, als würde mein Herz in meinem Hals schlagen, meine Hände zitterten kaum merklich und ich hatte absolut keinen Appetit.

Das Gefühl kannte ich von früher nur zu gut, doch diesmal würde ich nicht zulassen, dass ich mein Leben danach ausrichtete. Ich zwang mich dazu, etwas zu essen und das Zittern brachte ich mit einer einfachen Atemübung unter Kontrolle.

Meinen schnellen Herzschlag und das mulmige Gefühl allerdings, begleiteten mich bis in die Schule, nur um dort noch aufdringlicher und penetranter zu werden. Wie ein schlechter Geruch hing die Anspannung als Glocke über mir und schien mich zu verfolgen, was natürlich völliger Quatsch war.

Dennoch würde es mich nicht wundern, wenn mir das Herz gleich aus der Brust springen würde, aber letztendlich blieb es genau da, wo es hingehörte. Auch heute hatte ich bewusst Klamotten ausgewählt, die nicht reißen würden, denn eine erneute Peinlichkeit konnte mir getrost gestohlen bleiben.

Die Leute aus meiner Klasse grinsten zwar, als sie mich sahen, aber immerhin ließ niemand fiese Sprüche fallen. Kurzzeitig wurde mir richtig übel, doch nach kurzer Zeit legte sich das wieder und ich konnte beruhigt aufatmen. Wenn das so weiterginge, würde ich den Schultag tatsächlich unbeschadet überstehen.

Du bist übrigens nicht die erste, der sowas passiert.“ Überrascht schaute ich auf und entgegen meiner Erwartung war es nicht Dawn, die mit mir gesprochen hatte, sondern Rocky.

Die letzten Wochen hatte ich ihm Unrecht getan und  ihn ohne Grund ignoriert und dennoch munterte er mich auf. Dankbar lächelte ich ihn schwach an, doch bevor ich mich bedanken konnte, sprach schon jemand das aus, was ich danach wohl auch gefragt hätte.

Woher weißt du davon?“, fragte Dawn, die gerade neben mir erschienen war, mit einem leicht säuerlichen Unterton. Sie wollte mich zwar nur beschützen, aber dennoch war es mir irgendwie unangenehm, dass sie für mich sprach.

Wenngleich ich zwar nicht so selbstbewusst war, wie sie, konnte ich ja wohl noch selbst Fragen stellten! Ich war nicht stumm und denken konnte ich auch, aber ich konnte ihr einfach nicht lange böse sein. Sie meinte es ja nur gut.

An dieser Schule wird so viel getratscht, dass man selbst noch mitbekommt, dass der Hamster, von der Freundin, des kleinen Bruders eines Juniors, gehustet hat. Aber keine Sorge, dass ist maximal einen Tag lang interessant, dann vergessen sie das wieder.“

Auf meiner alten Schule hatte niemand etwas vergessen, stattdessen wurden die Geschichten immer abenteuerlicher. Ich selbst hatte von den maßlosen Veränderungen meiner Geschichte erst mitbekommen, als mich ein unschuldiges, junges Mädchen gefragt hatte, warum mein Vater mich bei meiner Geburt so verschlagen hatte, dass mein Gehirn nicht mehr richtig funktionierte und ich deshalb keine Farben mehr sehen konnte.

Ich hatte wahrlich geguckt wie ein Auto und versucht, ihr diesen Unsinn auszureden, doch die Gerüchte hatten weiterhin die Runde gemacht. In diesem Aspekt konnte ich die Menschen nicht verstehen; warum wollten sie immer faszinierende Story, nur um sie später weiter zu tratschen?

Vermutlich, um interessanter zu wirken, doch ich fand, dass sie nur das Gegenteil bewirkten. Ich persönlich fand es völlig überflüssig, mich in das Privatleben von Menschen einzumischen, die ich nicht kannte.

Wer so etwas nötig hatte, fand sich wohl nicht einmal selbst interessant genug, um eine Konversation zu beginnen. Aber irgendwo schien es auch zu funktionieren, denn die Leute, die am wenigsten tratschten, waren meist am Unbeliebtesten.

Bei mir hätte es keinen Unterschied gemacht, da sowieso die wenigsten mit mir sprachen. „Solange ich überhaupt noch in meine Klamotten passe, ist das soweit okay. Aber noch viel dicker darf ich wohl echt nicht werden.“

Grey world a german Ross Lynch FF ♥ (R5)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt