A/N: ausnahmsweise mal im Fantasysetting und ausnahmsweise mal ein nicht extrem nerviger Flashy. Ausnahmsweise auch mal mehr als 3000 Wörter in dieser Sammlung...
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Polizeisirenen durchschnitten die Ruhe der Nacht, behandschuhte Hände wichen von der Klinke des Eingangstors der Villa zurück, während er versuchte abzuschätzen wie viel Zeit er noch hatte. Der Rucksack auf seinem Rücken wog schwer, würde ihn langsamer machen, jede Sekunde zu viel konnte ihn gefährden. Seit wann zog auch nur ein Bewohner dieses Hauses in Betracht die Polizei zu rufen? Sollten sie nicht eher versuchen möglichst viel Abstand zu dieser zu halten?
Wache, grüne Augen wanderten über die prunkvollen Verzierungen der Wände in der Empfangshalle. Es waren weniger geworden mit den Jahren, doch das feine Parkett und die edlen Rahmen der teuren Gemälde waren im gleichen Zustand, wie er sie damals zurückgelassen hatte. Nur die durch ihn verunstalteten Einzelstücke waren ersetzt wurden, scheinbar hatte auch hier keiner eine andere Lösung gefunden mit seinen Kritzeleien umzugehen. Permanentmarker waren aber auch einfach tolle Utensilien.
Er konnte ein überlegenes Grinsen nicht unterdrücken, als er dem Tor den Rücken zudrehte, die Sirenen waren deutlich zu hören, er hatte sich wohl zu sehr darauf verlassen, dass seine Familie immer noch Abstand von der Polizei hielt, doch er wusste, dass ihm auch heute nichts passieren würde. Ihm passierte nie etwas, niemand würde ihn wieder einfangen können.
Flynn schloss die Augen und machte einen tiefen Atemzug. Es gab keinen Grund nervös zu werden. Selbst wenn die Polizei das Gebäude stürmen würde; er wäre schneller weg, als irgendwer ihn würde finden können. Sobald er im Wald war, konnte er komplett unbemerkt fliehen, doch bis dahin musste er Geduld haben.
Sie waren selber schuld, wenn sie nicht aufhören konnten, ihn zu unterschätzen, ihn für einen normalen Kriminellen hielten, der sich eine zufällige Villa im Reichenviertel der Stadt ausgesucht hatte, um dort im Schutze der Nacht einzusteigen. Sie konnten aber auch nicht wissen, mit wem sie sich nun indirekt angelegt hatten. Seine Existenz war ein Problem, um das sie sich hätten kümmern sollen, als sie es noch gekonnt hatten.
Im oberen Stockwerk konnte er jetzt nun altbekannte Stimmen hören. Seine Mutter, seine Geschwister, Stephans laute Worte konnte er sogar verstehen, der Leibwächter würde wohl niemals flüstern können.
"Wer auch immer das ist, wird es bereuen, hier eingebrochen zu sein.", meinte der Mann und ihm antwortete eine unterdrückt panische Mädchenstimme, in der Flynn seine jüngste Schwester erkannte, doch ihre Worte blieben unverständlich. Ruhig sah er sich im Saal um, er wusste, wo die Fenster lagen, er hatte nichts zu befürchten. Noch bereute er nichts, seine Finger strichen sacht über das Amulett, das er dort gefunden hatte, wo seine älteste Schwester es gelassen hatte, bevor sie damals den Fehler machte ihrem gemeinsamen Vater zu vertrauen und in Flammen aufgegangen war.
Wut auf seinen Vater erfasste Flynn, seine Hand klammerte sich um die Halskette, die silbrigen Metallkettchen kalt an seiner Haut, während seine Fingerspitzen gegen den Anhänger stießen, der vom in der Dunkelheit von den nun bereits durch die Fenster scheinenden blauen Lichter, schimmerte.
Schritte auf der Treppe ließen Flynn in deren Richtung blicken, das Blaulicht fing sich in seinen Augen, und im nächsten Moment blickte er den beiden Personen entgegen, denen er einst so vertraut hatte, die sein Vertrauen mit Füßen getreten hatten, ihn verraten hatten, schuld waren, dass Flynn gezwungen war, wieder hierher zurückzukehren. Er hatte ihre Gesichter, ihre Reaktionen sehen wollen, wenn sie erkannten, dass er nicht tot war, dass die Medien gelogen hatten, dass sie ihn nicht loswerden würden, dass er immer noch da war, dass er nicht aufgeben würde, dass er ihnen mehr als je überlegen sein würde.
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Sky Tales - Meine Kurzgeschichtensammlung
RandomMeine Kurzgeschichtensammlung Das Cover passt farblich nicht wirklich zu der Atmosphäre, wenn man's genau nimmt.