Wie ein Baby

91 5 0
                                    

"Also, ich weiß nicht. Wahrscheinlich verstehst du das gar nicht!", ich gehe in die Hocke, während sie sich immer noch dem röchelndem Tier zuwendet und weiter vor sich hin murmelt.

"Aber ich danke dir!", ich beobachte, wie sie sanft über den toten Körper der Bestie streicht, beinahe zärtlich.

"Danke!", sage ich noch einmal, während sie den Pfeil mit einem energischen Ruck aus dem Viech rauszieht.

"Das war ziemlich beeindruckend! Ich wäre echt am Arsch gewesen, wenn du nicht gekommen wärst, das war ...", sie steht auf einmal auf und geht davon, ohne sich zu mir umzudrehen oder auf meine Worte zu reagieren. Mir kommen die Worte vom Colonel in den Kopf, das ist meine einzige Chance!

"He, warte doch mal! Hey, wo willst du hin? Warte mal!", rufe ich ihr nach und versuche ihr mit mit großen Schritten durch den Leuchte-Wald zu folgen.

"Jetzt ... he nicht so schnell!", ich versuche so geschmeidig wie sie durch das Unterholz zu gleiten, doch bei ihr wirkt es, als würde sie jeden Quadratzentimeter des Waldes kennen und genau wissen wo sie welchem Büschel ausweichen muss. Ein Vorteil der mit verwehrt bleibt, denn ich stolpere eher wie Elefant hinter ihr her.

"Warte, ich wollte nur danke sagen, dass du die Viecher umgelegt hast!", ich greife nach ihrem Arm und versuche sie zu packen, doch bevor ich sie überhaupt berühre, dreht sie sich schlagartig um, holt in der Drehung mit ihrem Arm aus, verpasst mir mit ihrem riesigem Bogen eine heftige Ohrfeige, die mich zu Boden wirft.

"Verdammt!", rufe ich aus, doch sie hält mir einen Pfeil in Richtung Kehle und ich halte sofort still.

"Nicht danken!", entgegnet sie dann mit sehr starkem Akzent.

"Für sowas Dankt man nicht! Das ist traurig! Nur sehr traurig!", sie starrt mich böse an.

"Okay, okay, tut mir leid! Was ich auch getan habe, es tut mir leid!", ich hebe die Hände zur Beschwichtigung, doch sie richtet sich mit einem gleichgültigem Schnauben auf. Dann streckt sie den Arm mit ihrem Bogen in der Hand aus und deutet auf den Wald um uns herum.

"All das ist deine Schuld, sie mussten nicht sterben!"

"Meine Schuld? Die haben mich angegriffen!", entgegne ich verwirrt.

Sie hält mir ein weiteres mal die Pfeilspitzen an die Kehle. "Deine Schuld!"

"Ruhig, ganz ruhig!", ich krabble langsam auf dem Boden zurück, außer Reichweite ihrer Todesmaschiene .

"Du bist wie ein Baby! Machst Geräusche, weißt nicht was du tust!", ruft sie missbilligend.

Ich versuche den Bogen zur Seite zu schieben, den sie immer noch vor mein Gesicht hält, doch als ich ihn berühre, zieht sie ihn weg, als hätte ich ihn mit meiner Berührung entehrt. Langsam stehe ich auf und halte die Hände hoch.

"Wenn du deine kleinen Waldfreunde so gern hast, warum hast du dann nicht zugelassen, dass sie mich umbringen?", frage ich sie und lehne mich ein wenig zu ihr, um ihr die Unsinnigkeit ihrer Aussage klar zu machen.

"Wo ist da die Logik?", sie sieht mich mit einem komischen Gesichtsausdruck an, den ich nicht deuten kann.

"Warum dich retten?", fragt sie dann leise.

"Ja! Ja, warum mich retten?", sie lässt sich Zeit mit ihrer Antwort.

"Du hast ein starkes Herz! Keine Furcht!", sie kommt noch ein paar Schritte auf mich zu und sieht mir fest, mit ihrer blattgrünen Iris in die Augen.

"Aber auch dumm! Unwissend wie ein Kind!", mit diesen Worten dreht sie sich wieder von mir weg und ich muss schmunzeln über diese komische Frau.

Also hebe ich meinen Stock auf und folge ihr ein weiteres mal.

Avatar - Aufbruch nach PandoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt