Kapitel 3

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Max

Eigentlich wollte ich bei meinen Eltern nur kurz durch schauen um einen klaren Kopf zu bekommen. Doch das Sahneschnittchen am Ende des Küchentresens hellt meine Stimmung wahrlich auf. Es war wie ein Stromstoß den mich getroffen hat als ich sie da sitzen sah.
Die Freundinnen meiner Schwester haben mich bisher nicht interessiert und auch dieses mal versuche ich desinteressiert zu tun.
"Hey, freut mich, ich bin Max."
Während ihre Wangen rot anlaufen strecke ich ihr meine Hand entgegen und wieder durchzuckt es mich.
Ihre Haut ist weich und ihr Händedruck angenehm, nichtsdestotrotz bringt sie nicht mehr wie ein Nicken zustande.
Langsam lasse ich meine Augen über ihr Gesicht wandern, große ausdrucksstarke dunkle Augen umrahmt von dichten Wimpern, eine gerade Nase und die heißesten rosa Lippen die ich je gesehen habe. Ihre welligen Haare enden knapp auf ihrer Schulter und mein Blick bleibt einen Moment an ihrem Schlüsselbein hängen.
Obwohl das T-Shirt keine allzu großen Einblicke frei gibt lässt der asymmetrische Schnitt eine nackte Schulter heraus blitzen.
Mein Mund ist mit einem Schlag staubtrocken und ich atme tief durch.
Während meine Schwester quasselnd auf mich einredet, setze ich meine Musterung fort. Die Kurven die sie mir weiter bieten sind schon fast sündhaft und ich wende den Blick ab und versuche mich auf Evas Geplapper zu konzentrieren.
"Oder willst du zu Mama?", ist das einzigste was tatsächlich in meinem Gehirn ankommt.
"Was?", frage ich verwirrt, im Moment hab ich keine Ahnung von was sie gerade redet.
"Ob du zu Papa willst oder zu Mama ? Sie müsste in einer Stunde kommen aber auf Papa kannst du noch lange warten.
Alles okay bei dir, du wirkst ein wenig durcheinander."
"Nein schon gut, ich rufe vielleicht später einfach an."
"Na gut, gehst du jetzt in die WG oder gehst du zu Sofia?"
"Ich muss in die WG, ich hab noch ein paar Unterlagen zum durcharbeiten.
Ach bist du jetzt an der großen Geburtstagsparty da, oder verdrückt du dich?"
Glücklich grinsend pendelt ihr Blick zwischen mir und ihrer Freundin hin und her.
"Soeben habe ich beschlossen hin zu gehen, nur diesmal habe ich Unterstützung."
"Was soll das heißen?" Ich ahne schon was sie sagen will.
Doch in diesem Augenblick steht Raina von ihrem Barhocker auf und tragt ihr leeres Glas zur Spüle, neben Eva bleibt sie stehen und zwickt diese leicht in die Seite.
Der Duft von Vanille hängt in der Luft und ich atme automatisch tiefer ein.
Sie ist größer als ich erwartet habe, nur wenige Zentimeter kleiner als ich selbst und sie hat deutlich mehr Kurven als überlichtweise in mein Beuteschema fallen würde. Wieso ich meinen Blick kaum von ihr lösen kann ist mir ein Rätsel.
Erst das behaarliche Klingeln aus meiner Tasche löst mich aus meiner Starre.
Mit einem leisten Knurren lasse ich mein Smartphone wieder zurück sinken und lasse es klingeln. Mit Sofias Vater werde ich mich jetzt nicht auseinandersetzen. Die ganze Woche folgt ein Anruf auf den nächsten.
"Willst du nicht ran gehen?"
"Nein, schon gut. Ich kümmere mich später darum. Kommst du jetzt zur Geburtstagsfeier?"
Die funkelnden Augen meiner Schwester sprechen Bände.
" Raina wird mich begleiten, also werde ich kommen. Dann kann unser Vater soviele single Praktikanten abschleppen wie er will."
"Und was soll das nützen? Oder seit ihr etwa zusammen?"
Meine Augen wandern ein weiteres Mal eindringlich über Rainas Körper.
Mit einem schnauben boxt Eva mich gegen den Oberarm. Auch Raina entfährt ein Keuchen, was sich unglaublich sexy anhört.
"Nein, ich stehe bestimmt nicht auf Frauen."
Um ihre Meinung zu unterstreichen verschränkten Raina ihre Arme unter der Brust.
Dieser Anblick bringt mich kurz aus dem Konzept.
"Ach ja, gut zu wissen."
Du meine Güte, woher kommt das auf einmal.
"Max", kreischt meine Schwester mir uns Ohr, "ich werde Raina nicht als Partnerin ausgeben. Sondern wir halten uns einfach die unerwünschten Jungs vom Leibe und genießen einen netten Abend. Außerdem was interessiert es dich. Du hast ja schließlich Sofia dabei."
Fast gewaltsam muss ich den Impuls unterdrücken meine Augen zu rollen.
Als ich mich damals während des Abitur mich in Sofia verliebt habe, waren wir unzertrennlich. Sie war das hübscheste Mädchen in der Klasse, nein sogar auf der ganzen Schule. Sie sah immer wie ein Engel aus, ihr blondes langes Haar und ihre großen blauen Augen. Wir wollten nach unserem Abschluss gemeinsam zur Uni, unsere Pläne waren groß, doch dann kam es anders als erwartet.
Heute allerdings habe ich das Gefühl als würde sie mir die Luft atmen abschnüren und nicht nur sie, auch ihr Vater.
"Max, was ist nur los? Du bist wirklich nicht ganz bei der Sache." Der verdutzte Ausdruck meiner Schwester, bringt mich zum lächeln.
"Entschuldige ich steh einfach mächtig unter der Druck im Moment. Dann sehen wir uns ja spätestens auf der Feier und ja ich bringe Sofia mit, das ist doch selbstverständlich."
Meine Stimme klingt fest und bestimmend, obwohl ich mich nicht so fühle.
"Okay ,soll ich ausrichten das du da warst."
"Nein, passt schon Genovefa, ich werde jetzt gehen."
Diesmal bekomme ich einen harten Boxhieb von meiner Schwester und mir entweicht die Luft aus der Lunge. Japsend lasse ich mich an den Tresen sinken und lache belustigt auf.
Ich wusste genau das sie auf ihren vollen Namen so reagieren würde.
"Genovefa? Wie jetzt?"
Raina lässt ihren Blick zwischen uns Geschwistern hin und her schwingen.
Mit knallroten Wangen sieht meine Schwester mich an und nuschelt.
"Vielen Dank auch Maximilian, du weißt wie sehr ich meinen Namen hasse."
Mein Gelächter bricht gar nicht mehr ab.
"Na gut, ich sage es jetzt genau einmal. Meine Eltern haben sich bei meiner Geburt tatsächlich die abscheulichkeit von einem Namen ausgedacht und mich Genovefa getauft. Aber ich kann diesen Namen nicht ausstehen und deshalb verrate ich es auch niemand. Mein Spitznamen war schon immer Eva und damit kann ich leben. Also vergiss es wieder und zwar ganz schnell."
Mit erhobenen Fingern zeigt Eva auf ihre Freundin ,die krampfhaft versucht ein Kichern zu unterdrücken.
"Genovefa,  du Ärmste."
Sie steigt in mein Lachen mit ein, der Klang ihrer Stimme ist wundervoll.
Mich kurz darauf von den beiden zu verabschieden fällt mir schwer, weil ich mich schon lange nicht mehr so frei und zwanglos gefühlt habe.

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