Türchen 23 (Namjin)

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Es ist wieder so weit.
Das wird Kim Seokjin schmerzhaft bewusst, als er die kleine Zahl auf dem letzten, noch verbliebenen Kalendertürchen betrachtet.

24 ....Heilig Abend...

Seufzend öffnet er es und steckt sich, das zum Vorschein kommende Stück Zartbitterschokolade, in den Mund.

Es ist schon ein Wunder, dass er sich von Jungkook hat überreden lassen, einen von diesen bunten Pappkartons zu kaufen. Immerhin ist seinem besten Freund bewusst, dass er alles, was auch nur im geringsten mit
Weihnachten zu tun hat, hasst.

Kein Wunder, denn an wem würde es schon spurlos vorbeigehen jedes Jahr aufs Neue allein zu sein. An Heilig Abend nichts besseres zu tun zu haben, als immer den selben, öden Film zu gucken, da im Fernsehen nur Weihnachtsschrott läuft, und Popcorn in sich hinein zu stopfen, bis einem schlecht wird. Genau so ergeht es Jin. Während andere mit der Familie Weinachten feiern und das lang ersehnte Zusammensein genießen, hat seine Mutter zu wenig Geld, um ihn besuchen zu kommen.

Natürlich hat Jungkook ihm schon des öfteren angeboten, über die Weihnachtszeit einfach zu ihm und Kim Taehyung zu kommen, was Seokjin auch des öfteren in Erwägung gezogen hat.

Jeon Jungkook ist eben die einzige Person, auf die er sich wirklich immer verlassen kann. Er ist wie ein Bruder für ihn.

Und genau aus diesem Grund lautet seine Antwort jedes Mal aufs Neue 'Nein'. Er weiß, wie selten Kookie seinen Freund Tae sehen kann. Homosexualität wird in ihren Elternhäusern nicht sonderlich gut geheißen und so versuchen beide wenigstens an Weihnachten etwas Zeit mit einander verbringen zu können. Jin wäre da nur fehl am Platz... Das weiß er.

-
Ein himmlischer Duft von Orange, Ingwer und Vanille springt Jin förmliche entgegen, als er die Tür zu dem kleinen Teeladen, drei Straßen weiter von seiner Wohnung, öffnet. Mit einem freundlichen Lächeln erwidert Jin die herzliche Begrüßung, der kleinen, etwas molligen Verkäuferin und sieht sich um.

Welche Sorte würde Mum wohl am besten schmecken?

Nachdenklich schlendert er von einem Teeregal zum nächsten, immer bemüht allein durch das Lesen der Namensschilder zu ermitteln, welche Mischung sich wohl dahinter verbergen mag... Ohne Erfolg.
Was soll man auch bei Namen wie Woori oder Gabac Ha denken?

Nach kurzer Zeit scheint die Verkäuferin Seokjins Ratlosigkeit zu bemerken und empfiehlt ihm eine ihrer neusten Kreationen.
"Es ist ein Mix aus Orangenschalen, geriebenem Ingwer und einem Hauch von Vanille." Neugierig riecht der große, braunhaarige junge Mann an dem Teebeutel.

Hmmm derselbe wohl riechende Duft wie von eben.

"Davon nehme ich eine Packung." Zufrieden damit ein schönes Geschenk für seine Mutter gefunden zu haben, verlässt Seokjin den Laden wieder in die kühle Abendluft.
Müde streckt er sich und schlendert an den beleuchteten Geschäften entlang, die natürlich mit Weihnachtsdeko ausgestellt sind.

Wie aus dem Nichts überkommt Jin plötzlich so ein unbehagliches Gefühl, dass ihn jemand beobachtet.

Komisch...

Verunsichert geht er weiter und lässt seinen Blick durch die Menge schweifen, bis er plötzlich abrupt stehen bleibt.

Ein paar Meter weiter, an der gegenüberliegendenden Mauer eines Hauses haben drei Gestalten Jins Aufmerksamkeit erregt. Sie blicken geradewegs in seine Richtung, starren ihn förmliche an und, auch wenn es durch die Dämmerung nicht einfach zu erkennen ist, entgeht ihm ihr höhnisches und vor Genugtuung triefendes Lächeln nicht.

Was hat das zu bedeuten?

Einen kurzen Augenblick geschieht nichts. Keiner scheint irgendwelche Anzeichen zu machen sich zu rühren, was Jin die Möglichkeit gibt, die Fremden etwas genauer zu betrachten. Ihm ist schon vorher aufgefallen, dass der eine, etwas kleinere, auffällig rosane Haare hat.
Die andern beiden waren lediglich größer, nur....

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