☯︎Intro

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Jimin

Hier bin ich. Allein, ohne das, was ich eigentlich brauche. Eingemummelt in einer weichen, grauen, leicht ausgefransten Decke, an welcher zu jeder Sekunde sein betörender Geruch haftet.

Mich wahnsinnig macht...

Immer wieder, wenn ich mich irgendwie zwinge die Luft anzuhalten, bloß nicht in der Versuchung seinen Geruch in meine Lungen zu lassen, atme ich nur umso mehr.

Mal schwerer, dann wieder leichter.

Doch ich ertrage es nicht, das werde ich nie.

Dafür betäubt es mich zu sehr, allein die Vorstellung, er würde wieder hier sein, neben mir liegend, ich in seinen Armen eingekuschelt, während er seine Nase genüsslich in meinen wohlriechenden Haaren vergräbt.

Wenn seine Hände sanft über meine Seiten streicheln, dabei eine ganze Strömung aus Gänsehaut meinen Körper bedecken lässt.

Genau dann, wenn wir nicht mehr aufhören können, so zu sein.

In unserer eigenen Vision gefangen, weil es sich so wunderschön trägt.

Doch wir haben aufgehört.

Aber das war klar, es war so verflucht vorhersehbar.

Und trotzdem verschlossen wir die Augen vor der bitteren Wahrheit, führten weiter diese fälschliche Vorstellung, von der wir doch tatsächlich glaubten, sie wäre richtig.

Als wäre jede Bewegung, jeder Atemzug perfekt gestimmt gewesen.

Dabei war rein gar nichts je perfekt.

Wie dumm von uns, überhaupt daran zu glauben.

Und wie dumm von mir zu hoffen, er würde sich ändern.

Dass wir uns ändern würden.

Leise lachend vergrabe ich mein Gesicht in dem weichen Stoff der Decke, inhaliere weiterhin den quälend berauschenden Duft.

Weil es einfach so absurd ist, aber anscheinend noch gut genug, um weiter zu machen.

Um dumm genug zu sein, ihm weiter hinterher zu schielen.

Etwas, was er niemals in Erwägung ziehen würde.

Woher ich das weiß?

Vermischt mit dem Prasseln des Regens an meiner Fensterscheibe, vernehme ich das klirrende Geräusch von Schlüsseln.

Eigentlich sollte ich es ignorieren, einfach deswegen, weil ich es gewohnt bin.

Trotzdem schießt mein Blick in Richtung Flur, wo ich augenblicklich zwei dunkle Gestalten hereinstolpern sehe.

Dazu lautes, ekelhaftes Geschmatze von immer wieder aufeinanderprallenden Lippen, welche praktisch ineinander verschmelzen.

Normalerweise sollte mich das anwidern, oder abschrecken.

Stattdessen spüre ich rein gar nichts.

Das ist doch normal, oder?

Dass das Pochen meines Herzens keine Schmerzen durch meinen Venen schickt?

Dass ich nichts empfinde, wenn er seinen Körper an Fremde verschenkt?

Auch nicht, als das Zufallen unserer Schlafzimmertür durch die Wohnung hallt und das folgende Quietschen des Bettes in meine Ohren dringt.

Als leckere Kirsche oben drauf, lautes, ohrenbetäubendes Stöhnen.

"Yoongi~!" , sticht ihr helles Stöhnen direkt in meine Brust.

Doch seines höre ich nicht, wie immer.

Um mir vielleicht diesen Schmerz zu ersparen.

Aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht.

Ich wusste nichts.

Genauso wenig kannte ich seine neue Ablenkung, die er sich fast jeden Abend mit zu uns nach Hause nahm.

Ich kannte keine von ihnen.

Zumindest dachte ich das...

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Broken☯︎ ʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt