Definierung kritisieren und beschimpfen; Ausländerfeindlichkeit und Homophobie

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Viele Menschen, vor allem jüngere Leute, aber natürlich auch ältere benutzen Schimpfwörter. Und wenn ihr ganz ehrlich seid: Tut das nicht jeder?

Sei es die Englischlehrerin, die gefühlt dreißig Hausaufgaben gleichzeitig aufgibt, der Chemielehrer, der den Stoff extrem schnell durchmacht, oder gar der Direktor.
Vielleicht andere Leute, vielleicht sogar euer Chef?
Oder ihr beschwert euch über die Bank.
Die Politik.
Die Wirtschaft.
Die Menschheit.
Das Universum.

Ja, es gibt so viele Sachen, die man beschimpfen kann.
Man kann alles auf der Welt beschimpfen: Menschen, Pflanzen, Atome, ...
Doch habt ihr einmal darüber nachgedacht, was so eine Beschimpfung auslösen kann?
Damit meine ich nicht Diskussionen, hierbei gibt es einen großen Unterschied.
Hierbei ein Beispiel, damit ihr versteht, was ich meine:

Jemand, der etwas beschimpft, der würde das zum Beispiel sagen:

,,Ich hasse Ausländer, sie nehmen doch alle Arbeitsplätze weg! Die gehören alle abgeschoben! Sie gehören nicht in unser Land!"

Jemand, der etwas kritisiert oder auch als negativen Punkt in einer höflichen, vollständig ernstgenommene Diskussion einbringt, würde dies anders formulieren, zum Beispiel so:
,,Ausländer könnten eine Gefährdung der Arbeitsplätze in unserem Land mit einbringen. Es stellt sich zur Frage, ob wir wirklich so viele Flüchtlinge aufnehmen sollten."

Versteht ihr den Unterschied?
Die richtige Wortwahl macht es aus, und dass, obwohl in beiden Aussage eigentlich dasselbe Problem behandelt wurde.
Nun, welches ist höflicher? Welche Aussage findet ihr sympathischer? Welches macht für euch den Eindruck, dass die Person Flüchtlinge zumindest respektiert?
Wahrscheinlich die zweite Aussage.
Versteht ihr, was ich meine?

Ausländer werden häufig als Problem gesehen.
Das ist falsch, meiner Meinung nach.
In jedem steckt zumindest ein bisschen etwas Gutes.
Und ganz ehrlich, nicht immer die Ausländer sind schuld an allem.
Wenn ein Einheimischer eine kriminelle Tat begeht, wird das selten so hoch gepusht, wie es passieren würde, wenn dieselbe Tat ein Ausländer begehen würde.

Hierbei stellt sich die Frage:
Warum denken Menschen so?

Eine Frage, die wahrscheinlich nie so wirklich beantwortet werden kann.
Vielleicht, weil man sich an sein Land gebunden fühlt, und daher eher tendiert, andere, die nicht aus dem Land stammen, zu beschuldigen, oder einfach einen größeren Hype daraus zu machen.

Generell ist Beschimpfung (auch in der stärkerer Form Mobbing) teilweise ein großes Problem.
Hierzu möchte ich euch wieder ein Beispiel nennen:

Wie einige vielleicht wissen, gehe ich noch zur Schule, die Mittelschule habe ich schon abgeschlossen.
In meiner Klasse gibt es einige Jungs, die homophob sind, oder sich zumindest so darstellen.
Diese Personen benützen schwul als Schimpfwort, denken, es sei wirklich eine Schade, wenn man ein Junge ist und auf dasselbe Geschlecht steht.
Als ich das zum ersten Mal gehört habe, war ich schockiert, ich konnte mich echt nicht in sie hineinversetzen.
Was geht bei ihnen im Kopf ab, wenn sie so denken?
Wie fühlen sie sich dabei, so etwas zu sagen?
Fühlen sie sich besser?
Stolz?
Das war eigentlich der Punkt, der mich dazu gebracht hat, anzufangen, dieses Buch hier zu schreiben.
Ihre Beschimpfungen sind äußerst unhöflich formuliert, hier einige Beispiele:
,,Alter, das sieht so mega schwul aus"
,,Der Typ ist so schwul, ich schwör, Digga"
,,Der Zettel sieht so schwul aus"
Ja, all die Sätze wurden wirklich gesagt.
Auch der Letzte [bei dem ich mir sehr frag, ob Zettel jetzt auch schon Beziehungen eingehen...nein, das will ich mir nicht vorstellen...].
Doch es geht noch weiter, diese Behauptungen mit einem angeekeltem Unterton sind nicht das Einzige, das sie zu bieten haben.
Es geht noch weiter von Körperverletzung, Nötigung, sowie sogar Morddrohungen.
Auch wenn sie nur in der Klasse und nicht immer direkt zu Leuten gesagt wurden (hoff ich mal), geht das eindeutig zu weit.
Niemand ist krank, nur weil er/sie auf dasselbe Geschlecht steht.
Niemand.
Liebe ist Liebe.

Ich begann mehr darüber nachzudenken.
Woran konnte das liegen, dass sie das denken?
Waren sie die Einzigen, die so dachten?
So startete ich ein kleines Selbstexperiment.
Ich musste auf den Bus warten, und so hörte ich statt Musik, wie ich es eigentlich jeden Tag mache, mal genauer hin, was die anderen alle aus den unterschiedlichsten Klassen meiner Schule und einer anderen Schule so redeten.
Insgesamt vier Mal fiel das Wort schwul als Beleidigung von unterschiedlichen Gruppen, die miteinander redeten.
An der nächsten Bushaltestelle war es drei Mal der Fall.
Und im Bus zwei Mal.
Also wurden insgesamt neun Mal schwul/ Schwuchtel als Beleidigung (soweit ich es mitbekommen habe) benutzt, lesbisch/ Lesbe jedoch gar nie [es sei denn, man zählt hinzu, dass ein Typ aus meiner Klasse meine beste Freundin und mich als schwul bezeichnet hat]
Auch die nächsten Tage hörte ich immer wieder schwul als Beleidigung, nie jedoch lesbisch.

Durch dies lässt sich schließen, dass viel mehr Homophobie gegen Männer und Jungs gerichtet wird als gegen Frauen oder Mädchen.
Oder alle haben wie der eine Typ aus meiner Klasse eine fehlende allgemein Bildung, die mit 14/15 schon vorliegen sollte.
[Was zumindest auf die Typen aus meiner Klasse teilweise zutrifft].

Generell ist der Spalt in unserer Klasse ziemlich groß, was Toleranz betrifft.
Wir sind 22 Leute in der Klasse (alle zwischen 14 und 15) davon sind:

- ~36 % tolerant, was Homosexualität betrifft

- ~27 % überhaupt nicht tolerant, was Homosexualität angeht

- Und von den restlichen 37 % weiß ich es nicht, da wir uns alle erst seit September kennen.

Warum ist eine gute FrageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt