Maja
Sie war mal wieder zu spät aus dem Haus gekommen, da ihre Mutter es sich zur Aufgabe gemacht hatte, sie jeden Morgen eine Art "Stilberatung" zu unterziehen. Dabei bemängelte sie jede unwichtige Kleinigkeiten, die Maja immer wieder anzuzweifeln wagte, was ihr allerdings eine Menge Zeit raubte. Seit dem Tod ihres Vaters, zwang sie sich gerade zu auf. Sie beschränkte Maja regelmäßig in ihrer Freiheit, doch Maja nahm dies Wimpernzucken hin. Zu tief genervt hetzte sie zur Bahn. Gerade als sie dachte, sie müsste ihre beste Freundin wieder anrufen, um sie darum zu bitten, Maja abzuholen, schnappte die Tür wieder auf. Am Ende der kleinen Erhöhung stand ein hübsches Mädchen, etwa in Maja's Alter. Sie hatte eisblaue Augen aus denen eine unglaubliche Kälte sprach.
Die gleiche Kälte löste sich in dem Augenblick für wenige Sekunden, als ihre Augen auf die waldgrünen von Maja trafen. Sie hatte mit ihrem Fuß verhindert, dass die Tür sich schloss und Maja damit ermöglicht in letzter Sekunde einzusteigen. Maja war etwas außer Atem, weshalb sie sich auf den nächstbesten Platz setze. Die Fremde setzte sich ebenfalls, jedoch einige Sitze von Maja entfernt.
Bis zum Ende der Fahrt hatte Maja die Fremde beobachtet. Wie sie ihre feinen Haare zu einer geschickten Flechtfrisur hochgesteckt hatte. Auch bewundertet Maja sie, wie sie es schaffte aus dem eher männerdominierten Klamotten eine solche Weiblichkeit wirken zu lassen. Lässig, sportlich aber nicht ungepflegt. Im Gegenteil. Jedes kleine Detail war ausgearbeitet, jede Konturen sorgfältig aus gehobelt. Sie wusste wer sie war und präsentierte dies auch genau so.
Beinahe hätte Maja ihre Station verpasst. In aller hast, klemmte sie sich ihre Tasche unter den Arm und verließ den Zug. Als sie bemerkte, wer mit ihr ausstieg, hielt sie kurz die Luft an. Dann erinnerte sie sich an etwas. Ihr Lehrer hatte letzte Woche eine neue Mitschülerin verkündet. Vielleicht war es nur eine stille Hoffnung ...
Die Fremde sah sich ein wenig desorientiert, um, weshalb Maja allen Mut nahm.
"Hallo", begrüßte Maja sie ganz unverbindlich und fuhr sich etwas nervös durch die dichten Haare.
"Du musst dich nicht dafür bedanken.", gab die Fremde statt einem Gruß zurück.
Zwischen Majas Brauen bildete sich eine tiefe Falte. "Was?"
Das hübsche Mädchen lachte. "Dafür, dass ich dir die Tür aufgehalten habe."
"Oh ..achso", nun lachte auch Maja, wenn auch etwas krampfhaft. "Nein, ich wollte fragen, ob ich dir vielleicht helfen könnte."
"Danke aber ich komme zurecht"
"Okay", Maja biss sich auf die Unterlippe. "Und Danke"
Eisblaue Augen sahen sie direkt an. "Kein Problem."
Die Fremde suchte in ihrer Tasche herum. Eine Mischung aus Aktentasche und Duffler. Stilvoll. Maja wollte sich gerade abwenden.
"Warte. Vielleicht kannst du mir doch helfen ... "
Ahja. Triumphierend drehte sich Maja wieder um. "Wobei kann ich denn behilflich sein?"
"Ich suche nach dem städtischen Gymnasium.", sie wies auf die Karte, wusste aber nicht recht, wo ihr momenteller Standpunkt war.
Maja grinste. "Zufälliger Weise haben wir den gleichen Weg."
"Ach echt?", um die Augen bildeten sich Lachfältchen. "Kleine Nettigkeiten belohnt der liebe Gott sofort."
"Und ich dachte, dies würde nur für die kleinen Bosheiten gelten", witzelte Maja.
"Ich bin übrigens Cloe", stellte sie sich vor und streckte die Hand hin.
Maja erwiderte. "Mein Name ist Maja. Maja Evans um genau zu sein."
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Auf dem gemeinsamen Weg, tauschten sich Maja und Cloe über all mögliche Dinge aus und Maja merkte, dass sie viel mehr Gemeinsamkeiten hatten. Als Cloe über ihre beiden Pferde erzählte, war Maja sofort in diese beiden reine Geschöpfe vernarrt. Maja empfand eine gewisse Sympathie gegenüber Cloe, wusste aber nicht recht, diese einzuordnen. Es gab nur wenige, die sich für Opern, Theater und sonstige kulturelle Dinge interessierten. Die heutige Jugend konnte vielleicht einen bis mehrere Texte ihres Lieblingsliedes aufsagen. Fast keiner von ihnen wusste etwas mit "Goethe" oder "Schiller" anzufangen. Sowie die Namen "Oscar Wilde", "Duma" und XXX war den meisten ein Fremdwort. Auch gab es besonders wenige, die von "der alten Schule" das Wissen über Opern mit in die Wiege bekamen. Dabei gab es so einzigartige Meister und so wundervolle, tiefgründige Stücke, die keinem neumodischem Künstler so gelang und gelingen würde. "Carmen", "Aida", "La Traviata" und unzählige Komponisten bildeten eine Reihe von einzigartigen XXXXX.
Cloé's schmale Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen, als sie Maja dabei ertappte, dass diese sie viel zu aufmerksam beäugte. "Habe ich vielleicht einen Pickel im Gesicht?"
Maja zuckte zusammen. "Nein nein, ich habe nur ..."
Cloé lachte auf. "Mein Vater sagt immer 'eine schöne Frau muss sich daran gewöhnen, angestarrt zu werden'"
"Bloß nicht bescheiden werden", giftete Maja und ehe sie noch was hinzufügen konnte, waren beide junge Frauen bereits nahe dem Schultor.
"Sag nicht, dass ist das städtische Gymnasium."
"Leider doch"
"Das sieht ja furchtbar aus", Cloé hielt sich vor einem unsichtbaren Geruch die Nase zu.
Es war ein ehemaliges Speicherhaus gewesen, weshalb die dicken Betonblöcke weniger Reiz aussprachen. Die vergitterten Fenster verstärkten den ersten Eindruck. Der einzige Lichtblick waren die vielen bunten Sträucher und die wenigen Bäume, die mit Strenge und ein wenig Liebe vom Hausmeister gepflanzt und gepflegt wurden. Maja bemerkte, wie Cloé's Blick an der großen Trauerweide hängen blieb.
Plötzlich hielt ihr jemand von hinten die Augen zu. Maja wusste sofort, dass nur diese infantile, kleine Göre Namens Cataleya auf so eine Idee kommen würde.
"Sind wir wieder zwei?", fragte Maja genervt und streifte Cataleya's Hände vom Gesicht.
Cataleya grinste bis auf beide Ohren. "Rate mal, wer in unsere Klasse gewechselt ist!"
Oh Gott, nicht schon wieder. "Dein Crush?"
"JA!", kreischte Cataleya und umarmte Maja theatralisch.
Cataleya war nicht in Majas Klasse, jedenfalls nicht mehr, als beide auf das Gymnasium gewechselt hatten. Maja bereute dies nicht, da sich Cataleya sehr verändert hatte. Sie war eigentlich nie eine von diesen Klischee-Blondinen gewesen aber sie schaffte es immer wieder, diesen Anschein zu erwecken. Majas beste Freundin Vivien gesellte sich ganz spontan zu ihnen und hatte ganz lässig die Hände in der Hosentasche. Sie trug einen Saint Laurent Anzug - ein klassischer einreihiger Schnittanzug. Das Jackett hatte eine Reverseinkerbung und Seidenfutter. Bestückt mir jeweils 4 Manschetten. Dazu trug sie die passende, schwarze Hose
Schrägtaschen vorne und Einschubtaschen hinten. Der ganze Schliff bildeten die jeweiligen Saint Laurent Derby-Schuh. Aus Erfahrung wusste Maja, dass diese Schuhe eine Ledersohle hatten und somit nicht unbedingt einen sicheren Komfort versprach. Vivien war keine Selbstdarstellerin. Sie gab nicht damit an, diese oder jene Dinge zu besitzen, die mal 2.000 € teurer waren als die herkömmlichen Modewaren. Cataleya hingegen wusste genau, wo sie stehen musste, sodass am besten die ganze Schule von ihren neuen Brands Wind bekamen.Vivien nickte der Fremden zum Gruß zu. "Du bist wohl unsere neue Mitschülerin?"
"Cloé", stellte sie sich erneut vor. Cataleya zuckte nur mit den Wimpern. Maja wusste sofort, dass Cataleya sie nicht leiden konnte. Vivien hingegen war ungewöhnlich aufgeschlossen. Sie verwies Cloé zum Eingang und entnahm Maja die Führungsrolle. Vivien drehte sich noch einmal kurz mit einem lasziven Ausdruck zu Maja um, sodass Maja verstand, dass sie ihr Zeit gab sie kennenzulernen und dies ohne den ganzen Tumult.
Text : -Eiskalt-
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Nur Augenblicke (gxg)
Romance"Es gibt Augenblicke, die wünscht man sich nicht aber sie kommen dennoch, andere wiederum, die man sich wünscht, scheinen unermüdlich warten zu wollen. Manchmal wünscht man sich nur einen Augenblick der Ruhe, einen Augenblick des Glücks." - Done Nov...