Kapitel 4: Drachen

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Ein knallweißer Streifen erhellte den Raum und genauso weißer Rauch hüllte den Boden ein. Aus dem Streifen kamen Mika und Pan hervor.
Sie sahen sich um, denn sie standen nicht mehr vor dem Kamin und erst recht nicht mehr in ihrer Bücherei. Sie befanden sich in einem großen Raum voll Bücher, die aber nicht, wie gewöhnlich in Regalen standen, sondern quer durch den Raum schwebten.
»Wow! Das könnte jetzt wirklich Hogwarts sein« staunte Pan, die immer noch das Buch umklammerte.
»Ich glaube es nicht, bis Harry Potter persönlich durch diese Tür spaziert« Mika deutet auf eine schmale Tür vor ihnen.
Wenige Sekunden danach öffnete sie sich und ein kleines Wesen flog in den Raum. Es hatte Flügel, wie eine Fee aus Kindermärchen, ein gelbes Kleid und eine kleine Krone am Kopf.
Es schien Pan und Mika nicht zu bemerken und flog an ihnen vorbei zu einem der fliegenden Bücher. Es setzte sich darauf und flog mit ihm, wie auf dem fliegenden Teppich von Aladdin, wieder aus dem Raum.
»Was war das den für ein Ding?« fragte Pan, während sie sich weiter in dem magischen Raum umsah.
»Glaub mir, das wüsste ich auch gern« antwortete Mika, der sich ebenfalls im Raum umschaute.
»Mika, ich glaub, ich habe es gefunden« sagte Pan nach einiger Zeit, als sie ein altes Buch in einem Glaskasten fand, auf dem zu lesen war: »Drachen«
»Das steht doch auch auf dem Buch, dass wir in unserer Bücherei gefunden haben« bemerkte Mika.
Pan hielt das Buch, direkt neben das andere im Glaskasten. Auf beiden stand nicht nur das gleiche drauf, sondern die Bücher sahen so aus, als würden sie wie zwei Puzzleteile zueinander gehören.
»Du glaubst doch nicht, dass das Buch mit den Drachen ist?« fragte Mika.
»Wir müssen dieses Buch daraus holen, um es herauszufinden« Pan sagte das, in einem sehr überzeugenden Ton. In dem, den sie eigentlich nur dann benutzt, wenn sie Mika davon überzeugen wollte, dass Irgendeine ihrer Lieblings Legenden die beste ist.
»Pan, das Buch gehört uns nicht. Wenn wir es da jetzt raus holen, ist es Diebstahl« warnte sie Mika, bevor sie auf dumme Gedanken kam.
»Ich will nicht, dass diese Frau dich noch einmal verletzt. Wenn in diesem Buch der Junge ist, der die Drachen bereits einmal vor den Jägern beschützte, dann kann er uns vielleicht helfen«
»Das alles nur wegen einem kleinen Kratzer an meiner Schulter?«
Pan fasste Mika mit voller Wucht an die Schulter, um ihm zu beweisen, dass es mehr war als ein Kratzer.
»Ahhhh!« Mika schrie auf und packte seine Schulter, die erneut von eiskalten Nadeln durchbohrt wurde.
»Siehst du, kein Mensch kann einem mit einer einfachen Berührung so wehtun, wie die Frau dir mit ihren Krallen«
»Du hast es gerade geschafft« ergänzte Mika.
»Das war nur um dir zu beweisen, dass diese Frau gefährlich ist und wir nicht wissen, was sie von dir will oder was diese Verletzung ist. Der Junge ist vielleicht unsere letzte Hoffnung«
Sie legte das Buch der Drachen aus ihrer Bücherei auf dem Boden ab und legte beide Hände auf den Glaskasten, in dem sich das andere Buch befand.
»Bist du bereit?« fragte sie Mika.
»Nur wenn du es bist« antwortete er. Man sah ihm an, dass er versuchte dabei überzeugend zu klingen und nicht an die Pfeile zu denken, die durch seine Schulter schossen.
Pan nahm den Glaskasten vorsichtig ab und wartete darauf, dass eine Alarmanlage oder ähnliches losging. Doch es passierte nichts.
»Das hab ich irgendwie nicht erwartet« gab Mika überrascht zu.
Pan stellte auch den Glaskasten am Boden ab und legte eine Hand auf das Buch.
»Es passiert immer noch nichts« sagte Mika.
»Was erwartest du denn? Das da jetzt eine Alarmanlage los geht? Na gut, das habe ich auch gedacht, aber wie du sehen kannst, passiert nichts der Gleichen«
»Vielleicht gibt es hier nicht mal Alarmanlagen« Mika legte seine Hand auch auf das Buch.
»Siehst du, wir können das Buch ungestört berühren und entwenden« Pan nahm ihre Hand nur kurz von dem Buch, als es anfing in dem gleichen weiß zu erstrahlen.
»Es liegt an dir« stellte Pan verwirrt fest.
Mika nahm seine Hand vom Buch und es hörte sofort auf zu leuchten. Pan legte ihre Hand erneut auf das Buch und es passierte genauso wie zu vor, nichts. Als sie ihre Hand von dem Buch nahm und Mika seine hinlegte leuchtete es wieder.
»Es liegt wirklich an dir, Mika«
»Aber ich mach doch nichts« sagte er.
Plötzlich fing das Leuchten immer stärker an, bis es so hell war, dass man nicht mehr hineinsehen konnte und Pan und Mika die Augen schlossen. Mika spürte ein Kribbeln und das Buch wurde leicht, wie eine Feder.
Zuvor war es an einem Halter befestigt. Dadurch, dass Mika es berührte, wurde es von ihm gelöst und er hielt es in der Hand.
»Wie hast du das gemacht?« fragte Pan verwundert.
»Ich habe absolut keine Ahnung« Mika nahm das Buch in beide Hände und öffnete es.
»Was soll das denn für eine Schrift sein? Oder besser gesagt Sprache« fragte Pan.
»Wie?«
»Ja, schau doch. Was soll das denn für ein Zeichen sein?« sie deutete auf ein flügelähnliches Abbild.
»Du kannst das nicht lesen?« fragte Mika verwundert.
»Nein, was soll man da denn lesen?« erwiderte Pan lachend.
»Siehst du es nicht? Da, neben dem Bild. Da steht doch, dass es das Zeichen der Lüfte ist«
»Mika da steht nichts, die Stelle neben dem Bild ist leer« versicherte Pan.
»Wieso kannst du es nicht lesen?« fragte Mika und fing langsam an zu zweifeln.
»Weil da nichts steht«
Plötzlich ging die Tür auf, durch die die kleine Fee geflogen kam. Jetzt flog da aber nicht nur eine Fee, sondern ein ganzer Schwarm. Zwischen den Feen stand eine dünne Gestalt, die wie ein ganz normaler Mensch und nicht wie eine Fee aussah.
Sie war nur sehr schwer zu erkennen durch die Feen, die um sie herum kreisten.
»Wer seid ihr und was macht ihr hier?« die männliche Stimme der Gestalt klang sehr jung. Sie klang nahezu wie die von Mika, nur etwas tiefer. »Wie seid ihr überhaupt hierhergekommen?«
»Wir sind durch ein leuchtendes weißes Dings hierher transportiert worden und haben dieses Buch gefunden, dass genau zu unserem passt« antwortete Pan und hielt die beiden Bücher hoch.
Die Gestalt schnipste mit den Fingern und die Feen landeten vor ihr in einer Reihe. Sie bauten sich auf, wie ein roter Teppich.
»Komm näher« er deutet dabei auf Mika.
Mika ging an Pan vorbei, die ihn davon abhalten wollte. Doch er ging einfach weiter, ohne sie auch nur kurz anzuschauen.
»Mika Mac Masters« sagte die mysteriöse Gestalt.
»Ehm... ja. Woher wissen Sie das?«
»Nimm das Buch deiner Freundin, Mika«
Mika ging zu Pan und nahm das Buch der Drachen, das sie gefunden haben.
»Ließ« befahl die Gestalt.
»Der Flügel ist das Zeichen der Lüfte. Es gibt nur sehr wenige Drachen, die so große und breite Flügel haben. Durch sie sind sie hundertmal so schnell, wie normale Drachen«
»Das reicht. Danke, Mika. Nun lies du aus dem Buch« er deutete auf Pan.
Sie ging zu Mika hin und nahm das Buch in die Hand.
»Wie schon gesagt, außer dem Flügelbild steht da nichts«
»Da habt ihr eure Erklärung«
»Wie meinst du das?« fragten beide, wie aus einem Mund.
»Wir haben auf dich gewartet Mika. Du kannst die Drachen und Levi retten«
»Ich?« Mika flogen noch weitere Fragen durch den Kopf, aber die Gestalt unterbrach ihn bevor er sie stellen konnte.
»Mika, du bist etwas Besonderes und ich werde dir bald zeigen wieso. Aber bevor wir uns damit befassen, sollte ich mich noch vorstellen«
»Ja, ich denke das wäre jetzt angebracht« gab Pan misstrauisch zur Antwort.
Die Gestalt schnipste erneut. Die Feen flogen in die Höhe und stellten sich nun in der Luft in einer Reihe auf. Dann trat sie in das Licht, das im Raum erstrahlte und nahm den Umhang ab, unter dem sie sich versteckte. Es war ein dünner blondhaariger Junge, mit grünen Strähnen und Sommersprossen, die sein ganzes Gesicht schmückten. Seine Augen strahlten in einem so fantastischen grün, dass man hätte meinen können, sie wurden durch Smaragde ersetzt und wirkten freundlich. Er sah Mika ziemlich ähnlich und geschätzt war er, ebenfalls vierzehn.
»Ich bin Robin, der Beste Bogenschütze von Dragos und somit auch einer der besten Reiter. Na gut, wir sind nur noch zu zweit« stellte er sich lachend vor und zog den Umhang wieder an, ließ aber nicht seinen Kopf unter der Kapuze verschwinden.
»Warte Mal, sagtest du Dragos?« fragte Mika verwirrt.
»Ja, das ist die Insel, auf der ihr euch gerade befindet. Besser gesagt, auf der diese Burg steht«
»Die Insel ist doch angeblich im Atlantischen Ozean versunken« jetzt war auch Pan verwirrt.
»Wer hat euch den so etwas erzählt? Levi ließ die Insel zwar aus dem Atlantischen Ozean verschwinden, aber nicht für immer. Wir sind immer noch auf eurer Burg, nur etwas anders«
»Wer ist Levi?« fragte Mika.
»Levi ist der Retter der Drachen und von Dragos«
»Er ist der magische Junge aus dem Buch« bemerkte Pan und hielt Robin das Buch aus ihrer Bücherei hin.
»Woher habt ihr das?« fragte er neugierig.
»Aus unserer Bücherei« antwortete Pan.
»Das Buch soll angeblich zusammen mit Levi verschwunden sein«
»Also ist Levi wirklich einfach verschwunden?« fragte Mika.
»Nicht ganz« Robin nahm Mika das Buch aus seiner Bücherei ab und blätterte es auf einer Seite auf.
»Hier. Das ist Levi« er deutete auf einen dünnen braunhaarigen Jungen, mit grauen, fast weißen Strähnen. Er trug den gleichen Umhang, wie Robin doch seiner war weiß und seine Augen waren genauso blau, wie die von Mika.
»Ihr beide habt den gleichen Umhang« bemerkte Pan.
»Jeder Reiter von Dragos trug einen. Er spiegelte die Augenfarbe wider und somit auch die besondere Begabung jedes einzelnen Reiters.«
»Was bedeutet die Farbe von Levi?« fragte Mika.
»Weiß trug nur Levi. Er war der einzige Reiter von Dragos, der mit den Drachen sprechen konnte. Sein Umhang war auch der einzige, der nicht zu seinen Augen passte. Er war ein Drachenflüsterer. So einen gibt es nur alle hundert Jahre«
»Deswegen konnte er die Drachen ohne Probleme einsperren, weil er ihnen klar gemacht hat, dass er ihnen nur helfen will und nicht gefährlich ist« stellte Mika fest.
»Ganz genau«
»Und was bedeutet deine Farbe, Robin?« fragte Pan neugierig.
»Grün ist die Farbe der Drachenschützen. Uns gab es wie Sand am Meer. Doch jetzt bin ich der einzig Überlebende der Drachenschützen«
»Welche Farben gibt es noch?« die Frage kam von Mika, der total interessiert in die Erzählungen von Robin war.
»Also, jetzt gibt es noch eine weitere Farbe und die ist schwarz. Das ist die Farbe der Drachenkrieger. Sie sind die besten Krieger und konnten die Drachen am besten beschützen. So wie wir und Levi. Von ihnen gibt es auch nur noch einen, nämlich Marlon. Ihn stelle ich euch gleich noch vor«
»Sind seine Strähnen dann schwarz?« fragte Pan interessiert.
»Ja und seine Augen sind dunkel braun. Aber er hat auch braune Haare, sodass man sie manchmal nicht erkennt« antwortete Robin lachend.
»Und welche Farben gab es mal und jetzt nicht mehr?« Mika konnte nicht aufhören sich Robins Geschichten anzuhören.
»Rot«
»Warte mal, rot?« Mika und Pan fragten es gleichzeitig, als hätten sie es geplant.
»Ja, wieso?«
»Noch ist es nicht wichtig. Wer war rot?« fragte Pan.
»Rot waren die Drachenrächer. Manchmal wurden sie auch nur die roten Rächer genannt. Sie waren die einzigen Reiter, die nicht in der Lage waren auf den Drachen zu reiten oder sie in irgendeiner Hinsicht zu dressieren. Sie versuchten es und wollten helfen, doch sie konnten es nicht. Ihre Aufgabe war es vom Boden aus zu kämpfen und Dragos zu beschützen. «
»Robin, kennst du eine Kira K. M. M.?« fragte Pan.
»Kira Kalmander ist vor langer Zeit verschwunden, sowie alle anderen Drachenjäger auch«
»Aber sie hatte doch rote Strähnen? Also war sie eine Drachenrächerin und keine Drachenjägerin, oder?« fragte Mika.
»Nicht ganz. Zu Beginn war sie eine Drachenrächerin, aber sie wollte auch auf Drachen reiten und aus der Luft kämpfen, konnte es aber nicht. Als sie ihre Söhne bekam und sah, dass einer von ihnen ein Drachenschütze ist und auf den Drachen reiten wird, wurde sie eifersüchtig. Der andere Sohn hatte keine Strähnen, deswegen dachte sie, dass er normal wäre, ohne jegliche Begabung. So etwas kam auch oft vor. Sie entschied sich dazu, ihren Sohn ohne Strähnen, in einer normalen Welt, ohne Drachen aufwachsen zulassen. Sie schickte ihn, der Legende nach, auf eure Welt. Das heißt auf die andere Seite des Portals«
»Aber bei uns auf der Burg war ich der einzige Junge« widersprach Mika.
»Und du hast Strähnen, im Gegensatz zu ihm. Keiner weiß, wo der Sohn ohne Strähnen hin teleportiert wurde. Das Portal war, zu der Zeit, noch nicht so gut ausgebaut, wie heute. Der Junge könnte überall gelandet sein.«
»Da er aber keine Strähnen hatte, würde er dort nicht auffallen und lebt jetzt ein ganz normales Leben, stimmt das?« Mika verstand langsam Robins Logik und konnte schon erahnen, wie es weiter ging.
»Ganz genau«
»Und was wurde aus dem Drachenschützer Sohn?« Pan klang sehr interessiert, was die Drachenschützen anging.
»Kira wurde so eifersüchtig auf ihn, dass sie sogar mehrere Male versuchte ihn zu töten. Der Junge war aber der beste Drachenschütze von Dragos und konnte sehr gut auf sich selbst aufpassen«
»Was wurde aus ihm?«
»Ach, das weiß niemand so genau« antwortete Robin und blickte verlegen auf den Boden. Es konnte daran gelegen haben, dass er den Sohn kannte und mit ihm befreundet war. Vielleicht war ihm das Thema deswegen sehr unangenehm.
Pan und Mika schauten sich sehr misstrauisch an und dann wieder Robin.
Um vom Thema abzulenken, begann Robin ein komplett anderes Gespräch.
»Wie wäre es, wenn ich euch jetzt mal Marlon vorstelle?«


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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 30, 2019 ⏰

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