Der Anfang

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Ich rannte durch den Wald. Das laute donnern der riesigen Flügel wurde immer lauter. Es war als würde ich jede einzelne Feder rascheln hören können. Plötzlich ein lauter Aufschrei und ich duckte mich instinktiv. Doch als ich mich wieder aufrichtete und umsah, erkannte ich, dass ich in eine Sackgasse geraten bin. Ein dumpfer Aufprall und hinter mir landete er. Ein mächtiger Kastanienbrauner Rumpf zeichnete sich vor mir ab und Augen, die so scharf sehen konnten, dass kein normaler Sterblicher mithalten könnte, starten mich an. Studierten jede meiner Bewegungen, während ich verzweifelt überlegte wie ich hier wieder rauskomme. Und dann ein lauter Glockenschlag. Oh man! Dabei wollte ich doch dieses Mal bestehen. Als dann der dritte Schlag erklang verwandelte sich mein Ausbilder zurück. Ich kann nicht anders als ihn zu beobachten, wie er langsam kleiner wird und die Mächtigen schwingen sich in muskulöse Arme und der vogelähnliche Kopf sich in ein rundes Gesicht mit markanten Kinn verformt.
Das einzige, dass gleich bleibt ist das Kastanienbraun, nur diesmal in Form von Haaren anstatt Federn. Und wieder einmal frage ich mich warum ich die einzige aus unserem Dorf bin, die sich nicht in einen Phoenix verwandeln kann. Deshalb gibt es auch diese Übung. Ich will eine Kriegerin werden und normalerweise wird man nur ihn Kampfkunst und fliegen unterrichtet, da ich aber nicht fliegen kann muss ich beweisen das ich auch als normal sterbliche gegen so ein riesiges geflügeltes Wesen ankomme. Nur das in der Realität unser Dorf Terosa schon seit Jahrhunderten im Krieg mit dem Drachendorf Niterus liegt. Zwei mal habe ich diese Prüfung abgehalten, doch wurde noch vor dem ersten Schlag gefunden. Als ich in das Gesicht meines Ausbilders sah erkannte ich erst wie jung er doch eigentlich war. Er war schätzungsweise einundzwanzig, also nur zwei Jahre älter als ich. Ich fragte mich wieder warum ich meine Chance nicht nutzte, schließlich meinte meine Tante Helena, bei der ich wohnte ich solle mir einen netten jungen Mann angeln. Außerdem war Kaden Gutaussehend und kam aus einer guten und angesehenen Familie, doch als ich ihm in seine höhnischen Augen sah wusste ich wieder warum. Er war ein Idiot, der meinte nur ein Phoenix, der sich auch verwandeln kann, dürfte zu den Kriegern gehen. Er ist eingebildet und macht mir das Leben absichtlich schwer, dabei ist es auch ohne seine Hilfe schwer genug. Mich gucken sowieso schon alle immer so komisch an, weil niemand wirklich weiß, wo ich eigentlich herkomme. Irgendwann lag ich in einem Korb vor der Schwelle meiner Tante. Wir sind zwar nicht blutsverwandt, doch ist sie die einzige Familie die ich noch habe. ,,Ri kein Wunder das du die Prüfung nicht schaffst, wenn du so unaufmerksam bist. " sagte Kaden unfreundlich und holte mich somit aus meinen Gedanken zurück. ,, Nenn mich nicht so, nur Freunde dürfen mich so nennen." erwiderte ich genauso unfreundlich und hoffte das er meine Lüge nicht durschaute. Wenn ich ehrlich bin hatte ich keine Freunde, da mich die anderen Kinder seit meiner Kindheit meiden, weil ich anders war als sie war und um ehrlich zu sein hatte ich auch keinen Schritt auf sie zugemacht. Ich bin eben eine Einzelgängerin. ,,Welche Freunde?" sagte er spöttisch. Verdammt! ,, Die einen, die da in der nähe vom Markt wohnen." meinte ich und hoffte das es überzeugend klang und er nicht weiter nachfragen würde, da mir diese Situation sehr peinlich wahr. Kaden schien meine Anspannung zu bemerken, denn er meinte nur: ,,Wie heißen die denn, vielleicht kenn ich sie ja?". Leicht überfordert versuchte ich mir noch irgendeinen Namen auszudenken. Als ich dann antworten wollte kam meine Erlösung in Form von zwei weiteren Ausbildern. Haropheles und Mallson. Ha! Dachte ich mir als ich Kadens nun ernst aussehendes Gesicht sehe. Haropheles und Mallson waren so etwas wie Legenden in unserem Dorf. Sie gehörten zu den besten der Besten. Zwei legendäre Krieger, die in unzählige Schlachten gezogen sind und viele davon gewonnen haben. Außerdem stehen sie im direkten Kontakt mit dem Anführer unseres Dorfes. Kaden würde es nicht wagen sie auch nur im geringsten zu Verärgern oder es wäre schnell zu Ende mit seiner Kariere als Krieger.

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