Kapitel 2: Das geheimnisvolle Buch

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Als Mika die Augen langsam wieder öffnete, sah er für einen Augenblick nur Umrisse. Er sah Pan, die ihren Kopf auf seinen Knien hatte und seinen Vater, der nervös von einem Ende der Bücherei zum anderen ging. Mika saß in einem der zwei Sessel und schloss für einen kurzen Moment noch einmal die Augen. Als er sie dann wieder öffnete, sah er alles klar und deutlich.
Pan bemerkte, dass es er sich bewegt hatte und sprang schnell von seinem Schoß auf. Diese Reaktion bemerkte auch Sam und lief sofort zu seinem Sohn.
»Mika, geht es dir gut?«
»Ja, ich denke schon« Mika wollte aufstehen, doch als er sich mit seinem Arm abstütze, schoss der Schmerz wie ein spitzer, brennender Pfeil durch seine Schulter. Er zuckte kurz zusammen und ließ sich dann wieder auf den Sessel fallen.
»Kanntest du diese Frau?« fragte Pan.
»Nein, sie hatte aber kurz erwähnt, dass sie eine alte Freundin von dir ist« er deutete dabei auf seinen Vater.
Sam fing an misstrauisch zu werden. »Pan. Kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen?«
»Ja klar, Mister Mac M.«
Sie gingen einige Reihen weiter und blieben zwischen irgendwelchen Bücherregalen stehen.
»Pan, wie sah diese Frau genau aus?«
»Sie hatte eine Sonnenbrille an, kurzes blondes Haar, mit genau den gleichen Strähnen wie Mika, nur in rot und roten Nagellack, der nur so nebenbei bemerkt, echt nicht zu ihrem Outfit...«
»Warte, die gleichen Strähnen wie Mika nur in Rot?«
»Ja, wieso? Ist das etwa schlimm?« fragte Pan verwundert.
»Noch bin ich mir nicht sicher, aber wenn es die Person ist, die ich denke, dass es ist, dann ist Mika in Gefahr«
»Warte mal. Wenn diese Frau so gefährlich ist, denkst du, dass die Wunde an seiner Schulter, mehr sein könnte, als nur ein Kratzer?«
»Ich hoffe es zwar nicht, aber ich würde es auch nicht ausschließen«
»Und was sollen wir jetzt machen? Die Frau ist wie vom Erdboden verschluckt«
»Du gehst zu Mika und versuchst ihn von all dem abzulenken und ich werde rausfinden, wer diese Frau war und was es mit der Wunde auf sich hat« befahl Sam. »Ach ja und falls dieses ganze Leuchten wieder anfängt, denk nicht darüber nach, sondern lauf direkt zu mir«
»Ai Ai, Captain Mac M!«
Pan ging zurück zu Mika und Sam verließ die Bücherei.
»Ich muss herausfinden, wer diese Frau war, Pan«
»Mika, Sam kümmert sich darum, du musst dich aber jetzt erstmal ausruhen, ja?«
»Ich kenne diese Frau, ich weiß nicht woher oder wieso, aber ich kenne sie« Mika sprach einfach weiter und tat so, als hätte er nicht gehört, was Pan vor wenigen Sekunden gesagt hat.
»Mika, Sam macht das und du mischt dich da nicht ein. Wenn es die Person ist, die Sam denkt, dass sie es ist, dann bist du in Gefahr«
»Pan, verstehst du nicht, ich kenne sie. Ich weiß nur noch nicht genau« plötzlich hörte er auf sich zu bewegen, es war als hätte ihn ein Blitz getroffen.
Er stand vom Sessel auf, dieses Mal stütze er sich nur mit einem Arm ab und ging zu einem großen Regal voll alter Bücher. Es war das Regal mit Büchern über Magie, Fantasie Wesen und magischen und besonderen Menschen.
»Was suchst du?« fragte Pan neugierig.
»Warte es sollte... Hier!«
Er holte ein großes, dickes und sehr altes Buch aus dem Regal. Es war so schwer, dass er es mit einem Arm nicht halten konnte und ließ es zu Boden fallen. Das Buch blättert sich, wie von selbst, direkt in der Mitte auf.
»Welches Buch?..« Pan wollte eigentlich eine Frage stellen doch Mika unterbrach sie.
»Wusste ich es doch« sagte Mika und kniete sich zum Buch hinunter.
»Siehst du diese Frau?«
»Ja... und?« fragte Pan, als sie sich zu Mika setzte.
»Die Strähnen. Sie sind rot. Genau wie die der geheimnisvollen Frau von vorhin«
»Die Sonnenbrille hat sie auch und wer ist das?«
Mika fuhr mit dem Finger entlang der Seite und blieb ganz unten, nahezu am Rand der Seite stehen.
»Kira K. M. M.«
»Das einzige was wir jetzt wissen ist, dass sie Kira und irgendwas mit K, M und M heißt und was bringt uns das jetzt?« fragte Pan.
Mika schlug das Buch zu und las den Titeln der ihn und Pan sehr verwunderte.
»Drachen«
»Wieso ist in einem Buch über Drachen irgendeine Frau mit roten Strähnen?«
Mika schlug das Buch wieder auf und suchte im Inhaltsverzeichnis nach Kira K. M. M.
»Das ist interessant. Die Drachenjäger Legende Kira K. M. M.«
»Drachenjäger?« fragte Pan verwundert.
»Drachenjäger« antwortete Mika ebenfalls verwundert.
Er fuhr mit dem Finger im Inhaltsverzeichnis einige Zeilen weiter hoch.
»Drachenreiter«
»Drachenjäger, Drachenreiter und Drachen. Was soll das heißen?« fragte Pan.
»Erstmal nichts. Ich meine, dass das Buch ziemlich alt ist«
»Die Frau hingegen sah ziemlich jung aus. Also kann das alles heißen. Lies mal die Seite mit den Drachenreitern durch« schlug Pan vor.
Mika schlug es auf einer Seite relativ am Anfang auf und fing an zu lesen.
»Drachenreiter gab es schon immer, genauso wie Drachen und ihre Feinde die Drachenjäger. Es gab mal eine kleine, ziemlich unbedeutende Insel, irgendwo im Atlantischen Ozean - die Insel Dragos. Auf ihr lebten die Menschen, die sich vereinten, um die Drachen zu retten und zu beschützen. Sie nannten sich die Drachenreiter von Dragos.«
»Glaubst du, die Insel und diese Reiter, Jäger und so weiter gibt es noch immer?«, unterbrach Pan, Mika. Er hörte gar nicht zu und las weiter.
»Die Drachen wurden immer mehr und auch die Jäger, die Anzahl der Reiter hingegen, verringerte sich. Alles schien aussichtslos und der Kampf verloren, gäbe es da nicht einen ganz besonderen Jungen, der das Blatt schlagartig wendete und die Drachen in letzter Sekunde rettete. Der Junge war eine Art Magier, man weiß nicht viel über ihn, das einzige was man weiß ist, dass er alle Drachen in ein Buch sperrte um sie vor den Jägern zu beschützen, da es keinen anderen Ausweg gab. Die Jäger gaben den Reitern die Schuld an alledem und vertrieben sie von ihrer Insel. Die Legende besagt, dass die Insel im Ozean versank und nie wieder auftauchte. Das Buch verschwand mit samt den Drachen und dem Jungen und wurde bis heute nicht gefunden.«
»Wow! Das nenn ich mal eine Geschichte«
Diese Reaktion hatte Mika von seiner Legenden liebenden Besten Freundin erwartet.
Er blätterte vor auf die Seite mit den Drachenjägern, weil er unbedingt wissen wollte was mit ihnen geschehen war.
»Drachenjäger zählen zu den gefährlichsten und blutrünstigsten Menschen, die je gelebt haben«
»Ist doch schon ein toller Anfang für eine Geschichte« sagte Pan und brachte Mika kurz zum Lachen.
»Jeder versuchte sie zu meiden, wenn sie jedoch mal auf sie trafen, wichen sie aus und gingen sofort in die andere Richtung. Sie waren überall gefürchtet, auch wenn man sie nie persönlich traf, lief einem allein bei dem Namen, ein kalter Schauer über den Rücken«
»Was ist, wenn die Frau zu ihnen gehört?« fragte Pan verunsichert.
»Wenn die Frau zu ihnen gehört,dann sind wir... wie würdest du das jetzt am besten ausdrücken... Geliefert« Mika versuchte die ernste Lage mit etwas Humor aufzufrischen, was auch kurz funktionierte.
»Sie waren bekannt als Drachenjäger, da es ihr Ziel war jeden einzelnen Drachen zu töten und weg zu schaffen. Wieso? Das wissen nur sie selbst. Da Drachen, gar nicht so blutrünstig sind, wie sie immer dargestellt werden, hatten sie, so lang sie sie nicht wütend gemacht haben, keinen Grund ihnen etwas an zu tun. Das wussten die Drachenreiter, deswegen war es ihre Hauptaufgabe die unschuldigen Drachen zu schützen«
»Kurzer Stopp, bitte. Es gibt Drachenreiter, die alle Drachen versuchten zu schützen, aber keiner von ihnen schaffte es, ohne diesen komischen Jungen, von dem man überhaupt nichts weiß, der samt den Drachen verschwand. Dann gibt Drachenjäger die versuchten die Drachen zu töten. Aber dank dem Jungen schafften sie es nicht. Kurz gesagt, sie haben alle versucht die Drachen zu schützen oder zu bekämpfen, sind aber alle gescheitert, dank oder wegen dem Jungen. Habe ich das richtig verstanden?«
»Deiner Zusammenfassung nach, war alles von beiden Seiten umsonst. Die einzige Person, die geholfen oder überhaupt etwas gemacht hat, war der Junge, von dem man nichts weiß«
»Genau das stand in dem Buch« sagte Pan lachend, während sie weiter in dem Buch blätterte.
»Was bringen uns diese Informationen überhaupt? Ich meine die Drachen sind weg, genauso, wie der Junge. Die Jäger gibt es mit Sicherheit auch nicht mehr. Wenn, die Drachen weg sind, wen sollen sie dann überhaupt jagen?«, fragte Pan, als sie das Buch nach knappen sieben weitergeblätterten Seiten zugeschlagen hat.
»Wie bist du überhaupt auf das Buch hier gekommen?« fragte Pan, als sie aufstand und das Buch mit beiden Händen hochhob.
»Du liebst Legenden und ich - fantastische Tiere. Deswegen sind wir doch auch so ein gutes Duo« antwortete Mika lachend und stand ebenfalls auf.
»Nicht nur deswegen« widersprach Pan ihrem besten Freund.
Plötzlich ging die Tür zur Bücherei auf und Bertram kam den langen Gang entlang, der zum Kamin führte.
»Herr Mac Masters bittet sie zum Abendessen« sagte er, als er nur wenige Meter vor den Kindern stehen blieb.
»Wir kommen gleich« antwortete Mika.
Bertram verließ die Bücherei und Mika drehte sich kurz zu Pan: »Keiner darf von diesem Buch und den bisherigen Informationen erfahren. Deal?«
»Na, klar«
Pan entschied sich, das Buch mit in ihr Zimmer zu nehmen und es dort sicher aufzubewahren.

Mika ging währenddessen zu seinem Vater, in den Speisesaal oder wie er diesen Raum gerne nannte: "Saal, in dem für vier Personen viel zu viele Stühle stehen"
»Hallo, mein Sohn, geht es dir besser?«, fragte sein Vater besorgt und glücklich, als Mika den Speisesaal betrat.
»Ja alles gut« antwortete Mika und versuchte dabei nicht an den stechenden Schmerz in seiner Schulter zu denken.
»Na was gibt es heute Abend schönes?«
Das ist fast immer das erste, was man von Pan zu hören bekommt, wenn sie den Speisesaal betritt.
»Setzt dich doch erstmal hin Pan und dann lassen wir uns überraschen« antwortete Sam.
Während sie sich setzte, zwinkerten sie und Mika sich zu, als Zeichen dafür, dass das Buch sicher versteckt ist. Bertram kam mit dem Abendessen aus der Küche und die beiden griffen sofort zu.
Nach einiger Zeit der Stille konnte Pan sich nicht mehr halten und stellte die Frage, die Mika gehofft hatte nicht zu hören.
»Sam, hast du irgendetwas über die komische Frau rausgefunden?«
Doch Sam blieb stumm und tat so als hätte er die Frage nicht gehört.

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