Kapitel 17

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Aspen

"Nunja, da sein Zustand trotz der Not-OP und der auführlichen Versorung der Wunden nicht besser wird können wir im Moment eine Konterminierung durch Dritte nicht erlauben." erklärte die junge Blondine nach einem weiteren Räuspern, man sah ihr an das ihr nicht gerade gefiel was sie mir sagen musste und vermutlich noch weniger das sie mir das sagen musste. Denn sie hatte mir gerade damit verboten zu Taro zu können.

Sie wollten mich von meinem Taro fern halten, weil ich eine Gefahr für ihn darstelle. Zwar ihrer Auffassung nach nur, weil ich Keime zu ihm tranzportieren könnte, aber trotzdem stellten sie mich als Gefahr da. Dabei hatte ich ihn nur wieder haben wollen, damit ich ihn beschützten könnte.

Aber vielleicht hatten sie recht und man sollte Taro besser vor mir schützen, mit Blick zu Boden und geballten Fäusten die kraftlos sinken ließ stand ich da. Man sah mir an wie schlecht es mir damit ging, aber was wollten sie schon machen, ich durfte nicht zu Taro und vielleicht war es wirklich besser für ihn.

In meinem Kopf ratterte es ob mir etwas einfiel woran es liegen könnte, dass es ihm trotz der medizinischen Versorgung nicht besser ging. Er war zwar ein Omega und heilte deswegen schlechte, aber sonst war er doch eigentlich gesundheitlich immer ganz gut dargestanden. Er hatte auch längst nicht mehr ganz so abgemagert gewirkt, zudem würden sie ihn sicher ausreichend mit Nährstoffen versorgen. Was fehlte ihm, warum ging es ihm nicht besser obwohl es ihm eigentlich besser gehen müsste.

Tief in meine Gedanken versunken hatte ich völlig vergessen, dass die junge Frau noch immer im Raum stand und erst als sie dann meinte das sie jetzt gehen würde sah ich wieder auf und sie an. "Kann ich ihn vielleicht trotzdem sehen? Und wenn es nur vom Flur aus ist." fragte ich dann, denn ich wollte ihn sehen, vielleicht würde mir was einfallen. Vielleicht könnte ich was für ihn tun, damit es ihm wieder besser gehen würde.

Sie schien erst zu überlegen, aber scheinbar klang ich selbst schon so betrübt, dass sie es mir nicht abschlagen wollte. Mit einem Nicken gab sie mir das Zeichen ihr zu folgen, was ich auch sofort tat. Ich folgte ihr durch dieses polarweiße und sterile Gebäude. Ich hasste diese Atmosphäre, ich hatte das Gefühl hier zwischen den weißen Wänden gefangen zu sein, mein Geruchssin benebelt von Desinfektionsmittel und einem widerlichen Geruch, denn nicht mal das Desinfektionsmittel übertünchen konnte. Aus allen Gängen stank es nach Krankheit und Tod.

Dieser Geruch durchflutete meine Nase und nahm mir fast die Luft zu atmen, ich hielt das nicht so wirklihch gut aus, aber ich klammerte mich an den Gedanken, dass ich für Taro hier war und nur für ihn. Und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass mir dieser Geruch gerade Taro wegnahm, ich hatte den süßen Geruch von ihm verloren und er war nun überdeckt von dem Gestank der Toten und Kranken die hier lagen und dem medizinischen Geruch der Ärzte, die ihre eigenen überdecken.

Dieses Gebäude war seltsam und vor allem kam in mir jetzt wieder ein anderer Gedanke auf, im Grunde hatte ich bis jetzt noch nie so viel zu tun mit Taro wie jetzt. Im Lager war ich ihm nur hin und wieder über den Weg gelaufen und abgesehen davon das er ein Omega und Teil meines Rudels war wusste ich fast nichts über ihn. Es war so seltsam, über all die anderen wusste ich so viel, selbst über den anderen Omega wusste ich mehr als über Taro und trotzdem verzehrte sich meine Seele nach ihm.

Ob die Mondgöttin mich hatte bestrafen wollen, obwohl es doch eigentlich ein Geschenk war? Immerhin war Taro so rein optisch genau mein Typ, auch wenn mir das nie so bewusst gewesen war. Ich kannte ihn eigentlich kaum, ich wusste nur wie lang er auf der Schule gewesen war, das er dort nicht sonderlich gut war und das Maila mich umbringen würde, wenn ich ihn nicht wieder mitbringen konnte.

Ich hatte mich nie um ihn gekümmert, er war mir immer egal gewesen wenn er gerade nicht im Weg stand. Wie hatte er mir so egal sein können, er war ein Teil des Rudels. Hatte ich nicht den Jungwölfen noch gepredigt, dass wir nur als Rudel stark waren indem wir alle zusammen halten und dafür kämpfen niemanden allein zu lassen? Ihn hatten ich allein gelassen, schlimmer noch ich hatte ihn davon gejagt. Es war meine Schuld, ob ich das wollte oder nicht.

In den Gedanken und Selbstzweifeln wieder völlig verschwunden hatte ich meine Orientierung in diesem Gebäude längst verloren, hier sahen eh alle Gänge gleich für mich aus. Wir blieben vor einer Tür stehen und die Ärztin sah mich an "Sie dürfen noch mit bis auf den Gang, aber nicht ins Zimmer." erklärte sie mir und öffnete die Tür. Es schien ein kleiner Eingang zur Intensivstation zu sein. Denn wir kamen direkt auf den Gang von dem aus ich durch die Glasscheibe zu Taro sehen konnte, die anderen blendete ich aus.

Leichenblass lag sein Körper scheinbar unbeweglich in dem schneeweißen Bett, noch immer hatte er einen Verbad um den Kopf, der genauso kalt strahlte wie das Leintuch auf dem er lag. An den Händen hatte er Zugänge für die Infusionen bekommen und noch immer versorgte ihn eine Sauerstoffmaske, damit er nicht doch noch erstickte. Noch immer sah ich kaum Bewegung in seinem Brustkorb und starrte dann auf das Gerät das seine Herzschläge zeigte.

So wie er da lag sah es fast als würde er einfach nur schlafen, wenn man das ganze medizinsche Gedös weg tat. Er schlief und scheinbar konnte mir keiner sagen wie lang mein Dornröschen schlafen würde, bis es wieder wach werden würde.

Stunden vergingen und ich starrte noch immer durch das Glas das mich von ihm trennte zu ihm und dem Gerät, das mir sagte das er noch am Leben war.

Gefährten Re-WriteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt